SERIE: Potsdams IT-Frauen Von der Klaviatur zur Tastatur
Deutschlands beste IT-Nachwuchs-Ingenieurin forscht am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam
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Obwohl Computer längst nicht mehr nur Männersache sind, bleibt die Informatik weiterhin eine ausgesprochene Männer-Domäne. Doch es gibt Ausnahmen. Die PNN stellen in den kommenden Wochen erfolgreiche Informatikerinnen aus Potsdam vor.
In Kurzfassung erklärt Regina Hebig ihre Arbeit so: „Ich überlege, wie man ein Haus baut.“ Nur dass sie dabei nicht Stein auf Stein setzt, sondern Zahlen und Buchstaben aneinanderreiht. Die 25-Jährige ist Software-Architektin und eines der jüngsten Mitglieder am Forschungskolleg des renommierten Hasso-Plattner-Instituts in Potsdam.
In der Forschungsschmiede des SAP-Mitbegründers wird unter anderem an Lösungen getüftelt, wie Service-Komponenten eines Software-Programms einheitlicher gestaltet und universell eingesetzt werden können. Dann müssten sich beispielsweise Firmen ihre eigene Betriebssoftware nicht mehr speziell und teuer anfertigen lassen. „Vielmehr könnten Firmen dann im Internet nach einer Software suchen, die Dienste beinhaltet, die das Unternehmen braucht und für die Firmen-Webseite genutzt werden kann“, erläutert Regina Hebig.
30 IT-Experten arbeiten an dem Forschungsprojekt, das – ganz nach dem Motto von Institutsgründer und Software-Milliardär Plattner – bestenfalls praktische Anwendung in der Wirtschaft finden soll. „Mit Regina Hebig ist die beste IT-Nachwuchsingenieurin Deutschlands dabei“, sagte HPI-Sprecher Hans-Joachim Allgaier anlässlich der Absolventenfeier des Bachelor- und Master-Studienganges „IT-Systems Engineering“. Dabei wurde die 25-Jährige als Jahrgangsbeste und Top-Absolventin am Hasso-Plattner-Institut geehrt. Sie beendete ihr Studium mit der Traumnote 1,0. „Was trotz der exzellenten Lernmöglichkeiten nicht häufig vorkommt“, wie HPI-Sprecher Allgaier betont.
„Frauen in der Informatikbranche sind noch immer selten“, fügt er hinzu. Doch am Babelsberger HPI würden zunehmend auch Expertinnen in die Männer-Domäne vorrücken. Sie würden sich als „Powerfrauen in der Informatik“ auszeichnen, sagt Allgaier weiter. Regina Hebig wurde das Programmieren keinesfalls in die Wiege gelegt. Statt auf der Computertastatur spielte sie auf Klaviertasten, statt Algorithmen lernte sie Noten und sang im Chor. „Ich bin noch immer in einem Orchester und spiele Waldhorn“, berichtet sie. „Ganz spät“ habe sie ihr Interesse für die Informatik entdeckt. „Ich wusste wie Computer aussahen, viel mehr nicht“, erinnert sie sich.
Doch als sie am Gymnasium als Wahlpflicht- und später Leistungskurs Mathematik und Informatik wählte, habe sie schnell gemerkt: „Das klappt zwischen mir und der Informatik.“ Sie entdeckte, dass Informatik mehr als Programmieren ist. „Da steckt vielmehr eine Logik dahinter, die faszinierend ist“, erzählt sie. Der Schritt vom Girlsday, einem Schulprojekttag zur Berufsorientierung am Plattner-Institut, bis zum Studium auf dem Campus am Griebnitzsee war dann schnell vollzogen.
Das Programmieren neuer Software, die „schneller, eleganter und billiger“ ist, braucht indes seine Zeit. „Forschen hat viel mit Lesen zu tun“, sagt Regina Hebig. „Wo gibt es Bedarf? Wie kann man sich abgrenzen? Was kann man schneller und besser machen?“, formuliert sie Fragestellungen ihres Forschungsalltags. Und um Neues zu entwickeln, „braucht man wirklich viel Kommunikation“, fügt die IT-Expertin hinzu. „Man muss im Forscherkreis auch doofe Fragen stellen, wo der andere sich ärgert, dass er zunächst keine Antwort hat und dann gemeinsam den Ehrgeiz entwickeln, am Ende eine Ausgangsthese zu haben.“ Oft gehe es darum, aus einem schwer beschreibbaren „Irgendwas, etwas Definierbares zu finden und ein Wort zu kreieren“, erläutert sie.
Bei all den Ideen für neue und bessere Software-Programme hat sich Regina Hebig noch keine weiteren Gedanken über ihre berufliche Zukunft nach dem Abschluss des Forschungsprojekts gemacht. „Das ist noch lange hin“, sagt sie. Und auch wenn sie Expertin fürs Programmieren ist, weiß sie: „Die Zukunft kann man nicht planen.“
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