Landeshauptstadt: Potsdams letzte Wildnis
BUND pflegt Bauminseln auf dem Buga-Gelände/„Kyrill“ sorgte für Baumaterial /Hecken werden erneuert
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Bornstedter Feld - Potsdams letzte Wildnis liegt auf dem Volkspark-Gelände. Wer nahe dem Fachhochschulcampus in der Georg-Hermann-Allee am Überweg über die Gleise rechts Richtung Kapellenberg abbiegt, erreicht nach gut 100 Metern drei so genannte Bauminseln. Sie sind von Hecken aus aufgeschichtetem Stammholz und Reisig umgeben, die den Zutritt ins Innere verwehren. So können sich hier Tier- und Pflanzenwelt ohne Einflussnahme des Menschen entwickeln.
Das 5000 Quadratmeter große Areal ist 2001 mit Gestaltung des Buga-Parks angelegt und vom Kreisverband Potsdam des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) unbefristet gepachtet worden. Intensiv gepflegt wird es nicht, denn sonst bliebe es ja keine Wildnis. Notwendig wird jedoch immer wieder die Erneuerung der Hecken, denn die aufgeschichteten Stämme verrotten schnell. Deshalb trafen sich am Sonnabend BUND-Mitglieder um den Kreisvorsitzenden Jost Kremmler und besserten zunächst die Umfriedung der nördlichen Wildnisinsel aus. Anfang März soll ein zweiter Einsatz folgen. An dem nötigen Holz besteht in diesem Jahr kein Mangel, dafür hat „Kyrill“ gesorgt. Die mit der Motorsäge passgerecht auf 1,50 Meter Länge geschnittenen Stücke stammten von einer Buche, die der Orkan auf einem Potsdamer Privatgrundstück entwurzelt hatte, und einer im Park umgeworfenen Eiche. Dort werden bis zum nächsten Einsatz weitere vom Sturm geknickte Bäume geborgen und aufbereitet.
Über die Palisaden hinweg können die Besucher einen Blick ins Innere der Inseln mit ihren Bäumen, Strauchwerk und Rasenflächen werfen. Neu aufwachsende Eichen und Birken sind dabei, dem bisherigen Bestand an Pappeln und Robinien Konkurrenz zu machen. Zahlreiche Vogelarten, darunter Neuntöter und Zaunkönig, haben hier ihre Brutheimat, aber auch die Zauneidechse und Libellen. Zwanzig Käferarten wurden gezählt, mit der Wiederansiedlung des seltenen Eichenheldbocks wird gerechnet. Haben sie auch keine menschlichen Eingriffe zu fürchten, so stehen sie doch unter Beobachtung. Biologie- und Ökologiestudenten der Potsdamer Universität begleiten in Forschungsprojekten die Entwicklung des Areals. Außerdem bietet der BUND Expertenführungen an. Die Inseln zeigen, dass „Wildnisflächen und naturnahe Lebensräume auch in der Großstadt möglich sind“, meint Jost Kremmler. Der Umweltbund rege an, sie als Flächennaturdenkmal oder geschützten Landschaftsbestandteil unter Schutz zu stellen. E. Hoh
Nähere Informationen: BUND, Kreisverband Potsdam, Friedrich-Ebert-Straße 114 A, 14467 Potsdam, Tel. 0331/23700141
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