Von Erhart Hohenstein: Potsdam wird wieder Industriestandort
Erhard Automotive eröffnete Produktionshalle / Stadt hofft auf Sogwirkung der Ansiedlung des Tankbauers
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Babelsberg - Mit 50 Arbeitern beginnt die Erhard Automotive auf dem ehemaligen Gelände des Reichsbahnausbesserungswerkes (RAW) die Herstellung von Fahrzeugtanks. Anfang nächsten Jahres soll die Serienproduktion anlaufen. Am Sonnabend feierte das in Ostwürttemberg mit Hauptsitz in Schwäbisch Gmünd beheimatete Unternehmen die Eröffnung der 7000 Quadratmeter großen Produktionshalle, die in der Rekordbauzeit von einem halben Jahr durch Semmelhaack, die Bauunion Finsterwalde und andere Partnerunternehmen errichtet worden ist, und führte den Ehrengästen in einem 15-minütigen Probelauf schon einmal die Fertigung von Tanks vor.
Dafür werden dem modernsten technischen Stand entsprechende innovative Verfahren angewendet, so in der Umformtechnik, beim Schweißen mittels Laser und in der Lackierung der Behälter. Dadurch soll laut Geschäftsführer Alexander Kögel die Verträglichkeit mit dem unmittelbar angrenzenden Plattenwohngebiet gesichert werden. Für die Mieter der von der Firma Semmelhaack errichteten, in Bau befindlichen 639 Wohnungen werde sich weder eine Umweltbelastung noch eine Lärmbelästigung ergeben.
Finanzminister Rainer Speer (SPD), Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) und Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) würdigten besonders, dass mit der Tankherstellung wieder produzierendes Gewerbe in Potsdam angesiedelt wird, und dies unter Berücksichtigung des Umweltschutzes mitten in der Stadt. Speer erklärte, mancher Politiker habe sich schon von der Vorstellung verabschieden wollen, dass Potsdam auch eine Stadt der Industrie sein könne, die hier zurzeit nur zu sechs Prozent am Wirtschaftsprodukt beteiligt ist. Die Ansiedlung der Erhard Automotive, wofür Potsdam, das Land Brandenburg und die ZukunftsAgenturBrandenburg offensichtlich Brücken gebaut haben, könne Vorbild auch für andere ostdeutsche Städte sein, meinte der Minister.
Dank der Initiative des auch in der Finanzkrise mutig investierenden Familienunternehmens Erhard und Söhne, das seit 1844 besteht, verschwindet ein weiterer Teil der hässlichen Brache aus dem Stadtbild, die die Schließung des Reichbahnausbesserungswerkes nahe dem Hauptbahnhof hinterlassen hat.
Nicht die zunächst bescheidene Zahl von 50 Arbeitern, sondern die Signalwirkung sei entscheidend, die von der Erhardschen Investition für die Rückgewinnung Potsdams auch als Industriestandort ausgeht, erklärte Wirtschaftminister Junghanns. Zudem will der stark expandierende Tankbauer mit seinen innovativen Produkten – so auch Tanks aus Kunststoffen – auf dem europäischen Markt eine Spitzenstellung erreichen. Damit im Zusammenhang soll die Produktion auf dem 2,5 Hektar großen Gelände in Potsdam ausgebaut und die Zahl der Beschäftigten bis zum Jahr 2013 auf 150 erhöht werden. Geschäftsführer Kögel wies zudem drauf hin, dass das Unternehmen in Potsdam eine Qualifizierungsgesellschaft Erhard Services aufbaut, in der das Fachpersonal für die Produktionsstätten ausgebildet wird. Dafür plane man ebenfalls bis 2013 die Einstellung von bis zu 300 Mitarbeitern. Grundlage der Investition auf dem RAW-Gelände und der optimistischen Prognosen sei ein 75 Millionen Euro umfassender Großauftrag zur Produktion von Druckbehältern für Luftferungs- und Bremssysteme für Nutzfahrzeuge, der in Potsdam abgearbeitet werden soll.
Erhart Hohenstein
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