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Vom Reißbrett. Das Bornstedter Feld aus der Vogelperspektive. Dort und in Bornim sollen nach dem neuen Flächennutzungsplan in den kommenden Jahren noch 3500 weitere neue Wohnungen entstehen. Eine Wachstums-Umlage müssten Bauherren im Entwicklungsgebiet nicht zahlen.

© Lutz Hannemann

Landeshauptstadt: Potsdam, die wachsende Stadt

Es fehlt an Bauflächen und Kitaplätzen. Das soll sich ändern, auch weil Bauherren zur Kasse gebeten werden

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Potsdam wächst und wächst. Bis zum Jahr 2020 soll die Zahl der Einwohner um zehn Prozent steigen, auf dann 171 000 Menschen. Das stellt Stadtplaner und Verwalter vor große Herausforderungen: Die Menschen wollen in Potsdam wohnen, arbeiten und ihre Kinder in Kitas, Horten und Schulen gut aufgehoben wissen. Aber Bauflächen sind knapp und neue Kitas teuer. Am Freitag haben die Rathausmitarbeiter um den Baubeigeordneten Matthias Klipp (Bündnisgrüne) einen Weg aufgezeigt, die Probleme zu lösen: Mit der Ausweisung neuer Bau- und Gewerbeflächen und zusätzlichen Einnahmen von Investoren und Häuslebauern.

Mit einer neuen Richtlinie sollen sie künftig für den Bau von neuen Kindergärten, Horten und Schulen im Umkreis ihres Bauvorhabens zur Kasse gebeten werden. Die neue Regelung soll für alle Bauten gelten, die heute noch nicht in Planung sind und für deren Baugebiete es noch keinen Bebauungsplan gibt. Zahlen sollen die Bauherren immer dann, wenn Kita-, Hort- oder Schulplätze in der Umgebung knapp sind. Für ein Einfamilienhaus mit einer Wohnfläche von 120 Quadratmetern wären demnach einmalig 7800 Euro fällig. Für einen großen Wohnblock mit 318 Wohnungen à 75 Quadratmeter müsste ein Investor rund 1,5 Millionen Euro überweisen oder selbst den Bau einer Kita oder einer Grundschule bezahlen. Über die neue Richtlinie können die Potsdamer Stadtverordneten kommende Woche abstimmen. Sie soll bereits im ersten Quartal 2013 in Kraft treten.

„Wir wollen den Steuerzahler und den Potsdamer Haushalt damit entlasten“, sagt Erik Wolfram, Stadtentwickler im Rathaus. Potsdam folge mit der Richtlinie dem Beispiel von Städten wie München, Freiburg oder Dortmund. Sie gilt für alle Bauherren, damit auch für die städtische Pro Potsdam. Da die Regelung nur auf den Flächen zur Geltung kommen soll, für die es heute noch keine Bauleitplanung gebe, ist die Liste der Ausnahmen lang: Für den Ausbau von Dachgeschosswohnungen gilt sie nicht, ebenso wenn Baulücken geschlossen werden. Auch Sanierungs- und Entwicklungsgebiete wie das Bornstedter Feld sind ausgenommen. Auf neuen Bauflächen zum Beispiel in Golm könnte sie aber angewandt werden.

Die zusätzlichen Kosten könnten Investoren auf die Mieten umlegen, befürchtet Baubeigeordneter Klipp. Mieter in einer neu gebauten 75 Quadratmeter großen Wohnung müssten dann monatlich 15 bis 30 Euro draufzahlen. Im Gegenzug hätten sie aber die Gewissheit, dass ihre Kinder einen Kitaplatz in der Nähe finden. „Diese Kosten werden sicher nicht den Neubau in Potsdam verhindern“, sagt Klipp. Die Stadt könne im Idealfall Millionen sparen. Nebenbei hat die Richtlinie einen weiteren Effekt: Das Bauen in der Innenstadt wird günstiger und Baulücken damit wohl geschlossen. Das ist gleichzeitig erklärtes Ziel des neuen Flächennutzungsplans, der ebenfalls von den Stadtverordneten beschlossen werden soll.

Das Dokument soll allen Investoren, Bauherren und Stadtplanern eine Grundlage sein. Es weist die Flächen aus, auf denen neue Geschäfte, Büros, Wohnungen, Parks und Gärten entstehen und Wald sowie Ackerflächen verschwinden. Nach fast zehn Jahren Arbeit soll das Planwerk verabschiedet werden. Es ist der erste einheitliche Plan für Potsdam seit der Eingemeindung der Ortsteile im Jahr 2003.

Demnach soll bis zum Jahr 2020 ein Prozent der Stadtfläche umgenutzt und damit insgesamt 174 Hektar Freifläche in Anspruch genommen werden. Ziel sei es, Baulücken zu schließen und Naturräume zu erhalten. Somit soll vor allem auf versiegelte Flächen wie in Krampnitz oder am alten Straßenbahndepot zurückgegriffen werden. Im Norden wird der geplante Friedrichspark eingetragen. Die Lennésche Feldflur bleibt hingegen als Ackerfläche erhalten. Auch das Gewerbegebiet am Kirchsteigfeld wurde gestrichen: Die Fläche an der Autobahn soll Wald bleiben.

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