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Landeshauptstadt: Potsdam hat noch keine neuen Combinos bestellt

Schäden an der Siemens-Tram-Flotte in Basel führen morgen zu „Interpellation“ im dortigen Großen Rat

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Schäden an der Siemens-Tram-Flotte in Basel führen morgen zu „Interpellation“ im dortigen Großen Rat Von Detlef Gottschling Potsdam/Basel. Die Combino-Straßenbahnen könnten die größte Tragödie werden. Das befürchtet Kurt Bachmann aus dem schweizerischen Basel, wo er als Großrat für die Schweizer Volkspartei (SVP) im kommunalen Parlament sitzt. Kontakt aufgenommen hatte Bachmann zu den PNN, da ihm auch aus Potsdam Probleme mit den Combino-Bahnen bekannt geworden waren. „Man hat uns in Basel die Combinos als das Non-plus-ultra-Fahrzeug angepriesen, und die Stadt hat 28 Stück davon gekauft“, so Bachmann. Diese befänden sich alle bereits in der Überholung, und es bestünden Befürchtungen, dass die Bahnen nicht dauerhaft repariert werden könnten. Deshalb will Kurt Bachmann nun die Notbremse ziehen und per Interpellation den Großen Rat der Stadt Basel anrufen. Dies kommt einer Großen Anfrage nach Potsdamer Vorbild gleich. In Basel muss die Verwaltung binnen 30 Tagen antworten. Eingebracht wird das Fragepapier – das den PNN vorliegt – morgen, so dass Bachmann in der ersten März-Hälfte die Antworten erwartet. Schwerwiegende Konstruktionsmängel sowie bisher verschwiegene Belastungs- und Verschleißschäden an der ganzen Combino-Flotte gepaart mit gezielter Desinformation der Verantwortlichen der Basler Verkehrsbetriebe über die Ursachenschwerpunkte äußerst gravierender Materialermüdungen – diese Vorwürfe erhebt der Abgeordnete und Großrat. Dabei verweist er auch auf die von der Potsdamer CDU-Fraktion in Auftrag gegebene Studie, die im Oktober vergangenen Jahres in der brandenburgischen Landeshauptstadt für Aufregung gesorgt hatte. Insbesondere die von der Bevölkerung bemängelte Lautstärke der Bahnen war auch im Nachgang Thema eines Kundenforums; eine vom Verkehrsbetrieb in Potsdam (ViP) produzierte CD belegte unnatürliche Geräusche, die von Getrieben und Radreifen stammen. Die parallele Große Anfrage der Potsdamer CDU indes wurde nur zum Teil beantwortet, Fragen zu Wartungs- und Reparaturkosten wurden als „Betriebsinterna“ behandelt und unterlägen einer „vertraglich vereinbarten Verschwiegenheitspflicht“, hieß es damals im Potsdamer Stadthaus. Man positionierte sich damals eindeutig für Siemens. Indes verlautete gestern aus gut unterrichteten Kreisen, dass Potsdam – obwohl der Aufsichtsrat im Dezember seine Zustimmung dafür erteilt hatte – bisher keine weitere Bestellung von Combino-Straßenbahnen ausgelöst habe. Man verstehe dies zwar nicht als Infragestellung des Vertrages zu Siemens, wolle aber die Geschehnisse in Basel genau verfolgen. Dabei gehe es nicht um die politische Tragweite sondern allein um die technischen Einzelheiten, die auf Potsdam übertragbar sind. Laut ursprünglichem Vertragswerk hätte Potsdam bis zum 31. Dezember 2003 vier weitere Fahrzeuge bestellen müssen, nachdem eine vereinbarte Lieferpause von drei Jahren verstrichen war. Insgesamt sieht der Vertrag mit Siemens die Abnahme von 48 Fahrzeugen vor – derzeit laufen in Potsdam 16 Combinos. Hauptthema in Basel sind neben der Geräuschentwicklung auch Fragen zur Stabilität der Wagenkonstruktion, wobei offene Zweifel gegenüber dem zwar leichten aber offenbar nicht so widerstandsfähigen Aluminium formuliert werden. Dazu. so das Basler Papier, gäbe es bei Siemens inzwischen eine „Task Force“. Als ein Indiz für die begrenzte Belastbarkeit könnte auch gelten, dass außen an der Karosserie die Punkte, wo die Bahnen angehoben werden dürfen inzwischen rot durchgestrichen wurden. Dies konnten PNN gestern auch an Potsdamer Bahnen – pikanterweise auch an der Combino mit dem Namen „Basel“ – feststellen. Sollte es in Potsdam zu weiteren Lieferungen kommen, geht man davon aus, dass es sich dann um einen anderen Typ handelt. In Erfurt wurden diese Bahnen schon getestet: Einen Meter länger, damit die Fahrerkabine mehr Platz hat, höhere Einstiege für die Fahrgäste, ein neues Heizungs- und Lüftungssystem und mehr Beinfreiheit. Wie das wahrgenommene Rumpeln abgestellt wird, ist bisher nicht mitgeteilt worden.

Detlef Gottschling

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