Landeshauptstadt: Potsdam feiert sein 200. Jubiläum
deshalb wollen Jutta und Horst Krex eine Städteverbindung in die USA wieder aufleben lassen
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Im nächsten Jahr feiert Potsdam sein 200-jähriges Stadtjubiläum: Nicht unser Potsdam, sondern das gleichnamige Städtchen unweit der amerikanischen Metropole New York. Aus diesem Anlass möchte das Ehepaar Jutta und Horst Krex die Verbindungen neu beleben, die es in den 90er Jahren gemeinsam mit dem damaligen Herausgeber des Stadtmagazins, Hermann Ehrengard, geknüpft hatte. Dazu wurde ein Freundeskreis gebildet. 1992 flog eine 50-köpfige deutsche Gruppe über den großen Teich, zur 1000-Jahr-Feier 1993 besuchten ebenso viele Potsdamer aus den USA erstmals die Stadt an der Havel. Danach gab es im Wechsel gegenseitige Visiten.
Seit die New-Yorker das Trauma der terroristischen Angriffe auf das World Trade Center erlitten haben, beschränken sich die Kontakte auf Telefongespräche und Briefe. Viele Amerikaner bangen um ihre Sicherheit und sind sehr vorsichtig geworden, auch was Auslandsreisen betrifft. Doch im Sommer 2006 soll es ja in umgekehrter Richtung von Potsdam nach Potsdam gehen. Jutta und Horst Krex wollen einen Aufruf starten, um Teilnehmer für die Fahrt zu werben. Dazu haben sie, nachdem sie die Gaststätte „Zum Garde-Ulanen“ an ihre Kinder übergeben haben, jetzt etwas mehr Zeit.
Von den Besuchen in den 90er Jahren schwärmen sie noch heute. Sie wohnten bei Gastfamilien, die sie in die besten Restaurants einluden und mit ihnen Ausflüge bis zu den Niagara-Fällen unternahmen. Natürlich waren die Potsdamer dabei, wenn sich die Gastgeber, wie es lockere amerikanische Art ist, abends spontan mit Nachbarn zum Grillen und Quatschen trafen. Dazu steuerte ihrerseits ein Fleischermeister, der an der Reise teilnahm, Thüringer Bratwurst bei.
Die Verbindung Potsdam – Potsdam löste beträchtliche Aufmerksamkeit aus. Jutta Krex bewahrt ein Schreiben aus dem Weißen Haus auf, in dem der damalige US-Präsident Bill Clinton den Beitrag der beiden Städte zum Abbau kultureller Barrieren würdigt. Als die amerikanischen Potsdamer 1993 zum ersten Gegenbesuch kamen, wurden sie durch Landesvater Manfred Stolpe und Bürgermeister Erwin Motzkus empfangen. Auch ein preußischer Abend im „Garde-Ulanen“ wurde den geschichtsinteressierten Gästen geboten.
Eine offizielle Partnerschaft der beiden sehr unterschiedlichen Städte hat sich nicht entwickelt. Gegenüber der geschichtsträchtigen Landeshauptstadt mit 140 000 Einwohnern und seinen Schlössern und Parks des Weltkulturerbes nimmt sich Potsdam in den USA eher ländlich-bescheiden aus. Knapp 10 000 Bürger leben in den Backsteinbauten des Zentrums und in leicht gebauten Einfamilienhäusern an der Peripherie. Auch die Vermutung, Potsdam bei New York sei durch Einwanderer aus Potsdam an der Havel gegründet worden, trifft nicht zu, wenngleich sich 1806 unter den ersten von einem Mann namens Benjamin Raymond angeführten Siedlern einige Deutsche befanden. Damals schossen neue Orte wie Pilze aus der Erde, so dass die Bezeichnungen dafür knapp wurden. Man behalf sich mit der ziemlich wahllosen Übertragung europäischer Städtenamen, neben Potsdam u. a. Madrid, Prag oder Syrakus.
Wer jedoch annimmt, Potsdam/USA sei als Stadt an Fluss und Sumpf Potsdam /Deutschland nur in der sommerlichen Mückenplage gleichwertig, irrt gewaltig. Durch ihre beiden großen Lehr- und Forschungseinrichtungen, die State University of New York (SUNY) und die Clarkson-Universität, wurde sie in der Wissenschaft weltweit zum Begriff. Zu den Spitzenleistungen auf naturwissenschaftlichem Gebiet zählt unter anderem die Beteiligung am Raumfahrtprogramm der NASA. Wer die Immatrikulationsverzeichnisse durchstöbert, findet sogar Namen aus Potsdam an der Havel. Beispielsweise den der heutigen CDU-Bundestagsabgeordneten und stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Katherina Reiche, die an der Clarkson-University in den 90er Jahren Chemie studiert hat.
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