In Afghanistan entführter Entwicklungshelfer frei: Potsdamer entkommt den Taliban
Kundus/Berlin - Nach rund sechs Wochen Geiselhaft ist ein von den radikalislamischen Taliban in Nordafghanistan verschleppten Potsdamer wieder frei. Die Identität des Mannes bestätigten Sicherheitskreise den PNN.
Stand:
Kundus/Berlin - Nach rund sechs Wochen Geiselhaft ist ein von den radikalislamischen Taliban in Nordafghanistan verschleppten Potsdamer wieder frei. Die Identität des Mannes bestätigten Sicherheitskreise den PNN. Seiner eigenen Darstellung zufolge konnte der Entwicklungshelfer seinen Entführern in der Nacht zu Freitag entkommen.
Allerdings gibt es zu den Umständen der Befreiung widersprüchliche Angaben. Ein Sprecher der afghanischen Polizei sagte, der 37 Jahre alte Stefan E. sei freigelassen worden. Lokale Polizisten in der Region Chahar Darreh in Kundus berichteten, der Deutsche sei am frühen Morgen völlig überraschend an einem Checkpoint aufgetaucht. Ein Polizist erklärte: „Wir sahen einen Mann gegen 1 Uhr in Richtung unserer Kontrollstelle kommen.“ Ein Sprecher des Gouverneurs der nördlichen Provinz Kundus sagte, der Deutsche sei gegen 3 Uhr Ortszeit bei einem Polizeieinsatz „gerettet“ worden.
Den Umständen entsprechend gut
Der Entwicklungshelfer halte sich im deutschen Generalkonsulat in Masar-i-Scharif auf, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin. Es gehe ihm den Umständen entsprechend gut. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sei sehr erleichtert über die Freilassung. Der Mann habe lediglich über Bauchschmerzen geklagt, hieß es. Details nannte das Ministerium nicht, da die Arbeit des mit dem Fall befassten Krisenstabs geheim sei – dies gelte auch nach dem glücklichen Ende der Geiselnahme.
Die Bundesregierung dankte der afghanischen Regierung und den Sicherheitsbehörden für ihre Unterstützung. Der bei seiner Entführung 37-jährige Stefan E. ist bei der deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) beschäftigt. „Wir sind voller Erleichterung über diese Nachricht und möchten uns bei allen herzlich bedanken, die zu dem guten Ausgang beigetragen haben“, sagte GIZ-Vorstandssprecherin Tanja Gönner.
Mehrere Deutsche in Afghanistan entführt
Der Entwicklungshelfer war im April nach Angaben der Polizei bei einer Taxifahrt von der Provinz Kundus in die nordafghanische Stadt Masar-i-Scharif verschleppt worden. Die Taliban hatten sich zu der Entführung bekannt. Forderungen waren nicht bekanntgeworden. Stefan E. hatte 2013 an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Uni Potsdam promoviert.
In Afghanistan werden immer wieder ausländische Staatsbürger entführt. Auch Deutsche waren schon mehrfach betroffen. Die Bundeswehr war vor eineinhalb Jahren aus Kundus abgezogen. Die GIZ beschäftigt dort weiterhin internationale und einheimische Mitarbeiter. Seit dem Abzug der Bundeswehr hat sich die Sicherheitslage stark verschlechtert. Im April war es zu schweren Angriffen der Aufständischen in Kundus gekommen, die Kämpfe dauern an. dpa/AFP/HK/axf
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: