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Aus dem GERICHTSSAAL: „Plötzlich ging es so richtig los“ Vier Monatsgehälter Strafe für Disko-Prügelei

„Wir haben uns so lange gedroschen, bis die Türsteher kamen“, gesteht Marcel M.* (23) freimütig.

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„Wir haben uns so lange gedroschen, bis die Türsteher kamen“, gesteht Marcel M.* (23) freimütig. „Ich hätte nach dem ersten Schlag aufhören sollen.“ Die Einsicht des Angeklagten kommt zu spät. Der Staatsanwalt beantragt eine Geldstrafe von vier Monatsgehältern wegen gefährlicher Körperverletzung gegen Marcel M. Das Gericht stimmt dem zu. Im Fall des bereits wegen mehrerer Gewalttaten Vorbestraften sind das 4800 Euro.

Nach der letzten Verurteilung habe er seine Fäuste eigentlich im Zaum halten wollen, berichtet der gelernte Kfz-Mechaniker. Dass er seinem Kontrahenten Robert R. in der Nacht des 16. September 2006 in der Disko die Nase blutig schlug, ihm zudem weitere Boxhiebe gegen den Kopf versetzte, die ihn zu Boden schickten, tue im leid, beteuert Marcel M. Angefangen habe alles damit, dass die Schwester von Robert R. die Familie des Angeklagten beleidigte, ihn gar ins Gesicht schlug, erzählt Marcel M. „Dann holte Robert aus, um mir ein Ding zu verpassen. Das habe ich abgewehrt. Plötzlich ging es so richtig los.“

Robert R.* hat eine etwas andere Sicht auf die Geschehnisse jener Herbstnacht. „Meine Schwester sagte mir, sie sei vom Angeklagten beschimpft worden. Dann bin ich hin, um ihn zur Rede zu stellen“, erinnert sich der 22-Jährige im Zeugenstand.Unvermittelt habe ihm Marcel M. einen Fausthieb aufs Ohr versetzt. „Ich bin hingefallen. Als ich mich wieder aufgerappelt hatte, kriegte ich von ihm weitere Schläge. Ich habe versucht, mich zu wehren. Aber das klappte nicht.“ Aus dem Augenwinkel habe er gesehen, wie der Kumpel des Angeklagten seine Schwester am Wickel hatte. Danach habe er das Bewusstsein verloren.

„Marcel M. sagte zu mir, du bist das Allerletzte“, berichtet Rabea R.* (28), im Zeugenstand. Daraufhin habe ihr Bruder Robert erklärt, Marcel könne sich alles erlauben, nur nicht seine große Schwester beleidigen. „Erst hatten Robert und Marcel ein lautstarkes Streitgespräch. Dann hat er meinen Bruder verprügelt.“

„Rabea hat den Angeklagten mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Ich zog sie von ihm weg, da ging sie auf mich los“, schildert der Kumpel von Marcel M. den turbulenten Disko-Besuch. „Ich war erstaunt, wie ein zartes Wesen so zulangen kann. Außerdem hat sie mich noch gekratzt und mir das Hemd zerrissen.“ Derart beschäftigt habe er die Auseinandersetzung zwischen Marcel und Robert nicht verfolgen können.

„Beim ersten Schlag des Angeklagten könne man noch an Notwehr denken“, äußert die Richterin. Danach habe Marcel M. überreagiert. Das müsse mit einer empfindlichen Geldstrafe geahndet werden (*Namen geändert). Hoga

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