
© Klaer
Nach Massaker in Orlando: Potsdamer Schwule und Lesben nachdenklich
Das Attentat eines Mannes in einem bei Homosexuellen beliebten Nachtclubs in Orlando (Florida), bei dem 50 Menschen getötet wurden, schockiert auch die Szene in Potsdam. Und macht sie nachdenklich.
Stand:
Potsdam - Nach dem Anschlag mit 50 Toten auf einen Schwulenclub in Orlando in Florida (USA) fürchtet die Gay-Szene in Potsdam eine Veränderung des gesellschaftlichen Klimas. „Es ist schon deutlich, dass sich auch hier was dreht“, sagte Jirka Witschak vom Verein Kommunale Arbeitsgemeinschaft Tolerantes Brandenburg (Katte) am Montag den PNN. „Wir sind total schockiert.“ Viele Besucher der Szenekneipe „La Leander“ im Holländischen Viertel, die als Treffpunkt für Homosexuelle bekannt ist, hätten sich bereits am Sonntag ständig über soziale Netzwerke über den aktuellen Stand informiert. Es seien Listen mit den Opfern herumgeschickt worden. „Das waren alles ganz junge Leute, vielleicht 25 Jahre alt.“ Alle Hautfarben und Religionen seien darunter gewesen. „Ich konnte das irgendwann nicht mehr ertragen“, so Witschak.
Übergriffe auf schwule Männer auch in Potsdam
Mittlerweile seien viele in der Szene nachdenklich geworden. „Vor ein paar Jahren ist es noch darum gegangen, wann die gleichgeschlechtliche Ehe eingeführt wird.“ Das sei jetzt erst mal nicht so wichtig. Potsdam sei immer noch eine sehr liberale Stadt. Dennoch gebe es auch hier zunehmend Berichte von Übergriffen auf schwule Männer. Vor allem am Schlaatz werde man häufiger bedroht oder angespuckt, sagte Witschak. Auch habe ein irakischer Flüchtling im Verein Hilfe gesucht, der mehrfach attackiert worden sei. Jetzt sei er an einem sicheren Ort.
Homophobie könne man aber nicht an der Religion oder der Herkunft festmachen, so Witschak. Auch der Bildungsstand und der kulturelle Hintergrund seien entscheidend. Nun müsse die Szene offensiv auf die Menschen zugehen, sich zeigen und das Gespräch suchen. Zwar sei ihm schon „mulmig“ zumute, Sorgen mache er sich aber keine. Höchstens in Bezug auf den Christopher Street Day (CSD) am 23. Juli in Berlin, an dem auch die Brandenburger einen Wagen stellen. Aber hier gebe es ein gutes Sicherheitskonzept, sagte Witschak.
Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg gedenkt der Opfer
Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Berlin-Brandenburg und führende Politiker hatten am Montag vor der amerikanischen Botschaft am Brandenburger Tor in Berlin der Opfer gedacht. Bei dem bisher schlimmsten Anschlag eines einzelnen Todesschützen in der US-Geschichte waren am Sonntag in dem Schwulenclub „Pulse“ in Orlando insgesamt 50 Menschen getötet und weitere 53 verletzt worden. Der Täter hatte sich zur Terrororganisation Islamischer Staat (IS) bekannt.
Lesen Sie weiter:
Alle weiteren Hintergründe und aktuelle Nachrichten zum Massaker gibt es im Newsblog >>
Stefan Engelbrecht
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: