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Landeshauptstadt: Potsdam-Marketing kritisiert

Leitfaden der Stadtentwicklung in vier Workshops: Science-Center in der Innenstadt gefordert

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Der Leitfaden zur Stadtentwicklung Potsdams führt nicht zu jedem Ziel. Verschiedene Maßnahmen fehlen, Daten müssen aktualisiert werden und einige vorhandene Potenziale sind zu wenig präsentiert. Bei der Diskussion um das Integrierte Stadtentwicklungskonzept „Insek“, einer Broschüre zur Gewinnung von möglichst vielen Fördermitteln, am Dienstagabend im Alten Rathaus wurde eines ganz deutlich: Potsdam als Stadt der Schlösser ist nicht nur ein Segen – für die Wissenschaft und die Kultur ist es ein Fluch. Vertreter beider Branchen forderten ein spezielles Marketing für ihre Bereiche, um Potsdam fernab der Schlösser national und international zu positionieren. Als wichtigste Entwicklungsbereiche, die bislang nicht in dem Konzept mit Entwicklungszielen bis 2020 stehen gelten: Aufbau eines Wissenschaft-Centers in der Innenstadt, Ausbau zur fahrradfreundlichen Stadt und veränderte Marketingstrategien. Die Ergebnisse, die nun den Stadtverordneten zur Beratung vorgelegt werden und dann womöglich Eingang in das Insek finden sollen, wurden in vier verschiedenen Workshops, unterteilt nach den Schwerpunkten des Konzeptes, erarbeitet.

HAUPTSTADT

Sechs wichtige Maßnahmen, in die investiert werden muss, gehören diesem Teil des Konzeptes an. Eine Schienenanbindung an den Großflughafen, die Neuordnung des Verkehrs in der Innenstadt, der Neubau des Landtages, Bau des Freizeitbades am Brauhausberg, Entwicklung der Speicherstadt und der Bau einer Sporthalle am Luftschiffhafen. Projekte, die seit Jahren diskutiert und zum Teil bereits angeschoben worden sind. Die Workshopteilnehmer sehen vor allem Bedarf, die Frage „Was ist die Bedeutung Potsdams für das Land“ zu erläutern und mit Marketingstrategien umzusetzen. Zudem sollte die „Mitte“ als Krone der Stadtentwicklung gelten und die Verpflichtung zur Kohlendioxidminimierung in Potsdam in dem Konzept festgeschrieben werden.

HEIMATSTADT

Den größten Brocken der Maßnahmen im Insek beinhaltet das Thema Heimatstadt. 15 kostenintensive Maßnahmen sind darin verankert. Dazu gehören unter anderem der bereits mehrfach von den Fördermittelgebern abgelehnte Gewerbehof Babelsberg, aber auch der Campus Am Stern, der Jugendclub Offline, Sanierung der Coubertin-Oberschule und die Tramverlängerung Medienstadt. Auch der Schulcampus Kurfürstenstraße sollte nach Willen der Eltern Eingang in das Insek finden – laut der Beigeordneten Elona Müller, die diesen Workshop leitete, gehöre dies jedoch nicht in das Konzept.

WISSENSSTADT

Der Workshop zum Thema Wissensstadt wurde von der Potsdamer Baubeigeordneten Elke von Kuick-Frenz geleitet (deren eigentliches Fachgebiet Bauen und Stadtentwicklung übernahm an diesem Abend Bürgermeister Burkhard Exner). Zur Stärkung der Wissensstadt sind zwei größere Maßnahmen im Insek verankert. Der Ausbau des Bahnhofs Golm und der Umbau der Stadt- und Landesbibliothek. Zu wenig, erklärten die Vertreter von Uni Potsdam, Hasso-Plattner-Institut, Zukunftsagentur Brandenburg und Infratstrukturministerium. Der Bau eines Science-Centers im Stadtzentrum, in dem sich die Wissenschaftsstandorte der Landeshauptstadt präsentieren und vermarkten können, fehle. Über die Frage, wie mehr Wertschöpfung aus dem Wissen erreicht werden kann, sprechen derzeit Vertreter der Uni Potsdam und des Industrieklubs. Die Einrichtung eines Klima-Forums – womöglich in der Speicherstadt – war ebenfalls Bestandteil der Diskussion.

KULTURSTADT

Drei Schwerpunkte sieht das Insek für Potsdam als Kulturstadt vor: Das Weltkulturerbe mit den Schlössern und Parks, eine stärkere Verknüpfung von Wirtschaft und Kultur und dem Tourismus, mit dem die Potsdamer Kultur nach außen strahlen könne. Doch schon bei der Vorstellung der drei Schwerpunkte wurde im Workshop Kritik geäußert. Zu kurz greife ein solches Konzept, da es nicht die Kultur in den Stadtteilen und Umland berücksichtige. Es stehe Potsdam nicht gut zu Gesicht, sich immer nur auf dem Althergebrachten auszuruhen. Gerade die kleineren Angebot würden in ihrer Vielfalt das Profil der Kulturstadt Potsdam prägen, hieß es im Workshop. Karin Schröter, kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion.PDS, verwies auf die soziokulturellen Zentren in den Stadtteilen, die erst zu einer Ausgewogenheit im kulturellen Selbstverständnis beitragen würden. Es wurde sich darauf geeinigt, in weiterführenden Gesprächen die noch vagen Schwerpunkte für die Kulturstadt Potsdam mehr zu schärfen.jab/D.B.

Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept Insek ist im Internet unter www.potsdam.de/wachstumskerne zu finden. Eine weitere Veranstaltung ist im Herbst 2007 geplant.

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