Landeshauptstadt: Postkarten für Freier
WM-Aktion gegen Zwangsprostitution
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„Du musst hinschauen“, steht in weißen Lettern auf grasgrünem Grund. Der von Feldlinien umrahmte Aufruf in Postkartenformat richtet sich an Freier und wurde in 2000-facher Auflage gedruckt. Die in Potsdams Kneipen und Restaurants ausgelegten Karten sind Teil einer bundesweiten Aktion gegen Zwangsprostitution – initiiert vom Deutschen Frauenbund, mitgetragen vom Deutschen Fußballbund.
Man wolle die anstehende Weltmeisterschaft als Plattform nutzen, um auf die „moderne Form der Sklaverei“ aufmerksam zu machen, sagte gestern Elisabeth Schroedter, Bündnisgrüne und Mitglied im Europäischen Parlament. In der EU habe man bereits im März eine Resolution verabschiedet, die fordert, Opfern von Menschenhandel Schutz zu bieten. Mit den Postkarten wolle man über die Freier die Frauen erreichen, die ihren Körper gegen ihren Willen verkauften. Fußballfans und Spieler, die solche Dienste in Anspruch nähmen, sollten Verantwortung zeigen, so die EU-Parlamentarierin. Auf der Rückseite der Postkarten finden sich Indizien, die auf Zwangsprostitution hinweisen, zum Beispiel, wenn die Frau Spuren von Misshandlung aufweise oder nicht selbst über Umfang und Kosten der Dienstleistung verhandele. In solchen Fällen sollten die Freier die Polizei oder Fachberatungsstellen für Opfer von Menschenhandel informieren.
Der Kundenkontakt käme meist über Zeitungsannoncen zu Stande, in denen „junge Osteuropäerinnen“ ihre Dienste anböten, weiß Heiderose Gerber vom Frauenzentrum, die „Geschäfte“ fänden dann in Privatwohnungen statt. Das Gros der Frauen stamme aus der Republik Moldau und der Ukraine. Vielfach reisten sie mit Touristenvisa nach Deutschland ein. Seien diese abgelaufen, beginne der illegale Aufenthalt, die Frauen seien erpressbar. Schroedter bedauert, dass die Aktion auf die Dauer der WM-Zeit begrenzt sei. Sie wünsche sich darüber hinaus eine langfristige „Bewusstseinsbildung“. NIK
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