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SERIE: Potsdamer Kinderuni Die Lichtfänger in den Bäumen

Bernd Müller-Röber erklärt, warum Pflanzen grün sind und wie man die Farbe aus ihnen herauslösen kann

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Alljährlich im Herbst besuchen rund 2000 Mädchen und Jungen die Vorlesungen der Potsdamer Kinderuni. In den PNN gibt es jetzt die Vorträge von Wissenschaftlern der Universität Potsdam zum Nachlesen. Heute erklärt der Biologe Prof. Dr. Bernd Müller-Röber, woher die Pflanzen ihre grüne Farbe haben.

Es ist November. Der Herbstwind bläst die letzten bunten Blätter von den Zweigen. Die Natur bereitet sich auf den Winterschlaf vor. Auch die Laubbäume gönnen sich jetzt eine Ruhepause, um im Frühjahr wieder neues Grün austreiben zu können. Aber warum sind die Blätter eigentlich grün? Warum leuchten sie nicht immer so golden gelb, orange und rot wie im Herbst?

Will man darauf eine Antwort finden, muss man zunächst einmal wissen, wie sich Pflanzen ernähren. Um wachsen zu können, benötigen Bäume kein Obst und Gemüse wie wir Menschen, sondern vor allem Regen, Luft und die Sonne. Das Wasser nehmen sie über die Wurzeln auf. Luft und Licht fangen sie mit ihren Blättern ein. Und dabei kommt ein besonderer Farbstoff zum Einsatz. In der Fachsprache heißt er Chlorophyll. Das ist griechisch und bedeutet „grün und Blatt“. Dieses Blattgrün dient dem Baum als Lichtfänger.

Schaut man sich das Licht etwas genauer an, zum Beispiel durch eine Spezialfolie oder einen geschliffenen Kristall, dann sieht man, dass es aus vielen einzelnen Farben besteht: Gelb, Orange, Rot, Grün, Blau und Violett. Man nennt sie auch Spektralfarben. Jedes Kind kennt sie aus dem Regenbogen. Das Chlorophyll in den Blättern ist in der Lage, all diese Spektralfarben des Lichts einzufangen. Nur das grüne Licht kann es nicht festhalten. Die Pflanze strahlt es wieder ab. Und deshalb erscheinen uns die Blätter grün.

Dieses Chlorophyll ist nicht giftig. Wer gern Spinat, Rosenkohl und Salat isst, nimmt jede Menge davon auf. Man muss keine Angst haben, davon grün zu werden, denn unser Körper kann das Chlorophyll bei der Verdauung umwandeln. Manchmal wird dieser Stoff auch benutzt, um Lebensmittel und Süßigkeiten zu färben. Gummibärchen zum Beispiel. Oder Limonade, Götterspeise und Kaugummi. Auf der Packung steht dann der Farbstoff E 140. Das ist eine Geheimformel für das Chlorophyll, das aus den Pflanzen gewonnen wird.

Wie die Chemiker den grünen Farbstoff aus den Blättern herausbekommen, zeigt ein kleines Experiment, das sich in der Schule durchführen lässt. Man braucht dazu frischen Spinat, einen Mörser, ein Glas, einen Trichter und eine Filtertüte. Außerdem benötigt man reinen Alkohol. Aber keinen Schnaps! Wenn alles bereitliegt, kann es losgehen: Zuerst werden im Mörser einige Spinatblätter zerstoßen. Danach füllt man den Brei mit etwas Alkohol auf. Die Flüssigkeit verfärbt sich grün. Gießt man das Ganze anschließend durch den Trichter mit Filter, dann tropft eine dunkelgrüne Lösung in das darunter stehende Glas. Der Farbstoff wurde aus der Pflanze herausgelöst. Ein Vorgang, den die Chemiker Extraktion nennen.

Dass die Blätter im Herbst ihre grüne Farbe verlieren, hat allerdings nichts mit dieser Extraktion zu tun. Schuld daran ist die Sonne, die jetzt immer weniger scheint. Die Tage werden kürzer, die Nächte länger. Es wird kein frisches Chlorophyll mehr nachgebildet und das Grün verschwindet langsam. Rote und gelbe Farbstoffe kommen dann für wenige Wochen zum Vorschein. Dasselbe lässt sich übrigens auch in einem einfachen Versuch beobachten: Stellt man eine Pflanze unter einen Schuhkarton, wird sie nach einiger Zeit braun. Genau wie die Blätter, die jetzt von den Bäumen fallen.

Aufgeschrieben von

Antje Horn-Conrad

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