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Landeshauptstadt: Potsdamer Bremsklötze

Die Stadt braucht dringend neuen Wohnraum. Die Mieten sind hoch, Wohnungen knapp. Doch die Stadtverordneten kommen bei zwei aktuellen Bauprojekten nicht voran. Alles über die Gründe und Bedenken

Stand:

Zentrum-Ost - Der mögliche Bau von mehr als 300 Wohnungen zwischen Zentrum-Ost und Nuthestraße kommt nicht voran. Der Bauausschuss fällte am Dienstagabend keine Entscheidung über die Aufstellung eines Bebauungsplans für das gut 30 000 Quadratmeter große Gebiet. Wie berichtet, möchte ein privater Investor das Areal zu einem Wohnquartier entwickeln. Vorgesehen sind insgesamt fünf drei- bis fünfgeschossige Blöcke parallel zur Nuthestraße und zum Humboldtring sowie mehrere kleinere Gebäude, die in Richtung Havelufer und dem Wohngebiet Zentrum-Ost errichtet werden sollen. Ein Teil der Fläche gehört der Stadt, die sie an den Investor veräußern könnte.

Allerdings droht Streit mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG). Die befürchtet, dass Teile der geplanten Bebauung Sichtbeziehungen zwischen dem Park Babelsberg und der Potsdamer Innenstadt beeinträchtigen könnten. Dass das Areal sensibel ist, weiß auch die Stadtverwaltung. Im Verfahren zum Bebauungsplan werde man auf die Bedenken eingehen, sagte Stadtplanungschef Andreas Goetzmann. Problematisch ist auch, dass ein Teil der Brache im Flächennutzungsplan als Grünfläche ausgewiesen ist.

Saskia Hüneke (Grüne) verwies im Bauausschuss auf die Regelung, dass im Umfeld des Weltkulturerbes die Schlösserstiftung bei Bauprojekten frühzeitig zu beteiligen sei. Bevor man Abmessungen von Häusern und Geschossflächen festlege, sollte mit der SPSG gesprochen werden, forderte Hüneke, die selbst bei der Schlösserstiftung arbeitet. Auf ihren Antrag hin vertagte der Bauausschuss das Thema in den Dezember. Gibt er dann eine Empfehlung ab, kann die Stadtverordnetenversammlung entscheiden.

Goetzmann merkte an, die Verwaltung werde ohne Aufstellungsbeschluss der Stadtverordneten nicht weiter an dem Projekt arbeiten, weil es nicht auf der Prioritätenliste stehe.

Golm - Auch in Golm geht erstmal nichts voran: Am Dienstagabend vertagte der Bauausschuss mit knapper Mehrheit eine Abstimmung über den Bebauungsplan „Nördlich in der Feldmark“ bis Dezember. So lange soll der Ortsbeirat Zeit bekommen, sich zu dem Vorhaben zu positionieren. Erst danach will sich der Bauausschuss mit dem Thema beschäftigen, bevor dann die Stadtverordnetenversammlung über den Bebauungsplan abstimmt.

Für den Bau eines Studentenwohnheims könnte das das Aus bedeuten. Denn der Investor will noch in diesem Jahr eine Entscheidung der Stadtverordneten, wie Investorenvertreter Christian Prenzlow im Bauausschuss mitteilte. Hinter dem Vorhaben stehe ein großer niederländischer Projektentwickler mit einem deutschen Investor, hieß es. Dieser müsse das Geld noch in diesem Jahr verplanen. „Sonst springt er ab“, sagte Prenzlow.

Dabei scheint der Standort für die in Potsdam dringend benötigten Studentenwohnungen wie geschaffen. Der Uni-Campus in Golm wäre fußläufig erreichbar. Auch zum Bahnhof ist es nicht weit. 25 Millionen Euro sollen investiert werden. 402 Studentenwohnungen sollen es sein. Schon zum Beginn des Wintersemesters 2015/2016 könnten die Studenten einziehen. Sogar die Erschließungskosten will der Investor komplett selbst tragen.

Doch ohne gültigen Bebauungsplan für das Gebiet müssen die Kräne warten. Außerdem kann auch das laufende Verfahren zur Bodenordnung nicht abgeschlossen werden. Denn die Flächen im Gebiet des B-Plans sind bislang in mehrere ungünstig geschnittene Grundstücke unterteilt. Die meisten sind sehr lang, aber dafür nur extrem schmal, teils gehört einem Eigentümer lediglich ein rund zehn Meter breiter Streifen – meist Folge von Erbregelungen. Am Ende der Bodenordnung soll jeder der 17 Eigentümer wieder die gleiche Quadratmeterzahl bekommen – allerdings mit einem anderen Zuschnitt.

Mehr Zeit hatte vor allem der Stadtverordnete Marcus Krause (SPD) verlangt. Er ist auch Ortsvorsteher von Golm. Bei der Planung sollten verschiedene Einzelaspekte berücksichtigt werden – vor allem, was Ausgleichsmaßnahmen für die Flächenversiegelung angeht. Die wünscht sich der Ortsbeirat nämlich im Ortsteil statt wie von der Verwaltung geplant in Krielow nahe Groß Kreutz. In der vergangenen Woche hatte er auf Vorschlag von Saskia Ludwig (CDU) einstimmig entschieden, einen öffentlichen Workshop durchzuführen. Eine erste Ideenwerkstatt soll es am heutigen Donnerstag von 18 bis 21 Uhr in der Mensa der Grundschule „Ludwig Renn“ in der Kaiser-Friedrich-Straße geben.

Widerspruch kam unter anderem von Saskia Hüneke (Grüne). Potsdam sollte die Chance auf studentisches Wohnen nicht verspielen. Stadtentwicklungschef Andreas Goetzmann merkte an, die Vorlage sei entscheidungsreif. Schließlich habe es seit Beginn der Planungen im Jahr 2010 eine intensive Interessenabwägung gegeben.

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