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Aus dem GERICHTSSAAL: Polizisten übel beschimpft

Bewährung und Geldbuße für betrunkenen Wüterich

Stand:

Den 21. Juli 2006 wird Hagen H. (42, Name geändert) wohl nicht so schnell vergessen. Im Zentrum-Ost sollte eine Bombe entschärft werden. Der Bäcker musste seine Wohnung verlassen. Das wurmte ihn. Deshalb ergab er sich wieder einmal dem Trunke, wachte erst auf der Polizeiwache auf – wie er behauptet. In der Zwischenzeit hielt der Schnauzbärtige die Polizei auf Trab. Vor Gericht holte ihn sein Ausrasten jetzt unerbittlich ein: Sechs Monate Freiheitsstrafe, ausgesetzt zu drei Jahren Bewährung, wegen Beleidigung und Widerstandes gegen die Staatsgewalt. Außerdem muss der wegen Bedrohung, Sachbeschädigung und diverser Verkehrsdelikte Vorbelastete 1000 Euro Buße zahlen.

„Ich habe damals eigentlich täglich getrunken, weil ich Stress mit meiner Partnerin hatte. Beinahe hätte ich noch meine Arbeit verloren“, erzählt Hagen H. „Inzwischen habe ich aber die Kurve gekriegt.“ So sehr er sich auch das Hirn zermartere, könne er sich beim besten Willen nicht erklären, wieso er sich am Tatnachmittag einer jungen Radfahrerin in den Weg stellte. Weshalb er die Polizisten, die der Bedrängten zu Hilfe eilten, als „Arschlöcher, Wichser und Idioten“ betitelte, gar die Hand gegen sie erhob, könne er ebenso wenig sagen. Und dass zur Blutentnahme außer dem Arzt mit der Kanüle fünf Beamte nötig waren, um den Wüterich zur Räson zu bringen, scheint ihm nun sehr peinlich zu sein. Ungläubig schüttelt er den Kopf, während Staatsanwalt Peter Mitschke die Anklageschrift verliest. Hagen H. hatte damals 2,27 Promille intus, lehnte die üblichen Untersuchungen kategorisch ab. Die Richterin zitiert aus dem ärztlichen Befundbericht: „Der Angeklagte litt unter Schweißausbrüchen. Er zeigte eine aggressive Grundhaltung.“

„Die Frau auf dem Rad konnte dem Angetrunkenen ausweichen. Wir entschlossen uns dennoch zum Eingreifen“, schildert der Zivilpolizist Oliver H. (40). Zuerst habe Hagen H. relativ ruhig reagiert. „Dann wurde er plötzlich aufbrausend, so als ob er einen schlechten Tag hätte. Er beleidigte uns mit den in der Anklage aufgeführten Worten und zielte mit der Faust in Richtung meines Kopfes. Ich konnte mich aber wegducken.“ Im selben Moment – so der Zeuge – seien auch schon die Kollegen der Wache Babelsberg eingetroffen, die er zur Unterstützung angefordert hatte. „Ich habe es noch nicht erlebt, auf diesem Level erniedrigt zu werden“, empört sich Roberto L. (48) vor Gericht. Der Kripo-Beamte war an jenem Abend mit Oliver H. unterwegs. „Der Angeklagte war betrunken, aber auf keinen Fall volltrunken“, schätzt er ein.

„Der Kollege Oliver H. wurde von einer Person angegriffen. Ich sprang aus dem Funkwagen und brachte den Mann zu Fall“, erzählt Andreas P. (35) von der Wache Babelsberg. Gemeinsam sei der Angeklagte dann gefesselt und in den Gewahrsam gebracht worden. „Dort spielte er weiter verrückt, wollte den Arzt mit der Spritze nicht an sich ran lassen. Den hat er auch noch beleidigt.“

„Ich möchte mich für mein Verhalten entschuldigen“, erklärt Hagen H. zerknirscht. Die Richterin entgegnet: „Eigentlich wäre jetzt eine Freiheitsstrafe fällig. Schließlich stehen Sie unter Bewährung.“ Doch weil Hagen H. Reue zeige und keinen Alkohol mehr trinke, solle er eine allerletzte Chance erhalten. Hoga

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