
© Andreas Klaer
Ausstellungsstücke aus der NS-Zeit: Potsdam Museum kriegt Geld für enteignete Bücher
Im Potsdam Museum werden die Besitzer von Büchern erforscht, die zur NS-Zeit enteignet wurden. Das Bundeskulturministerium sieht einen faiern und gerechten Ausgleich vor.
Stand:
Potsdam - 30 Objekte ungeklärter Herkunft besitzt das Potsdam Museum derzeit. Das zeigt eine Aufstellung auf der Internetseite www.lostart.de, auf der öffentliche Museen, Archive und Stiftungen ihre Bestände veröffentlichen, deren Provenienz ungeklärt ist. Darunter sind auch 28 Bücher, von Talmud- über Bibelausgaben bis zu revolutionärer Literatur des des frühen 20. Jahrhunderts. Seit 2008 fördert das Bundeskulturministerium die Nachforschung zu Beständen, die während der NS-Zeit ihren – zumeist jüdischen - Eigentümern „verfolgungsbedingt entzogen“ worden sind. Wird das festgestellt, soll ein „fairer und gerechter“ Ausgleich herbeigeführt werden. Wie berichtet, erhält das Potsdam-Museum weiterhin Geld aus diesem Topf, weil einige Bücher, die den Stempel des „Reichsinstitut für Geschichte des neuen Deutschlands“ tragen. Sie waren in den 1960er Jahren offenbar durch einen Mitarbeiter, der von einer Auslagerungsstätte des Instituts Kenntnis hatte, in das Museum gelangt. (ihö)
Alle Hintergründe lesen Sie in der MONTAGAUSGABE der POTSDAMER NEUESTEN NACHRICHTEN
HINTERGRUND
Kritik an der Provenienzforschung in Deutschland kommt von Julius H. Schoeps, Professor für Neuere Geschichte am Moses-Mendelssohn-Zentrum. Er sieht ein Hauptproblem in der Vergabe der Fördermittel. Erben oder Privatpersonen könnten diese nicht bekommen. Er hätte Mittel und Forschung deshalb lieber bei kunsthistorischen Instituten gesehen – wegen der Unparteilichkeit. „Ich habe größte Bedenken, wie das in Deutschland abläuft.“ Er hatte darauf gehofft, dass sich die Museen öffnen. Bei ihm entstehe aber der Eindruck, dass Mittel bereitgestellt werden, um die Ansprüche der Erben abzuwehren. Schoeps kritisiert auch, dass in Deutschland – anders als in Österreich – kein Gesetz beschlossen wurde. Das Washingtoner Abkommen ist nur eine rechtlich unverbindliche Empfehlung. Schoeps ist selbst Betroffener. Er gehört zu einer Erbengemeinschaft des jüdischen Bankiers Paul von Mendelssohn-Bartholdy, die derzeit vor einem New Yorker Gericht die Herausgabe von Picassos Madame Soler aus der Münchner Pinakothek erreichen will. Den Streitwert bezifferte er gegenüber den PNN auf 100 Millionen US-Dollar. (ihö)
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