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Zum Gespräch im fx-Center: Jann Jakobs (l.) und Ralf Christoffers.

© Manfred Thomas

Von Peer Straube: „Potsdam strahlt sowieso“

Veranstaltung zu regionalen Wachstumskernen verdeutlichte das Luxusproblem der Landeshauptstadt

Von Peer Straube

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Babelsberg - Potsdam verfügt über exzellente Voraussetzungen für wirtschaftliches Wachstum, nutzt aber sein Potenzial nicht optimal. Wie oft hat man dieses Lied schon gehört. Gesungen wurde es wieder einmal gestern, bei der Veranstaltungsreihe „Starke Standorte“, mit der das brandenburgische Wirtschaftsministerium derzeit durch die Mark tingelt. Ziel sei es, formulierte Ressortchef Ralf Christoffers (Linke), diese Veranstaltungen in allen regionalen Wachstumskernen (RWK, siehe Kasten) durchzuführen, um mit den „Akteuren vor Ort“ über künftige Fördermöglichkeiten zu sprechen. Immerhin 460 Millionen Euro schüttet das Land über 22 Förderprogramme an die Wachstumskerne aus.

Nach Luckenwalde war nun Potsdam Schauplatz der Veranstaltungstour. Dass allerdings die Landeshauptstadt im landesweit härter werdenden Kampf um öffentliche Gelder eine Sonderstellung inne hat, ließ auch Christoffers durchblicken. „Potsdam strahlt sowieso“, verkündete er dem Auditorium, was Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) sichtlich freute. Allerdings mahnte auch Christoffers auch eine Vorbildrolle an. Ein Wachstumskern müsse „auch aufs Umland abstrahlen“, forderte er, etwa durch die Ansiedlung von Zulieferfirmen für geförderte Branchen. Jakobs nannte den vom Land in Gang gesetzten Kommunikationsprozess „längst überfällig“ und streichelte dann vor allem das Ego der Landeshauptstädter: Potsdam sei Heimat für 153 000 Menschen, familienfreundlich, Stadt der Wissenschaft und des Wissens mit außergewöhnlich guten Bildungsangeboten von der Kita bis zur Uni. In der Summe gäben all diese weichen Standortfaktoren oft den Ausschlag für Unternehmensansiedlungen. Probleme gebe es noch bei der Infrastruktur, etwa beim „Sorgenkind Humboldtbrücke“, sagte Jakobs und kündigte an, mit dem Land über die Förderung der nächsten Bauabschnitte verhandeln zu wollen. Einen Schritt weiter sei man bei der Anbindung der Wissenschaftsstandorte an den neuen Willy-Brandt- Flughafen in Schönefeld. Ab Ende 2011 sehe der Nahverkehrsplan des Landes eine Verbindung von dort bis nach Golm vor, ein Stopp in Pirschheide werde noch verhandelt. Auch wünsche er sich, dass die Regionalbahn, die den Berliner Hauptbahnhof mit Golm verbindet, auch am Unistandort Griebnitzsee stoppt, erklärte Jakobs.

Da man im fx-Center und damit in der Medienstadt tagte, drehte sich ein großer Teil der Debatte folgerichtig um die Zukunft des Standorts. Ernst Feiler von der Grundy Ufa, die unter anderem die Daily Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ für RTL dort produziert, stellte den Möglichkeiten ein exzellentes Zeugnis aus. Der Standort habe „alle Zutaten, um künftig weltweit und nachhaltig für Aufmerksamkeit zu sorgen“. Doch die vier größten „Player“ dort – neben der Grundy Ufa zählte Feiler die Studios, das Hasso-Plattner-Institut und die Filmhochschule „Konrad Wolf“ dazu – müssten sich viel stärker „vernetzen“. Gebraucht würden gemeinsame Projekte, sagte er, die die Innovationen der gesamten Medienstadt stärker nutzten. Als Beispiel nannte er Hollywoodregisseur James Cameron und sein Zukunftsmärchen „Avatar“. Die Tricks dafür seien mit einem Bugatti zu vergleichen. Doch der schaffe keine nachhaltigen Arbeitsplätze. Was Babelsberg brauche, sei „die Produktionskette für einen medialen Golf“, solides Handwerk von der Produktion bis zur Filmnachbearbeitung. In den USA dauere es von der Idee bis zur Marktreife eines Produkts oft nur neun Monate. In Deutschland höre man nach der Grundlagenentwicklung auf. „Das Geldverdienen überlassen wir dann den anderen“, beklagte er.

Studio-Babelsberg Finanzvorstand Marius Schwarz hieb in die gleiche Kerbe. Die Zukunft der Studios hänge auch davon ab, inwieweit es gelinge, Filme mit hoher Anzahl von Computertricks hier „zu konkurrenzfähigen Preisen“ realisieren zu können. Als „Wunder“ lobte er den 2007 erstmals aufgelegten Deutschen Filmförderfonds. Ohne diesen Subventionstopf wäre keiner der letzten großen Filme hier gedreht worden, sagte er. Von den über drei Jahre ausgeschütteten 180 Millionen Euro aus dem Fonds seien 45 Millionen Euro nach Babelsberg geflossen. Die Produktionen hätten jedoch soviel Geld hiergelassen, dass sich die Förderung am Ende „selbst finanziert“ habe. Bei der Suche nach Expansionsflächen für die Studios sagte Jakobs gemeinsam mit dem Land Unterstützung zu.

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