Landeshauptstadt: „Potsdam ist viel sauberer“
Schülerinnen der Derby High School besuchen Potsdam
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Schülerinnen der Derby High School besuchen Potsdam Von Michael Kaczmarek „Wir sind die einzigen beiden Jungs bei diesem Austausch“, sagt Dennis und freut sich mit seinem Kumpel Martin über diese Sonderstellung. „Sonst wollte niemand mit machen, aber wir haben ja immerhin von einer Mädchenschule Besuch.“ Und diese Mädchenschule liegt in Mittelengland. 13 Mädchen der Derby High School nutzen ihre Winterferien und sind noch bis Donnerstag seit fünf Tagen zu Besuch in Potsdam bei Dennis, Martin und Schülerinnen der Gesamtschule Peter Joseph Lenné. Gestern wurden die Engländerinnen im Stadthaus von Gabriele Fischer empfangen. Die Beigeordnete für Bildung, Kultur und Sport wollte von den Engländerinnen wissen: „Wie ist das eigentlich an einer Mädchenschule?“ Es sei schon okay, sind sich die Mädchen einig. „Wenn wir Jungs in der Klasse hätten, würde man sich weniger auf den Unterricht konzentrieren“, kichern Anoushka und Naomi, beide 15 Jahre. „Ich finde es blöd, dass wir keine Jungs in der Klasse haben“, meint dagegen die 16-jährige Elise. Auch bei der Frage nach Schuluniformen waren sich die Mädchen nicht einig. „Es sieht schick aus und wirkt irgendwie intelligent“, meint eine Derby-Schülerin. Naomi hält dagegen: „In den grünen Uniformen sehen wir ziemlich blöd aus, so wie kleine Tannenbäume.“ Auch die Lenné-Schülerinnen sind sich nicht einig. „Uniformen wären klasse“, meint die eine. Schließlich könnten sich nicht alle Markenklamotten leisten und so könnte niemand mehr deswegen ausgelacht werden. Eine andere Lenné-Schülerin ist da skeptischer: „Ich weiß nicht. Bei jedem Wetter mit den selben Sachen? Und wie soll man mit einem Rock Fahrrad fahren?“ Doch was halten die Derby-Schülerin eigentlich von Potsdam, wollte Gabriele Fischer wissen. „Es ist viel sauberer als in Derby“, fällt Naomi als erstes ein. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel seien viel besser, sind sich die anderen Austauschschülerinnen einig. Ansonsten waren die Mädchen, die in den Familien von Lenné-Schülern untergebracht sind, und die beiden mitgereisten Lehrerinnen aus Derby von der entspannten Atmosphäre an der Gesamtschule beeindruckt. „Das der Direktor von den Kollegen beim Vornamen genannt wird, gibt es bei uns nicht“, sagt Lindsey Baxter, die zusammen mit Vicky Burford die Mädchengruppe nach Potsdam begleitet. Empfangen haben sie hier die beiden Lenné-Lehrerinnen Renate Lindt und Annett Widon. Beide engagieren sich für den Schüleraustausch. Bereits seit 1990 fährt eine Gruppe Potsdamer oder Engländerinnen im Wechsel alle 18 Monate zum jeweiligen Gastgeber. „Wir haben ein volles Programm.“ Einige Museumsbesuche in Potsdam und eine Berlinfahrt haben die Schülerinnen bereits erlebt. „Jetzt geht es ins Marmorpalais“, erzählt Lindt. Für die Schüler seien solche Fahrten hilfreich. „Sie überwinden die Scheu, sich in der Fremdsprache zu unterhalten. Und bei den Potsdamern, die in Derby waren, hat sich manchmal auch die Englischnote verbessert“, sagt Lindt. Auch Dennis ist mit seinen Englischkenntnissen zufrieden – schließlich war er vor eineinhalb Jahren in Derby. „Als einzige Jungen wurden wir in der Schule komisch angeschaut.“ Und da war auch noch das kleine Problem mit den Toiletten. „Es gab schließlich kein Jungsklo. Aber das haben wir auch hinbekommen“, erzählen die beiden Lehrerinnen aus Derby.
Michael Kaczmarek
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