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Landeshauptstadt: Potsdamer Christen nehmen Abschied von Frère Roger

Stille Andacht vor großem Taizé-Kreuz in der Kapelle der St. Nikolaikirche / Übertragung des Beerdigungsgottesdienstes aus Burgund

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Stille Andacht vor großem Taizé-Kreuz in der Kapelle der St. Nikolaikirche / Übertragung des Beerdigungsgottesdienstes aus Burgund Innenstadt - Schweigen beherrschte den spärlich beleuchteten Raum, einige Kerzen flackerten im Luftzug. In kleiner Runde saßen Trauernde zusammen in stillem Gebet, nur gelegentlich unterbrochen von leisem Singen zu den Gebeten und Liedern, die unaufdringlich aus dem Hintergrund klangen. Im Gedenken an den vor einer Woche ermordeten Gründer der ökumenischen Gemeinde von Taizé, Frère Roger, kamen gestern Nachmittag vor dem großen Taizé-Kreuz in der Kapelle der St. Nikolaikirche vor allem junge Christen zusammen, um in einer gemeinsamen Andacht Abschied zu nehmen und an dem per Laptop übertragenen Beerdigungsgottesdienst teilzuhaben. „Er hatte die Gabe, Menschen zu ermutigen. Er konnte ihnen die Botschaft vermitteln, dass jeder Mensch geliebt wird, so wie er ist“, erklärte Anja Kriebel von der St. Nikolaikirche. Die Liebe Gottes bringe die Menschen in die Lage, Dinge zu tun. Diese Botschaft sei auch in dem Taizé-Kreuz enthalten, das Alt-Pfarrer Wolfgang Hering vor über zehn Jahren aus Taizé mitgebracht habe und welches auch als Prozessionskreuz genutzt würde. Es zeigt einen auferstandenen Jesus mit ausgebreiteten Armen. Sein Leiden sei zu sehen, ohne dass es sich aufdrängt, meinte die Christin Kriebel. Das Geschenk des Kreuzes könne man sich nicht verdienen, man müsse es annehmen. Gott werde in Jesus, der an diesem Kreuz als Mensch die Sünden aller Menschen auf sich genommen habe, greifbar – begreifbar. Für die Christen in Potsdam sei Taizé besonders in der Jugendbewegung von Bedeutung. Es gebe regelmäßige Taizé-Andachten mit meditativem Singen. Zuletzt begleitete Monika Uhlig vor einigen Wochen ein junges Gemeindemitglied zu einem der wöchentlich stattfindenden Jugendtreffen in Taizé, wo das Mädchen von Frère Roger gesegnet wurde. Beiden sei besonders die bescheidene Zurückhaltung des Geistlichen aufgefallen. Kerngedanke von Taizé ist die Schlichtheit. So nehmen seine Mitglieder beispielsweise keine Spenden an, leben nur von ihrer Arbeit und ganz im Vertrauen auf Gott. „Von Frère Roger kam eine unbeschreibliche, verändernde Kraft. Ich war überwältigt von seiner spirituellen Ausstrahlung“, schwärmte Monika Uhlig. Sein Geist sei immer spürbar gewesen. Und er schien auch während der Trauerandacht greifbar zu sein, der Geist des Verstorbenen, dessen Leben in dem Bemühen um die Einheit aller Christen bestand, gleich welcher Konfession. Anja Lücker

Anja Lücker

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