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Landeshauptstadt: Potsdam will die „Töppe“

Stadt plant Hedwig-Bollhagen-Museum im Haus „Im Güldenen Arm“

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Innenstadt - Drei Tage vor dem 100. Geburtstag der großen Brandenburgischen Künstlerin und Keramikerin Hedwig Bollhagen am 10. November werden die Potsdamer Stadtverordneten darüber befinden, ob Potsdam ab Sommer 2008 ein Hedwig-Bollhagen-Museum bekommt. Die Stadtverwaltung schlägt das Museumshaus „Im Güldenen Arm“ in der Hermann-Elflein-Straße 3 als Standort vor. Allgemein wird mit einer Zustimmung des Stadtparlaments gerechnet, da es die Stadt 2003 aufforderte, den Nachlass zu sichern. Die künftige Dauerausstellung des Werkes der 2001 verstorbenen Gründerin der HB-Werkstätten in Marwitz (Oberhavel) soll in Zusammenarbeit mit der Hedwig Bollhagen Stiftung und der gleichnamigen Gesellschaft gezeigt werden. Potsdams Baubeigeordnete Elke von Kuick- Frenz (SPD) nannte Hedwig Bollhagen gestern vor Journalisten „eine der renommiertesten Keramikerinnen des 20. Jahrhunderts.“ Wie die Beigeordnete erklärte, sei der Nachlass im Besitz der HB-Stiftung, die ein Museum im 1737 im Zuge der zweiten barocken Stadterweiterung errichteten Hauses „Im güldenen Arm“ befürworte. Das Haus wurde zwischen 1990 und 1998 renoviert und für Ausstellungszwecke hergerichtet. Die Sanierungskosten beliefen sich auf etwa 1,7 Millionen Euro.

Ein großer Teil der Keramiken wird noch bis zum 13. Januar 2008 im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte gezeigt. Ein weitere Teil des Nachlasses befinde sich bei der Unteren Denkmalschutzbehörde. Die Sammlung, die als „bewegliches Denkmal“ eingetragen ist, umfasst mehr als 1200 keramische Einzelteile und mehr als 1500 verzeichnete Positionen im schriftlichen Nachlass.

Wenn die Stadtverordneten dem zustimmen wird die Stadt zunächst für zwei Jahre die Mietkosten in Höhe von 39 000 Euro und die Bewirtschaftungskosten von 15 000 Euro pro Jahr übernehmen. Nach zwei Jahren soll dann geprüft werden, wie das Museum angenommen wird und ob es absehbar ist, dass durch freiwilliges Engagement die Kosten vollständig übernommen werden können. Für das künftige „Hedwig Bollhagen-Museum“ stehen im Obergeschoss ca. 169 Quadratmeter Fläche für die Dauerausstellung zur Verfügung, im Erdgeschoss sind es 65 Quadratmeter für Wechselausstellungen und 57 Quadratmeter für einen Museumsladen.

Hedwig Bollhagen pflegte intensive Beziehungen zu Potsdam. Zeugnisse ihres Schaffens sind Rekonstruktionen von Keramiken in den Römischen Bädern im Park Sanssouci, Formsteine für die „Moschee“ (Pumpwerk) an der Havelbucht, Säulenergänzungen im Arkadengang der Bornstedter Kirche und Fußbodenplatten für die Heilandskirche in Sacrow. Zudem sind als Bestandteile der denkmalgeschützten Freundschaftsinsel von Hedwig Bollhagen entworfene Gartenkeramiken und Wandelemente erhalten. Hedwig Bollhagen wurde am 10. November 1907 in Hannover geboren, wo sich auch ihr Grab befindet. Internationale Bekanntheit erlangte die Künstlerin durch ihr schlichtes, zeitloses Alltagsgeschirr, dem in Form und Dekor eine zwanglose Verbindung von bäuerlicher Tradition und Bauhaus-Ästhetik gelingt. 1937 gewann sie eine Goldmedaille auf der Weltausstellung in Paris. Sie selbst sagte: „Kunst? Ach ja, manche nennen es so. Ich mache Teller, Tassen und Kannen.“ Oder: „Das sind doch bloß Töppe!“

Eine Ausstellung mit Gartenkeramik von Hedwig Bollhagen und Planungen für Gärten und Parks von Walter Funcke wird heute um 11 Uhr im Pavillon auf der Freundschaftsinsel eröffnet.

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