zum Hauptinhalt

MEINE Woche: Polignano a Mare

Tags zuvor war ich irgendwo verbuddelt, irgendwo im Alltag, irgendwo in Potsdam. 24 Stunden später: Nach einer unruhigen Nacht in Flugzeugen und Zügen ist Endstation in Polignano a Mare in Süditalien.

Stand:

Tags zuvor war ich irgendwo verbuddelt, irgendwo im Alltag, irgendwo in Potsdam. 24 Stunden später: Nach einer unruhigen Nacht in Flugzeugen und Zügen ist Endstation in Polignano a Mare in Süditalien. Es ist schon spät, als wir uns in einer beschaulichen Wohnung nach einem guten Essen zu Bett legen. Wir alle sind Teilnehmer an einem Internationalen Theaterprojekt. Neben uns noch Spanier, Bulgaren und Italiener. Wir verstehen uns, lernen voneinander, werden unglaublich schnell Freunde. Spätestens am zweiten Tag legt sich dieses multinationale Potpourri junger Menschen wie ein schützender Schleier um mich, um jeden – so fühle ich. Die empfundene Schwere der deutschen Provinz blättert von mir ab wie vertrockneter Blätterteig, alle Knoten im Kopf lösen sich. Spätestens am vierten Tag habe ich das Gefühl dass, trotz langer, konzentrierter Arbeit, unsere Gruppe eine völlig andere Kraft bekommt – magische Energie. Abends geht man nicht mehr durch kalte geschäftige deutsche Straßen, nein wir schweben durch einen italienischen Traum, schweben durch die schneeweiße Altstadt auf den Klippen, durch verwinkelte Gassen, sehen hier und da herunter auf einen samtblauen Ozean. Wir proben in der Altstadt, machen Performance vor Passanten. Obwohl das Schauspiel am Tage merklich von den physischen Kräften zehrt, werden die Nächte kürzer: Jeder erkennt den Wert der Zeit, die wir hier verbringen. Auf dem Papier ist es ein Theaterprojekt, in meinem Kopf wird es immer mehr ein Geschenk. Das Meer wird wärmer, dass Essen immer besser, liebevoll zubereitete Italienische Speisen: Ist das Projektverpflegung oder ein Restaurantbesuch? Langsam überkommt mich Unbehagen: Ich will nicht weg, noch nicht. Die Aufführung des erarbeiteten Stücks wird großartig, am Morgen der Rückreise gibt es Tränen. Im Zug nach Rom denke ich daran, was für Chancen der Potsdamer Offene Kunstverein jungen Menschen wie mir mit so einer Reise eröffnet. Ich bin etwas schwermütig. Dann sagt jemand, dass das Projekt unser Leben verändert hat. Ich denke: „Ja, hat es“. Gut.

Maximilian Buschner, 19, ist Abiturient in Potsdam.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })