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Landeshauptstadt: Potsdams ältester Stadtplan

1679 bis 1685 von Suchodoletz angefertigte Einzelblätter zu einer Gesamtkarte vereinigt

Stand:

Die Potsdamer können jetzt den ältesten Plan ihrer Stadt, die Suchodoletz-Karte, mit nach Hause nehmen. Dafür haben der Landschaftsarchitekt Hartmut Solmsdorf und die Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg LGB gesorgt. Am Mittwochabend stellten sie das Werk im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte vor.

So wie jetzt hat es die Karte allerdings nie gegeben. Samuel de Suchodoletz, der polnische Ritter in preußischen Diensten, hatte zwischen 1679 und 1685 die „Ichnographia oder Eigentlicher Grundriss der Churfürstlichen Herschafft Potsdamb Undt Darzu Gelegenen Ampt Saarmund und Wittbrützen wie auch der Herschafft Capput“ in 45 Einzelblättern vorgelegt. 18 davon sind nun zu einer Karte zusammengefügt worden – ein echtes Kunststück der LGB-Kartographen, die dazu modernste Computertechnik einsetzen. Der Feldmesser Suchodoletz nutzte zwar bereits ein trigonometrisches Netz, richtete die einzelnen Blättern aber nicht einheitlich nach Norden aus. Sie zu einer Gesamtkarte zusammenfügen, war deshalb eine schwierige Aufgabe. Ein wenig davon vermitteln die Kartographen dem Betrachter: In Wäldern stehen die Bäume Kopf, und einige der auf den Blättern stets am unteren Rand aufgebrachten kurfürstlichen Adler schweben in bizarren Flughaltungen über das Stadtgebiet.

In seinen Erläuterungen führte Hartmut Solmsdorf die Zuhörer in die Gefilde der Geomantie, der Lehre von den Lebens- und Bewusstseinskräften der Erde. Suchodoletz dokumentiere in seinem Planwerk den Beginn der Entwicklung der Potsdamer Kulturlandschaft, die heute einzigartig in Deutschland auf engstem Raum eine Fülle von Garten- und Baudenkmalen vereine. Dieser Gestaltung hätten der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm und sein Berater Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen das geomantische Programm einer „Sakrallandschaft“ zugrunde gelegt, wie es sich in der Vision widerspiegele, „daß gantze Eylandt (die Insel Potsdam) mus ein paradis werden“.

Der Archivar Gebhard Falk ging in der Aussprache zum Vortrag auf den Nutzen ein, den das Kartenwerk für den Kurfürsten besaß. So sei die Ausweisung land- und forstwirtschaftlich nutzbarer Flächen von hoher Bedeutung für die Ansiedlung von Ausländern gewesen, wie sie der Herrscher zur Wiederbevölkerung seines im 30-jährigen Krieges ausgebluteten Landes betrieb. Falk wies darauf hin, dass das Planwerk Historikern seit Jahrzehnten als wichtige Quelle dient. So gebe es Auskunft über alte Flurnamen, längst eingeebnete Burgwälle und frühere Weinberge.

LGB-Präsident Heinrich Tilly betonte, der Landesbetrieb wolle neben der Arbeit für Wirtschaft und Verwaltung mit der Herausgabe alter Karten auch dem historisch interessierten Laien etwas bieten. Und wirklich erlaubt die Suchodoletz-Karte viele spannende Entdeckungen, beispielsweise von kilometerlangen Zäunen, die sich an der Vorder- und der Hinterkappe durchs Wasser zogen. Sollte damit die Desertion von Soldaten verhindert werden? Keineswegs, die Zäune versperrten Hirschen und Rehen die Flucht aus dem damals in der Potsdambschen Heyde angelegten Großen Thiergarten. Erhart Hohenstein

Die Suchodoletz-Karte kann zum Preis von 15 Euro beim Landesbetrieb LBG in der Heinrich-Mann-Allee, 103, 14473 Potsdam, Tel.: (0331) 8844-123, erworben oder bestellt werden.

Erhart Hohenstein

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