Landeshauptstadt: Potsdam bald ohne Tourismusmarketing?
Hauptausschuss gegen TMB-Vertragsverlängerung
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Die Landeshauptstadt Potsdam wird im kommenden Jahr womöglich keine Tourismuswerbung machen können. Der Hauptausschuss lehnte am Mittwochabend mit Stimmenpatt die von der Stadt kurzfristig vorgelegte Vertragsverlängerung mit der landeseigenen Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH (TMB) ab. Folgen die Stadtverordneten diesem Votum bei ihrer Sitzung am kommenden Mittwoch, „werden wir ein Problem haben“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Eine der Folgen hatte Chefwirtschaftsförderer Stefan Frerichs in der vorhergehenden Debatte bereits umrissen: Sollte es zum Jahresbeginn keinen gültigen Vertrag mit der TMB geben, müssten die Touristeninformationen im Hauptbahnhof und am Brandenburger Tor geschlossen werden.
Wie berichtet wollte die Stadt den 2004 mit der TMB geschlossenen Vertrag nach zehn Jahren Laufzeit eigentlich zum Jahresende kündigen. Weil eine Neuausschreibung bislang ergebnislos verlief, will die Stadt den Kontrakt mit der TMB, die Potsdam über ihre Tochter Potsdam Tourismusservice vermarktet, nun interimsweise um ein Jahr verlängern. Damit verbunden ist allerdings eine deutliche Aufstockung der Zuschüsse an das Unternehmen: Statt 600 000 Euro soll die TMB im kommenden Jahr 944 000 Euro erhalten.
Es war vor allem diese Erhöhung, die die Ausschussmitglieder in Rage brachte. Das sei eine „ziemliche Kelle Nachschlag“, monierte etwa SPD-Fraktionschef Mike Schubert. Zudem sei es ein Ärgernis, dass es im Rathaus offenbar versäumt worden sei, angesichts des auslaufenden Vertrags mit der TMB eine Risikovorsorge zu treffen. Auch die Linke-Fraktionsvizechefin Karin Schröter kritisierte, dass das Geld hier „ganz schön bergauf fließt“. Im Kulturbereich etwa sei kein Geld für viel kleinere Projekte da. Angesichts dessen seien 350 000 Euro Nachschlag für die TMB zu viel.
Frerichs rechtfertigte die von der Stadt geplante Aufstockung. In dem Geschäft gebe es nur wenige Anbieter. Wolle sich Potsdam professionell vermarkten, müsse das Geld auch in dieser Höhe ausgegeben werden. Das gelte ebenso für die Folgejahre, wenn es einen neuen Anbieter gebe. Als weitere Gründe für den Mehrbedarf hatte die Wirtschaftsförderung bereits den deutlich gestiegenen Personalaufwand bei der PTS genannt. Gleichzeitig seien aber die Einnahmen, etwa aus Vermittlungsprovisionen, gesunken, weil sich das Buchungsverhalten der Touristen geändert habe. Zudem bietet die PTS nach einem Gerichtsurteil keine eigenen Stadtrundfahrten mehr an – ein privater Mitbewerber hatte erfolgreich gegen die öffentlich geförderte Konkurrenz geklagt. 2,1 Millionen Euro will die PTS 2015 für das Potsdam-Marketing ausgeben und 60 Prozent davon selbst erwirtschaften. Bewerber habe es auch in der ersten Ausschreibungsrunde gegeben, so Frerichs. „Mehr als einen, aber nicht viel mehr.“ Darunter sei auch die PTS. Die Ausschreibung soll im kommenden Jahr noch einmal neu gestartet werden, kündigte Frerichs an. pee
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