DAS war’s: Post vom Trainer
Montags ist die Tastatur meines Handys im Dauerstress. Dann informiere ich alle Läufer, für die ich einen Trainingsplan geschrieben habe, per SMS, dass ihr Laufprogramm für diese Woche auf einem Online-Account fertig ist und auf freudige Umsetzung wartet.
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Montags ist die Tastatur meines Handys im Dauerstress. Dann informiere ich alle Läufer, für die ich einen Trainingsplan geschrieben habe, per SMS, dass ihr Laufprogramm für diese Woche auf einem Online-Account fertig ist und auf freudige Umsetzung wartet. Voraussetzung ist natürlich, dass ich die richtigen Handynummern habe und nicht abgelenkt werde wie am vorletzten Montag, weil ich darüber schreiben sollte, dass Babelsberg seinen Fußballtrainer beurlaubt hat.
Ich habe viele Telefonnummern. Meine Job-Kombination als Laufcoach und Journalist hat meinem Handy ein pralles Telefonbuch beschert. Schuld daran ist unter anderem ein Volontärslehrgang, den ich vor gut 15 Jahren besucht habe. Auf dem hat ein Dozent erzählt, dass er jede Visitenkarte behält, die er bekomme. Man könne ja nie wissen, wozu der Kontakt einmal wichtig sei. Weil der Dozent ein durchaus erfolgreicher Journalist war, hab ich das fortan auch so gemacht.
Jahrelang habe ich Visitenkarten gesammelt und verschiedene Ablagesysteme ausprobiert. Anfangs habe ich sie ganz beflissen in einen weinroten Visitenkarten-Kunstlederhefter sortiert. Dann kamen sie in einen Visitenkartenständer, dann schmiss ich sie lose in eine Plasteschale, aus der schließlich ein Schuhkarton wurde, in dem ich zunehmend chaotisch nach Kontaktdaten wühlte.
Heute werden ja immer seltener Visitenkarten getauscht, stattdessen Smartphone gezückt und Telefonnummern reingetippt. Ich mach das auch so. Mein Schuhkarton ist jetzt digital, sehr übersichtlich und zeitsparend. Manchmal geht es auch zu schnell. Bei der alphabetischen Namensliste habe ich mich schon einige Male in der Zeile vertan und die Trainingsplan-Info an den falschen Adressaten geschickt. So hat sich neulich ein Kollege in der Redaktion für den Trainingsplan bedankt, aber zugleich betont, dass er ihn garantiert nicht umsetzen werde. Unter M wie Meyer habe ich versehentlich unseren Sportredakteur informiert: „Trainingsplan ist drin!“ Unter Q habe ich nur zwei Namen – und habe prompt den Falschen erwischt: Vor Kurzem habe ich einem Polizeisprecher gesimst: „Hallo, Plan ist fertig, hau rein!“ Es gab keine Reaktion.
Anfang dieser Woche hatte ich ein Gespräch mit dem Vorstand des Babelsberger Fußballdrittligisten. Wir haben über Finanzen geredet und ob Babelsberg absteigt oder nicht und wie es um den Trainerposten steht. Und dann kam die Frage, wie wir in Kontakt bleiben können.
Ich hab jetzt die Handynummer vom Vorstand. Kann in den turbulenten Babelsberger Tagen ja nicht schaden, wenn er eine SMS bekommt: „Trainingsplan ist fertig und wartet auf freudige Umsetzung!“
Unser Autor ist freier Journalist und arbeitet als Lauf- und Fitnesstrainer. Er lebt in Potsdam.
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