Landeshauptstadt: Potsdams gefährlichste „Autofalle“ soll bleiben
Bürgerkritik in Golm: Schlaglöcher, lockere Gullys und Vernachlässigung des alten Dorfkerns durch die Stadt
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Golm - Potsdams wohl gefährlichste „Autofalle“, die von Schlaglöchern und den scharfen Kanten gelockerter Gullys durchsetzte Bahnunterführung an der Golmer Reiherbergstraße, soll auch in diesem Frühjahr nicht entschärft werden. Nach einem Rundgang mit Ortsvorsteher Ulf Mohr wurde die Gefahrenstelle von der Straßenverkehrsbehörde nicht in die Reparaturliste aufgenommen, da sie nicht auf den Winter zurückzuführen sei. Diese Mitteilung löste auf der jüngsten Ortsbeiratssitzung in Golm Unmut aus. Bald werde man den alten Ortskern nur noch auf dem kilometerweiten Umweg über Bahnhof und Wissenschaftspark erreichen können, kritisierten Bürger. Die ViP-Busse nehmen bereits seit dem Fahrplanwechsel im Frühjahr 2010 diesen Weg, womit die durch den Ort führende Reiherbergstraße vom öffentlichen Nahverkehr abgekoppelt wurde.
Während das Gebiet in Bahnhofsnähe mit den Wissenschaftsbauten und der Herzberg-Siedlung stürmisch wächst, sinke der Ortskern in die graue Trostlosigkeit zurück. Beispiel dafür sei das in den Nachwendejahren an der Reiherbergstraße mit einem „Sparmarkt“ im Mittelpunkt errichtete Einkaufszentrum. Es steht völlig leer, laut Ortsvorsteher Mohr wegen der hohen Mietforderungen. Vorstöße des Golmer Seniorenbeirates, wenigstens ein Minimum an Dienstleistungen zu sichern, blieben ohne Erfolg. Die Dibag, die in einiger Entfernung nördlich des Bahnhofs ab 2012 ein Einkaufszentrum baut, will dort solche Angebote einbeziehen. Für die Wiederbelebung der alten Läden könne sie allerdings nichts tun, sagte Architekt Sebastian Kuhlen als Vertreter des Bauherren.
Wehmütig blicken viele Golmer auf jene Jahre zurück, als ihnen nach der Eingemeindung nach Potsdam 2003 noch ein eigener Fonds für Investitionen zugestanden wurde. Davon sollten auch Straßenbauarbeiten finanziert werden, doch wurden die Extrafonds für die neuen Ortsteile inzwischen auf Stadtverordnetenbeschluss abgeschafft. Auch Einnahmen aus Grundstücksverkäufen in Golm fließen nun in den großen städtischen Topf und kommen nicht mehr zweckbestimmt dem Ortsteil zugute. In seiner Stellungnahme zum Haushalt der Stadt 2011 forderte der Ortsbeirat deshalb Priorität für Straßenbaumaßnahmen unter anderem an der Kreuzung Reiherberg- und Karl-Liebknecht-Straße. Hier geht es nach einem schweren Unfall Ende des vorigen Jahres um Sicherheit für Radfahrer, zu denen zahlreiche Kinder auf dem Schulweg gehören. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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