zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Potsdam begrüßt sein Theater

Hunderte Menschen erlebten gestern die HOT-Eröffnung – auch der Bundespräsident war dabei

Stand:

Berliner Vorstadt - Hunderte Menschen stehen auf den Terrassen vor dem roten Gebäude des neuen Hans Otto Theaters, um die „Belvedere“ zu begrüßen, die am Bootssteg in der Schiffbauergasse anlegt. Auf dem Dampfer Prominenz – Ministerpräsident Matthias Platzeck, seine Lebensgefährtin Jeanette Jesorka, Intendant Uwe Eric Laufenberg und Frau Eva-Maria Götz, Oberbürgermeister Jann Jakobs – sowie rund 200 Potsdamer, die dabei sein wollen, wenn ihr neues Theater eröffnet wird. Und schon auf dem Schiff geht das Theater los: Mitglieder des HOT-Ensembles tragen Auszüge aus verschiedenen Stücken vor.

Vor dem Theatereingang drängen sich die Menschen um den roten Teppich, über den die geladenen Besucher in den Zuschauersaal kommen. Prominentester Gast: Bundespräsident Horst Köhler mit Ehefrau Eva Luise. Köhler schüttelt den Menschen in der Menge die Hände und winkt. Um das Staatsoberhaupt zu sehen, sind einige auch aus dem Süden Deutschlands angereist: „Herr Köhler, Herr Köhler! Ich bin die Selma aus Ludwigsburg!“, ruft eine Frau – sie muss von Polizisten zurück gehalten werden.

Unter den Gästen im Publikum sitzt auch Lea Rosh – als Vorsitzende des Förderkreises des Hans Otto Theaters in der ersten Reihe direkt vor der Bühne. Direkt hinter dem Bundespräsidenten hat Gottfried Böhm Platz genommen. Der Architekt des Hans Otto Theaters ist mit seiner Frau Elisabeth und den beiden Söhnen Markus und Paul Böhm gekommen. Frau Böhm hat sich extra eine Brosche in Form des geschwungenen Theaterdaches angesteckt. Für ihren Mann, den Pritzker-Preisträger, ist es nicht das erste Mal, dass er in seinem Neubau Schauspieler in Aktion sieht. Er habe sich auch schon einige Proben angesehen, sagt der 86-Jährige. Im Gegensatz zu diesen sind bei der feierlichen Eröffnung fast alle 485 Plätze besetzt.

Und mit einem leisen Summen schließen sich die schwarzen Vorhänge hinter der Glasfassade bis kein Tageslicht mehr in den Saal dringt. Die Reden des Ministerpräsidenten und des Oberbürgermeisters sind gut zu verstehen, genauso wie die von Intendant Laufenberg. Als Schauspieler Günter Rüger das Publikum mit Goethes „Ihr naht Euch wieder, schwankende Gestalten“, begrüßt, ist er auf der Bühne allerdings kaum zu hören. Nicht wegen der oft gescholtenen Raumakustik, sondern weil der kleine Sohn des CDU-Kreisvorsitzenden Wieland Niekisch so ein Lärm macht. Das Baby schreit und lässt sich nur schwer wieder von seinen Eltern beruhigen. Für seinen Auftritt erhält Rüger trotzdem viel Applaus, ebenso wie Carmen und Jennipher Antoni, die den Brecht-Song über die Bankengründung aus der Dreigroschen-Oper auf den langwierigen und schwierigen Theaterneubau umgetextet haben. Ein Film erzählt dem Publikum noch einmal die Geschichte des Potsdamer Theaterlebens, angefangen vom Schauspielhaus, das 1795 eingeweiht wurde und im Volksmund nur Kanaloper hieß, über den DDR-Betonrohbau am Alten Markt bis hin zur Gegenwart. Singend stellt sich anschließend das gesamte Ensemble den Zuschauern vor.

Ohne Knalleffekte und Kulissen – mit einem bodenständigen Festakt wird das Theater am Tiefen See eingeweiht. Lediglich ein riesiger Blumenstrauß schmückt die Bühne. Ergriffen sind trotzdem viele im Publikum. Der Geschäftsführer des Hauses, Volkmar Raback, kann die Tränen nicht zurück halten, als Platzeck ihm in seiner Rede dankt. Platzecks Dank geht auch an die ehemaligen Intendanten – wie Stephan Märki, der heute das Nationaltheater in Weimar leitet. Auch er stößt mit den Schauspielern auf den neuen Bau an. Unter den Feiernden: Angelika Domröse und Ehemann Hilmar Thate, Charlotte Joop, die Mutter von Modedesigner Wolfgang Joop, sowie die Filmschauspielerinnen Anja und Gerit Kling sowie das Ehepaar Stolpe.

Als zum Abschluss Laufenberg und Jeanette Jesorka das neue Theater auf seinen Namen „Hans Otto“ taufen wollen, zerbirst die Sektflasche nicht an der roten Betonwand. Erst beim dritten Mal bricht sie.

Und Bundespräsident Horst Köhler, so wird berichtet, sagt zu seiner Frau, er fände es „so schön hier“, dass er mit ihr „hier öfter ins Theater gehen“ wolle.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })