
© M. Thomas
Sport studieren in der Landeshauptstadt: Potsdam etabliert sich als Stadt der Sportwissenschaft
Ein deutschlandweit einmaliges Forschungsangebot und neue Standards bei der Lehrerausbildung: Potsdams hat seine Tradition in der sportwissenschaftlichen Ausbildung bewahrt und sich einen Ruf als Sportstadt erarbeitet.
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Potsdams Ruf einer Sportstadt hat sich auch in der universitären Ausbildung etabliert. Der Andrang auf einen Studienplatz am Departement Sport- und Gesundheitswissenschaften an der Universität Potsdam ist weiterhin groß. 478 Bewerber absolvierten am vergangenen Samstag die Sporteignungsprüfung, die neben dem Numerus clausus Voraussetzung für einen Lehramts- oder Bachelorstudiengang ist. „Potsdam hat eine große Tradition in der sportwissenschaftlichen Ausbildung“, sagt Heike Zimmermann, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Hochschule.
Neben der klassischen Sportlehrer-Ausbildung haben sich dabei auch die vor sechs Jahren eingeführten Bachelorstudiengänge Sporttherapie und -prävention sowie Sportmanagement etabliert. Zahlreiche Absolventen der Potsdamer Universität arbeiten Zimmermann zufolge inzwischen in der Sportindustrie, an Sportakademien sowie im Management von Vereinen und Sportklubs. In der Therapie und Prävention seien sie in Kliniken, Praxen, der Hochschulambulanz sowie in der freien Wirtschaft tätig. „Der Markt für Personal Trainer entwickelt sich neben den organisierten Sportangeboten zunehmend“, sagt Zimmermann.
Ein deutschlandweites Alleinstellungsmerkmal der sportwissenschaftlichen Fakultät ist der Masterstudiengang Clinical Science, in dem der akademische Nachwuchs im Bereich der Sportmedizin ausgebildet wird. Ein vergleichbares Studium gebe es nach Angaben der Universität nur noch in den USA. Das Forschungsangebot, das seit zwei Jahren in Potsdam angesiedelt ist, locke Studenten aus Indien, Spanien oder Italien an die Havel.
In der pädagogischen Ausbildung setzt das Departement auf neue Standards bei der Ausbildung künftiger Sportlehrer. „Ab dem Wintersemester werden wir nicht einfach Sportlehrer für die erste bis zur zwölften Klasse ausbilden, sondern auf eine stärkere Differenzierung achten“, sagt Zimmermann. So soll die Spezifik des Sportunterrichts in der Grundschule bereits in der pädagogischen Lehre stärker Beachtung finden.
„Unsere Kommilitonen kommen aus ganz Deutschland“, sagt Matthias Tönning, der in Westfalen zu Hause ist und im zweiten Semester in Potsdam studiert. Doch die meisten Sportstudenten und auch viele der aktuellen Bewerber kommen aus Berlin und Brandenburg. Die Berlin-Nähe, die Wohnqualität Potsdams und die Attraktivität der städtischen Sportstätten lobt Tönning als Vorzüge der Landeshauptstadt bei der Auswahl künftiger Sportstudenten. Vor allem der Olympiastützpunkt am Luftschiffhafen bietet als Kooperationspartner der Universität mit seiner Schwimm- und Leichtathletikhalle sowie seinen Sportplätzen einen hohen Qualitätsstandard. Umgekehrt profitieren die Stadt sowie der Potsdamer Spitzensport vom Forschungs-Know-How und der Expertise der Sportwissenschaftler aus Golm. Projekte wie zur Schulsportforschung oder Zuarbeiten zum städtischen Sportentwicklungsplan nannte Zimmermann als Beispiele. Zudem würden Trainingswissenschaftler der Universität u.a. mit den Volleyballern des SC Potsdam oder den Judoka des UJKC zusammenarbeiten. „Es gibt zunehmend Beispiele, wo in Potsdam die Hochschule von der Praxis und der Sport von der Wissenschaft profitieren kann“, sagte Zimmermann.
Für die Bewerber, die am Samstag bei dem Eignungstest ihre sportliche Leistungsfähigkeit nachweisen mussten, stehen für das kommende Semester etwa 60 bis 70 Studienplätze zur Verfügung. Die genaue Zahl stehe laut Zimmermann noch nicht fest. Ihre sportlichen Fähigkeiten mussten die angehenden Studenten in den Bereichen Leichtathletik, Schwimmen, Geräteturnen, Gymnastik/Tanz und beim Fuß- oder Volleyball unter Beweis stellen. Trotz aller vermeldeter Negativtrends, wonach deutsche Kinder und Jugendliche immer unsportlicher werden, konnte der langjährige Hochschuldozent Herbert Wessel zumindest bei dem Eignungstest keinen Unterschied zu früheren Jahren erkennen: „Die sind nicht schlechter als Sportstudenten vor zehn oder 15 Jahren.“
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