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Neuer Parkplatz in Bornim: Potsdam baut schwarz

Der Kommunale Immobilienservice der Stadt Potsdam ließ in Bornim einen Parkplatz bauen - allerdings ohne Baugenehmigung. Eine Anwohnerin wehrt sich.

Von Katharina Wiechers

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Potsdam - Als Barbara Fehling vor einigen Wochen morgens aus dem Fenster ihres Einfamilienhauses im beschaulichen Bornim blickte, traute sie ihren Augen kaum. „Direkt vor unserem Schlafzimmerfenster wurde Teer gekocht“, sagt sie. Eine Woche lang werkelten die Bauarbeiter, dann zogen sie wieder ab. Unter dem Fenster der Fehlings war in Rekordzeit ein neuer Parkplatz entstanden – ohne dass irgendjemand sie darüber informiert hatte. Und ohne dass es dafür eine Baugenehmigung gab, wie sich im Nachhinein herausstellte. Der Kommunale Immobilienservice (Kis) – ein Eigenbetrieb der Stadt Potsdam – hat schwarz gebaut.

Parkplatz für neue Grundschule Bornim

Der Parkplatz gehört zur neuen Grundschule Bornim, die derzeit auf dem Nachbargrundstück der Fehlings entsteht. Seit langem wird die Fläche öffentlich genutzt – sie gehört zum Bürgerhaus Bornim in der Potsdamer Straße 90. Doch wo jetzt seit sechs Wochen der Parkplatz ist, war früher eine Wiese. Manchmal spielte jemand mit einem Hund dort oder saß mit einer Zeitung in der Sonne. Eine Hasenfamilie hatte die Fläche zu ihrem Revier erklärt. Jetzt blicken die Fehlings aus ihrem Schlafzimmer nicht mehr ins Grüne, sondern auf eine planierte Fläche.

Doch Barbara Fehling kann dank ihrer langjährigen Arbeit im Bauwesen Bebauungspläne lesen. Und dort sah die 63-Jährige, dass eigentlich ein Grünstreifen von zehn Metern Breite zwischen den Grundstücken im Gersthofweg und einer Bebauung des benachbarten Grundstücks eingehalten werden müsste. Doch es sind nur vier Meter geworden, die die Hintergärten der Einfamilienhäuser von dem neuen Parkplatz trennen.

Offiziell: Kis baute ohne Baugenehmigung

Eine Woche lang habe sie versucht, per Mail und Telefon das städtische Bauamt zu erreichen, um Akteneinsicht zu beantragen, sagt Fehling. Doch nie erreichte sie jemanden. Erst als sich ein Nachbar direkt an den Chef der Behörde gewandt habe, durften die Gersthofweg-Bewohner die Akten einsehen. Dort stand es schwarz auf weiß: Der Kis hatte ohne Baugenehmigung gebaut. Ein Schwarzbau, beauftragt von einem städtischen Unternehmen.

Beim Kis muss man dies jetzt auf PNN-Anfrage kleinlaut einräumen. „Aufgrund der Dringlichkeit“ habe die Befestigung der Stellplatzflächen bereits „vor der Ausreichung der Baugenehmigung“ begonnen, teilte Kis-Sprecher Markus Klier mit. Allerdings sei dies in Abstimmung mit der Bauaufsicht geschehen „und somit unter Vorbehalt der Nutzungsfreigabe oder Untersagung im Genehmigungsverfahren“.

Neuer Parkplatz sei nur ein Provisorium

Barbara Fehling hat eine andere Theorie: Es sollten Tatsachen geschaffen werden. „Da wurde ordentlich gearbeitet. Es wurde Muttererde abgetragen und der Boden stark verdichtet.“ Der Kis stellt es anders da: Es handele sich lediglich um ein Provisorium, das maximal drei Jahre bestehen bleiben solle, betonte Klier.

Dass auf dem Grundstück eine Grundschule entsteht, ist lange bekannt. Das sagt auch Fehling, ihr ist wichtig zu betonen, dass sie nichts gegen die Schule hat. Auch die Container, die nun aufgestellt wurden, weil die Schule erst 2018 fertig sein wird, sind nicht ihr Problem. In diesen werden die neuen Grundschüler seit einer guten Woche unterrichtet, auch das Bürgerhaus Bornim nebenan wird mitgenutzt – für Unterricht, Schulspeisung und Turnen.

Nachbarn wurden nicht informiert

Dazu wurden die Fehlings und deren Nachbarn ordentlich beteiligt, man informierte sie und holte ihre Zustimmung ein, wie es vorgeschrieben ist. Doch diesmal ist das nicht geschehen, die Laster und Bagger rückten ohne jede Vorwarnung an. Auch das muss der Kis zugeben: „Eine Kommunikation mit der Nachbarschaft dahingehend ist leider zu spät erfolgt“, so Klier.

Nun wurde erst mal ein Baustopp verhängt – es fehlt noch die Asphaltdecke und auch eine Straßenlaterne war wohl geplant. Genutzt werden darf der Schwarzbau auch nicht – die Autos von Lehrern, Eltern und Bürgerhausnutzern müssen weiterhin woanders parken. Wie es weitergeht und ob der Parkplatz abgerissen werden muss, werde derzeit von der Bauaufsicht geprüft, sagte Klier.

Bis dahin ist erst mal Ruhe vor dem Schlafzimmerfenster der Fehlings. Und sogar die Hasen sind zurückgekehrt.

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