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Startprobleme. Nach anfänglichen Schwierigkeiten fühlt sich die 13-jährige Maria Brunlehner aus Mombasa immer wohler in ihrer neuen Heimat Potsdam.

© Luisa Müller

Sport: Plötzlich war sie da

Die 13-jährige Maria Brunlehner kam im Sommer aus Mombasa und schwimmt nun in Potsdam

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Mathias Pönisch, Lehrertrainer für Schwimmen an der Sportschule in Potsdam, steht am Beckenrand und gibt seinen Schülern Kommandos. Hin und wieder mischen sich englische Zurufe in seine Ansagen. Diese gelten der Neuen in der Trainingsgruppe der 12- und 13-jährigen Schwimmer und Schwimmerinnen am Olympiastützpunkt Potsdam: Maria Brunlehner. Maria ist 13 Jahre alt, Afrikanerin und stand Mitte August plötzlich im Sekretariat der Sportschule.

Ihr Name klingt zwar sehr deutsch, aber verstehen kann die 13-Jährige die deutsche Sprache noch nicht. Sie spricht nur Englisch. Brunlehners Vater ist gebürtiger Deutscher. Deswegen besitzt sie auch einen deutschen Pass und hat damit ein Recht auf einen Schulplatz in Deutschland. „Meine Eltern meinten, wenn ich im Schwimmsport erfolgreich sein will, wäre es eine gute Idee, nach Deutschland zu gehen“, erzählt die noch sehr schüchternde Nachwuchssportlerin. Daraufhin packte sie ihre Sachen und kam gemeinsam mit ihrer Mutter nach Potsdam.

Um an der Eliteschule des Sports aufgenommen zu werden, bedarf es allerdings einer Empfehlung des Landesstützpunktes. „Am Anfang hatte ich meine Zweifel an ihrer Leistung“, erzählt Brunlehners jetziger Coach Pönisch. „Ihre erste Trainingswoche hier war sehr schlecht.“ Dennoch entschied sich der Lehrertrainer für ein Empfehlungsschreiben und behielt die Schwimmerin in seiner Trainingsgruppe. „In ihr steckt definitiv Potenzial“, sagt Pönisch. In ihrer zweiten Übungswoche erzielte Brunlehner dann auch schon viel bessere Leistungen. Später stellte sich heraus, dass die Deutsch- Kenianerin anfangs große Angst in Deutschland hatte und deswegen so schlechte Trainingsergebnisse erzielte. Mittlerweile ist Maria sehr gut in die Trainingsgruppe integriert. Besonders die anderen Mädchen kümmern sich um den Neuling. „Am Anfang standen wir vor unheimlich vielen Problemen“, berichtet Pönisch. Maria hatte beispielsweise noch keine Essenskarte für die Schulmensa. Also holten die Mitschüler mit ihren Tellern Nachschlag für sie. Auch die Orientierung in der Stadt fiel der jungen Sportlerin schwer. Sie wusste nicht, wie sie mit dem Bus oder der Bahn fahren sollte. Und im Schulunterricht verstand sie gar nichts. „Die Sprache ist wirklich das Schwierigste momentan. Und es ist sehr kalt“, sagt Maria, die noch nie in ihrem Leben Schnee gesehen hat. Ihr Lieblingsfach ist Englisch. „Da verstehe ich wenigstens etwas.“

Bei ihren ersten Schwimmwettkämpfen in Deutschland schnitt Brunlehner allerdings ziemlich gut ab. „Auf den kurzen Distanzen ist sie die Beste in Brandenburg“, sagt Trainer Pönisch. „Im Ausdauerbereich hat sie allerdings noch Nachholbedarf. Daran müssen wir in den nächsten Wochen und Monaten hart arbeiten.“ Denn im kommenden Jahr gehört Brunlehner bereits der Altersklasse an, die bei den Jugend-Europameisterschaften starten kann. „Bis dahin müssen wir sie richtig fit kriegen“, erklärt der 54-Jährige das Ziel.

An der Sportschule bekommt Maria zusätzlich zum normalen Unterricht auch Nachhilfestunden in Deutsch. Außerdem lebt sie im Internat, um im täglichen Umgang mit den Mitschülern die Sprache schneller erlernen zu können. Obwohl sie gemeinsam mit der Mutter eine Wohnung in Wilhelmshorst gemietet hat und damit eigentlich keinen Anspruch auf einen Internatsplatz hat, ermöglichte ihr die Schule diesen. „Ich bin der Internatsleitung sehr dankbar, dass sie uns diese Möglichkeit gegeben haben“, sagt Pönisch.

Ein bisschen ängstlich wirkt Maria Brunlehner noch immer, wenn sie durch die Schwimmhalle am Luftschiffhafen läuft. Sie will allerdings für immer in Deutschland bleiben, um ihren großen Traum zu verwirklichen: besser zu sein als ihre große Schwester Sylvia. Diese gehört zu den derzeit erfolgreichsten Schwimmerinnen Kenias und startete zuletzt bei den diesjährigen Schwimm-Weltmeisterschaften in Barcelona.

Luisa Müller

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