Landeshauptstadt: Potsdam auf Vogelgrippe „gut vorbereitet“
Bislang kein Auftreten der Seuche im Stadtgebiet / Züchter befürchten Nachfrageeinbruch bei Geflügel
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Bis zum Sonntagabend wurden im Potsdamer Stadtgebiet 91 tote Vögel gefunden. Dies teilte Rita Haack, Pressesprecherin der Stadtverwaltung gestern auf PNN-Nachfrage mit. Ein an Vogelgrippe verendetes Tier war bislang nicht darunter. Somit ist die Landeshauptstadt nach dem positiven Befund im brandenburgischen Landkreis Uckermark bislang noch frei vom Auftreten der grassierenden Geflügelinfluenza. Für den Fall, dass die Seuche Potsdam erreicht, erklärte gestern die Sozialbeigeordnete Elona Müller den PNN: „Wir sind gut vorbereitet.“ Maßnahmen wie das Einrichten von Sperrgebieten und die Installation von Seuchenmatten könnten sofort ergriffen werden.
In der Frage, ob auch Potsdam betroffen sein wird, herrscht unter den Geflügelhaltern der Stadt unterschiedliche Vorstellungen. Ernst Ruden aus Krampnitz hofft, dass die Vogelgrippe um Potsdam einen Bogen macht – „die Hoffnung stirbt zuletzt“. Gerhard Neumann vom Bornimer Erntegarten hegt dagegen keinerlei Illusionen: „Die Vogelgrippe wird bald vor der Haustür stehen.“
Einig sind sich aber beide Geflügelzüchter darin, dass die Seuche starke wirtschaftliche Auswirkungen auf die Kleinerzeuger haben wird. Durch die Stallpflicht werde laut Ruden „Opa und Oma, die noch ein paar Hühner haben, das Leben schwer gemacht.“ Seine Hühner seien alle im Stall, das Veterinäramt kontrolliere die seit dem 17. Februar geltende Stallpflicht. Ruden erklärt, beim Rinderwahnsinn BSE habe es auch erst eine Hysterie gegeben, dann habe kaum mehr einer darüber gesprochen. Nachdem Kleinbetriebe aufgeben mussten aufgrund der geringeren Fleischnachfrage, hätten die Großbetriebe die Preise steigen lassen. Ruden prophezeit, dass dies nun bei Eiern auch der Fall sein wird.
Geflügelzüchter Lehmann dagegen sieht in der Stallpflicht, „die einzige Maßnahme, die greift“ und zwar „zu unserem eigenen Schutz“. Den Nachfrageeinbruch, von dem Ruden sprach, sieht Lehmann jedoch auch auf seine Produkte zukommen. Normalerweise beginne er in den Sommermonaten mit der Mast von 500 Gänsen und 300 Enten für das Weihnachtsgeschäft. „In diesem Jahr werden wir nur ein Viertel der Gänse und Enten einstellen“, so Lehmann. Der Grund: „Die Leute werden lieber Schweinefleisch kaufen.“ Der Bornimer Landwirt ist sich sicher, wegen der „extremen Angst der Leute“ werde künftig weniger Geflügel und auch nur noch die Hälfte der Eier verkauft werden können. Dabei reiche ein Erhitzen des Fleisches oder der Eier auf 80 Grad, um etwaige Viren abzutöten. Aber, „die Masse der Leute hat kein Vertrauen“. Lehmann rechnet damit, dass die Vogelgrippe-Gefahr die nächsten drei bis fünf Jahre anhalten werde, bis „es sich in der Natur selbst bereinigt hat“. Lehmann hält wenig davon, beim Fund eines infizierten toten Wildvogels Sperrbezirke mit Fußmatten und Seuchenwannen einzurichten. Das könne die Weiterverbreitung nicht verhindern. „Gänse fliegen bis zu 300 Kilometer am Tag, deshalb sind Seuchenmatten wenig sinnvoll“, glaubt Lehmann.
Bis auf die Fahrrinne des Sacrow-Paretzer-Kanals sind die drei großen Potsdamer Wildvogel-Areale, der Schlänitzsee, die Wublitz und der Fahrländer See, derzeit noch zugefroren. Eissegler Norbert Noitz aus Berlin setzte gestern auf dem Fahrländer See sogar noch seine Segel. Tote Vögel habe er nicht gesehen. gb
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