Sport: Positive Impulse
Nach dem UEFA-Cup-Aus hofft Turbine Potsdam auf Pokalsieg über Duisburg
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In sich zusammengesunken, die Finger der linken Hand vor den Augen – Bernd Schröder saß am Mittwochabend wie ein Häufchen Unglück auf seinem Trainerstuhl, nachdem Turbine Potsdam trotz eines 2:1 über Bröndby IF das Halbfinale des UEFA- Cups verpasst hatte. „Das war keine Resignation, sondern nur eine Momentaufnahme“, erklärte der 63-Jährige, angesprochen auf das oben zu sehende Foto, gestern. „Diese Körpersprache resultierte aus einer Situation, die für uns natürlich nicht erfreulich war und ist. Aber die Welt geht nicht unter, wenn wir auf die am Mittwoch gezeigten Leistungen aufbauen.“
Erstmals seit seiner Teilnahme musste sich der Deutsche Meister schon nach dem Viertelfinale von der europäischen Frauenfußball-Bühne verabschieden, auf die es nach dem gestrigen Ausscheiden auch des Pokalverteidigers FFC Frankfurt (siehe Seite 23) im nächsten Jahr keine sofortigen Rückkehr gibt. Dennoch gingen die Potsdamerinnen erhobenen Hauptes vom Rasen. Sie hatten die 0:3-Hinspielniederlage beim dänischen Titelträger zwar nicht mehr wettmachen können, aber daheim aus dem 0:1-Rückstand (45., Bettina Falk Jansen) dank der Tore Ariane Hingsts (49.) und Britta Carlsons (90.+2) zumindest noch einen Heimsieg gemacht.
„Wenigstens haben wir noch gewonnen“, atmete Hingst auf. „Wir haben uns bis zuletzt nicht aufgegeben und wurden dafür am Ende belohnt.“ Und Carlson meinte: „Die Mannschaft hat eine tolle Moral bewiesen.“ Sprach“s und richtete den Blick schon voraus auf den Sonntag, an dem Turbine ebenfalls daheim gegen den momentanen Bundesliga-Zweiten FCR Duisburg um den Einzug ins DFB-Pokal-Achtelfinale spielen wird. „Wir müssen das Positive aus der heutigen Partie dorthin mitnehmen – nämlich, dass wir mithalten können. Ich selbst nehme viel Selbstvertrauen mit ins Sonntagspiel.“
Darauf setzt auch Trainer Schröder, der gestern noch einmal betonte: „Nur mit unseren gegen Bröndby gezeigten kämpferischen Tugenden werden wir auch gegen Duisburg eine Chance haben. Wir müssen genauso fighten, denn unsere spielerischen Potenzen sind derzeit nicht so berauschend, um brillanten Fußball zu bieten.“ Am Abend nach dem Ausscheiden aus dem Europacup hatte er unumwunden zugegeben: „Mehr, als wir heute zeigten, können wir im Moment nicht.“ Das Mittelfeld – in dem derzeit die verletzte Navina Omilade fehlt – habe zuvor noch nie so wie am Mittwoch zusammen gespielt, und der Sturm sei insgesamt noch „zu grün hinter den Ohren“, erklärte der Coach, der im Angriff Anja Mittag schmerzlich vermisst. Die Nationalstürmerin hat nach ihrer Rückkehr vom kurzen Gastspiel bei QBIK Karlstad in Schweden ihre Knieverletzung auskuriert und ist wieder fit, erhielt vom Fußball-Landesverband aber erst ab Januar 2007 wieder eine Spielgenehmigung für ihren Heimatverein. Schröder widersprach vehement Spekulationen, Turbine plane die Verpflichtung der 64-fachen Nationalstürmerin Inka Grings – die sich in Duisburg mit Trainer Dietmar Herhaus überwarf (PNN berichteten) – in der Winterpause.
Trotz aller momentanen Schwächen ist sich Schröder sicher, ein Team der Zukunft zu haben. „Wenn von außen der Anspruch an unsere junge Mannschaft höher ist als der, dem sie gegenwärtig entsprechen kann, ist das nicht unser Problem“, meint er. Zu Turbines Ansprüchen gehört allerdings auch in dieser Saison das Erreichen des DFB-Pokal-Endspiels, dessen Teilnehmern 100 000 Euro und mehr durch DFB- und Sponsorengeldern winken. „Der DFB-Pokal hat bei uns Priorität Nummer eins“, unterstrich der Chefcoach gestern noch einmal. „Dabei geht es vor allem um das Image, mehr noch als um die finanziellen Aspekte. Wenn wir das Finale nicht erreichen sollten, brechen wir nicht finanziell zusammen, da wir in den letzten Jahren gut gearbeitet haben.“
Die „Torbienen“, die in den letzten beiden Spielen beim Hamburger SV (3:1) und nun gegen Bröndby eine Leistungssteigerung nachweisen konnten, wollen übermorgen dennoch mit aller Macht die Hürde FCR überspringen. Eine Hürde, die hoch ist. „Ich schätze Duisburg ähnlich stark wie Bröndby ein“, sagt Schröder über den Gegner aus dem Ruhrpott, für den mit Viola Odebrecht, Sonja Fuss und Lena Hohlfeld nun auch drei Ex-Potsdamerinnen spielen (siehe Kasten). „Die werden besonders motiviert sein“ glaubt Schröder, der seine Truppe gestern in Sauna und Solarium regenerieren ließ und heute wieder zum „normalen Training“ bittet und meint: „Die Belastung dieser englischen Woche werden wir verkraften.“
Das glaubt auch Britta Carlson. „Physisch“, sagt sie, „sind wir gerüstet. Das Spiel gegen Duisburg wird eher eine Kopfsache werden.“
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