Landeshauptstadt: Potsdam bekommt ein eigenes Hospiz
Hoffbauer-Stiftung und Evangelisches Diakonissenhaus einigten sich auf gemeinsame Konzeption / Geplante Eröffnung: 2009
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Im kommenden Jahr eröffnet in Potsdam ein stationäres Hospiz mit insgesamt acht Plätzen. In einem Gespräch gestern im Landessozialministerium haben Vertreter der Hoffbauer-Stiftung und des Evangelischen Diakonissenhauses Ludwigsfelde Teltow Lehnin eine gemeinsame Willenserklärung für das Vorhaben abgegeben. Damit sei der „gordische Knoten zerschlagen“, sagte gestern Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos) den PNN.
Die Beigeordnete hatte sich seit Jahren darum bemüht, in Potsdam neben der ambulanten Sterbebegleitung auch ein stationäres Hospiz einzurichten. Zuletzt hatte sie am Hospiztag Ende Juni gemeinsam mit Frank Hohn von der Hoffbauer-Stiftung mit dem Start einer Unterschriftenaktion ihrem Anliegen Nachdruck verliehen (PNN berichteten). Parallel dazu planten damals Diakonissenhaus und das katholische St. Josefs-Krankenhaus ein ähnliches Angebot. Eine Konkurrenzsituation, die von allen Seiten als unschön empfunden wurde.
Er sei deshalb Thomas Barta, im Ministerium Abteilungsleiter Gesundheit, dankbar, „dass er jetzt die unterschiedlichen Interessenlagen gebündelt hat“, sagte Christoph Pagel den PNN. Das Vorstandsmitglied der Hoffbauer-Stiftung war bei den gestrigen Verhandlungen dabei und „sehr zufrieden“ mit deren Verlauf. In den nächsten Wochen, sagte Pagel, werde die Stiftung zusammen mit dem Lehniner Hospizträger ein Konzept für ein Sterbehaus in Potsdam entwickeln. Darin werde auch festgelegt, ob eine gemeinsame Gesellschaft der evangelischen Einrichtungen oder aber das Diakonissenhaus in Kooperation mit Hoffbauer Träger des stationäres Hospizes werde. Klar sei schon jetzt, dass die Hoffbauer-Stiftung wie versprochen ihre Immobilie in Nachbarschaft zum Park Sanssouci zur Verfügung stelle.
Geplant sei, erklärte Sozialbeigeordnete Müller, vier Plätze aus dem Luise-Henrietten-Hospiz in Lehnin in die Landeshauptstadt zu verlagern. 30 Prozent der dort insgesamt zwölf vorhandenen Betten würden ohnehin von Potsdamer Sterbenden belegt. Potsdam selbst stocke noch mal um die selbe Zahl auf, erklärte die Beigeordnete. Entscheidend bei dem gestrigen Gespräch sei gewesen, dass auch die Krankenkassenvertreter von AOK, DAK und IKK grundsätzliche Bereitschaft signalisierten, mit der künftigen Einrichtung entsprechende Versorgungsverträge abzuschließen, so Müller. Die Leistungsträger hatten sich in der Vergangenheit nämlich geweigerte, weitere Hospizbetten im Land mitzufinanzieren. Sie beriefen sich dabei auf ein vor drei Jahren von der medizinischen Hochschule in Hannover erstelltes Gutachten, wonach maximal 83 Plätze für die Versorgung des Landes ausreichten. Mit den bestehenden sechs Hospizen und dem 2009 in Lauchhammer eröffnenden Sterbehaus sei das Land ausreichend bestückt, so die Argumentation.
Unberücksichtigt sei dabei immer die „besondere Potsdamer Situation“ geblieben, sagte die Sozialbeigeordnete. So zähle die Landeshauptstadt zu den wenigen Kommunen, die in den vergangenen Jahren Bevölkerungszunahme zu verzeichnen habe. „Und wir wachsen weiter“, sagte Müller. Anhand der demografischen Entwicklung sei aber auch ablesbar, dass sich die Zahl der betagten Bürger im Alter von 85 Jahren und älter bis 2020 verdoppele. Damit verzweifache sich auch „das Kontingent an Menschen mit Hospizbedarf“, erklärte die Beigeordnete. Die Landeshauptstadt bereite sich schon jetzt mit dem Ausbau von ambulanter und stationärer Pflege, dem Einrichten von Palliativbetten im Klinikum „Ernst von Bergmann“ und dem bestehenden ambulanten Hospizdienst in Trägerschaft der Hoffbauer-Stiftung auf diese Entwicklung vor. Mit den jetzt verabredeten acht stationären Sterbeplätzen werde die letzte Lücke in dieser Versorgungskette geschlossen, so die Beigeordnete.
Die Unterschriftenaktion für ein stationäres Hospiz in Potsdam werde sie dennoch nicht gleich abbrechen, erklärte Elona Müller. „Das möchte ich lieber gemeinsam mit meinem Mitinitiator Frank Hohn tun“, sagte sie.
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