Landeshauptstadt: Potsdamer Immobilienpreise beleben den Umland-Markt
Potsdam ist im Ost-Vergleich Luxus, bundesweit aber noch unter Durchschnitt / Makler: Preisanstieg nur in Teilsegmenten und Top-Lagen
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So ganz trauen die Makler der Landeshauptstadt den gestern veröffentlichten überaus positiven Prognosen und Lageeinschätzungen der bundeseigenen Treuhand Liegenschafts Gesellschaft (TLG) für Potsdam (siehe Seite 1) noch nicht. Geht die TLG von einem weiteren Preisanstieg bei Bauland - und Wohnungspreisen aus, so mag dem Immobilienmakler Thilo Kolster von Dahler und Company nicht ganz folgen. Einen positiven Trend sehe er „nur in Teilbereichen“, sagte er den PNN.
So habe sich zwar die Nachfrage nach Gewerbeimmobilien in den letzten Jahren zwar gebessert – trotzdem spricht Kolster von einer „synthetischen Euphorie“. Denn nur vereinzelt würden große Firmen Hallen und Bürogebäude errichten. Doch gerade Bauträger hielten sich bei Neubauten für Gewerbe in Potsdam derzeit zurück. Grundstückseigentümer und Bauherren verharrten in einer „Warteposition“, weil Mieter fehlten.
Im Gegensatz dazu spüre er im Villenbereich eine „deutliche Trendwende“. Der Preis in der Wohnungswirtschaft habe stark angezogen, berichtet Kolster. Das sei vor allem dem mittlerweile „sehr, sehr knappen Angebot“ geschuldet. So läge der Richtwert für ein Grundstück in der Berliner Vorstadt bei rund 300 Euro pro Quadratmeter. Der Makler schätzt die Lage in diesem Bereich ähnlich ein wie die Experten der TLG. Kolster meint, um etwa 20 Prozent könne der Grundstückspreis in den noblen Lagen in ein bis zwei Jahren noch steigen.
Und trotzdem: Im bundesweiten Vergleich befände sich das Immobilien-Preisniveau der brandenburgischen Landeshauptstadt allerdings nach wie vor im unteren Bereich, so Kolster. München, Hamburg und Frankfurt am Main lägen dagegen an der Spitze – weit vor Potsdam.
Vielleicht auch deshalb zieht es vor allem Menschen von außerhalb an die Havel. Die meisten seiner Kunden suchen laut Kolster gezielt in Potsdam nach Häusern, um selbst darin zu wohnen.
Dies wird laut Bankenexperten und Immobilienverbänden in den kommenden Jahren auch dazu führen, dass die steigenden Immobilienpreise in Potsdam auch die Immobilienmärkte in den Nachbarorten beleben – vor allem entlang der Havel und der Bahnstrecken nach Berlin. Auf der Suche nach preiswertem Bauland und günstigen Häusern würden immer mehr Potsdamer ins Umland ausweichen, während immer mehr Wohlhabende in die Stadt drängten – auch, weil gute Lagen in Potsdam noch immer preiswerter sind als in Berlin.
Schon jetzt müssten Käufer gelegentlich für „diverse Top-Grundstücke in der Berliner Vorstadt um die 400 Euro pro Quadratmeter zahlen“, sagt Günter Th. Fischer vom Immobilienbüro Engel & Völkers. Laut TLG-Bericht lagen im Vorjahr die Spitzenwerte noch bei 300 Euro. Laut Fischer hat sich seit dem Jahr 2000 der frühere D-Mark-Preis eins zu eins in den Euro-Preis verwandelt. Im Potsdamer Preisranking würden dicht hinter der Berliner Vorstadt die Stadtteile Babelsberg und Nauener Vorstadt folgen, so Fischer. Günstigere Angebote gebe es in Potsdam nur noch in den „Randlagen“ – etwa am Bornstedter Feld.
Trost hat der TLG, die die kreisfreien Städte in Ostdeutschland verglich, für Gewerbetreibende in Potsdam. Die Büro- und Ladenmieten liegen – wegen der Lage neben Berlin – teils unter denen in sächsischen Metropolen (siehe Grafik).
Peter Tiede, Juliane Wedemeyer
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