Sport: Potsdams Kanuten streben WM-Novum an
In Duisburg wollen sie in diesem Jahr drei Einer- und zwei Zweierkajaks für Deutschland paddeln
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„Ich will in diesem Jahr bei den Weltmeisterschaften den Einer über 500 Meter fahren.“ Die Kampfansage Caroline Kratochwils lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. „Wenn ich es in diesem Jahr nicht in die WM-Mannschaft schaffen sollte, sähe es schlecht mit einem Start 2008 in Peking aus“, meint die 23-Jährige des Kanu-Clubs Potsdam, die im vergangenen Jahr in Athen U23-Europameisterin im Soloboot geworden war. Nun gilt sie „als Projektkader für die WM“, wie es Kratochwils Heim- und Bundestrainer Eckehard Sahr formuliert. Projektkader für den K1 sind neben ihr auch Nicole Reinhardt vom WSV Lampertheim und Margret Neher vom Göttinger PC.
Sollten alle Potsdamer Träume zur Realität werden, würden bei den diesjährigen Weltmeisterschaften in Duisburg fünf der acht deutschen Kajaks nur mit Potsdamern über die olympischen Strecken paddeln: Ronald Rauhe/Tim Wieskötter und Katrin Wagner-Augustin/Fanny Fischer jeweils im Zweier über 500 m sowie Caroline Kratochwil, Lutz Altepost und Torsten Eckbrett im Einer über 500 beziehungsweise 1000 Meter. Dass ein Klub komplett fünf WM-Boote stellt, wäre ein Novum. Die sieben Potsdamer Asse werden am kommenden Sonntag gemeinsam mit weiteren deutschen Spitzenkanuten erstmals ein dreiwöchiges Trainingslager in Chile absolvieren (siehe Kasten).
Dass Ronald Rauhe und Tim Wieskötter in Duisburg die deutschen Farben vertreten werden, gilt als sicher. Zu sehr dominierten die beiden Potsdamer seit ihrem ersten gemeinsamen WM-Sieg 2001 die internationale Szene in ihrem Boot, als dass ihr Start gefährdet wäre. Seit damals sind sie bei allen internationalen Titelkämpfen ungeschlagen. Hoffnungen auf einen erneuten gemeinsamen Start machen sich auch Katrin Wagner-Augustin und Fanny Fischer im Zweierkajak der Frauen. Im vergangenen Jahr wurden sie zusammen Vizeweltmeisterinnen auf der nichtolympischen 200-Meter-Distanz. „Wenn wir noch öfter zusammen fahren, können wir noch schneller werden, auch über die 500 Meter“, ist sich Fischer sicher. Auch Eckehard Sahr schließt diese Option keinesfalls aus.
Sehr gute Chancen für seinen WM– Start im K1 kann sich über 500 Meter Lutz Altepost machen. Der 25-Jährige, der mit Jahresbeginn von der KG Essen zurück zum KC Potsdam wechselte, wurde in den vergangenen beiden Jahren solo Zweiter und Dritter der WM. „Ich fahre den 500-Meter-Einer jetzt seit fünf Jahren und identifiziere mich sehr mit diesem Boot, das ich auch in den nächsten Jahren paddeln will", erklärt der Schützling von Männer-Bundestrainer Rolf-Dieter Amend unmissverständlich.
Erfolgscoach Amend hat neben Rauhe, Wieskötter und Altepost noch einen vierten Potsdamer in seiner Trainingsgruppe, der Deutschland im K1 vertreten will: Torsten Eckbrett. „Mein Ziel ist es, wieder den Einer bei den WM zu fahren, obwohl im vergangenen Jahr in Ungarn nicht alles wie erhofft gelaufen ist“, sagt der 22-Jährige, der 2006 in Szeged über 1000 Meter das A-Finale verpasste und im B-Endlauf mit Platz neun Vorlieb nehmen musste. „Ich musste viele Ausscheidungen fahren, um mich durchzusetzen und mir meinen WM-Startplatz zu erkämpfen“, meint der Sportsoldat. „Schon der Sprung von der Junioren-Spitze zur Spitze in der Leistungsklasse dauert drei bis vier Jahre, und dort braucht man nochmal mehrere Jahre, um auf den tausend Metern international vorn Fuß fassen zu können.“ Er wolle sich davon aber nicht entmutigen lassen, betont Eckbrett. „Ich weiß, was ich kann, und will das in diesem Jahr bei den WM auch beweisen.“
Eckbrett gehört zum so genannten „Projekt 1000“ des Deutschen Kanu-Verbandes. „Wir haben in diesem Jahr zwei Projekte in den Kajak-Bereichen in Angriff genommen, in denen wir bei den letzten WM nicht im Finale vertreten waren und wo wir daher den größten Handlungsbedarf sehen“, erläutert Rolf-Dieter Amend. „Bei den Herren sind das der K1 und K4 über die 1000 Meter, bei den Frauen ist es der K1 über 500 Meter.“ Im Soloboot der Frauen hatte Nicole Reinhardt, 2005 noch Weltmeisterin, im vergangenen Jahr in Szeged das WM-Finale verpasst und im B-Endlauf nur den letzten Rang belegt. „Sie will diese Schlappe jetzt wieder wettmachen“, sagt Bundestrainer Sahr, und auch Carolin Kratochwil weiß: „Der Weg führt nur über Reinhardt. Ich muss sie im Frühjahr in beiden Qualifikationen weghauen, wenn ich den Einer wirklich fahren will. Wenn ich dieses Jahr nicht in die WM-Mannschaft komme, sieht es schlecht mit Peking aus.“
Sieben Potsdamer beim Weltchampionat in Duisburg wären auch eine ausgezeichnete Ausgangsposition für sieben Tickets zu den Olympischen Spielen im nächsten Jahr. Zumal es als ausgemacht gilt, dass die Frauen, die in China den Einer und Zweier paddeln, dort auch den Vierer fahren sollen. „Das ist machbar, da beide Boote an verschiedenen Tagen starten. Deshalb sollen nur vier, maximal fünf Frauen nach Peking reisen“, erklärt Bundestrainer Sahr. Für seine Schützlinge aus dem Luftschiffhafen ist das in den kommenden Wochen und Monaten noch größerer Ansporn im Training.
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