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Es gibt nur wenige Ergebnislisten der vergangenen Jahre, in denen sein Name nicht steht. Markus Cyranek ist ein Dauerläufer.

© Andreas Klaer

Sport: Potsdams schneller Postbote

Zehn Potsdamer sind am Start. Ein Jahr traineren. Fitter und gesünder werden. Länger durchhalten. Das ganz eigene Ziel erreichen. Mit dabei: Markus Cyranek

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Dass die Post langsam ist, kann man nun wirklich nicht behaupten. Was heute in den Briefkasten geworfen wird, ist morgen schon beim Empfänger. Doch war Schnelligkeit kein Kriterium, als Markus Cyranek zum Einstellungstest eingeladen wurde. „Die haben allerlei Tests gemacht zum Allgemeinwissen, räumlichen Verständnis und so. Aber Sport war nicht dabei“, sagt der 26-jährige Potsdamer. Spätestens beim Fitnesstest hätte er die Aufnahmekommission wohl überzeugt, schießlich zählt Markus Cyranek zu den schnellsten Läufern der Stadt.

Man muss sich schon Mühe geben, um den Namen nicht auf einer Starter- und Ergebnisliste regionaler Läufe zu finden. Ob Sparkassen- oder Brandenburg-Cup: Wenn es in den vergangenen Jahren an die Startlinie ging, war Cyranek dabei. „Ich bin fast jedes Wochenende bei einem Lauf gestartet, machmal auch zweimal“, sagt er. Im vergangenen Herbst musste er den vielen Starts allerdings Tribut zollen: Eine Knochenhautreizung setzte ihn für mehrere Wochen außer Gefecht. Umso besser, dass Markus Cyranek nun als Teilnehmer von „Potsdam läuft“ etwas „gebremst“ wird und Struktur für sein Training bekommt.

Bislang ist er nämlich reiner Autodidakt, Trainingsmethodik war ihm fremd. „Ich laufe immer so, wie ich es für richtig halte“, sagt er. „Gar nicht so lange, so sieben bis zehn Kilometer.“ Dafür ist Cyranek gut unterwegs, läuft die 10 Kilometer deutlich unter 38 Minuten und den Halbmarathon unter 1:30 Stunde – für Freizeitläufer respektable Zeiten. „Es reizt mich schon, bei Wettkämpfen vorn mitzulaufen, das ist ein schönes Gefühl“, sagt Cyranek.

Dabei hat es eine Weile gedauert, bis aus ihm und Sport ein Paar wurde. Ein Foto aus Kindheitstagen zeigt eine Truppe Freizeitfußballer, vor der ein blonder, moppeliger Junge hockt: „Das bin ich“, sagt Markus. „Da war ich neun und mein Vater hat mich samtags mit zu seiner Fußballtruppe mitgenommen, wo sie mich immer ins Tor gestellt haben“, erzählt er. Er war alles andere als sportlich. „Ich hab extrem viel genascht, mir immer heimlich Schokolade gekauft.“ Mit 16 wog er 90 Kilogramm, in der Schule hänselten sie ihn. Da war Schluss mit dem süßen Leben. „Ich habe von einem Tag auf den anderen aufgehört, nur Süßkram zu essen und meine Ernährung umgestellt“, sagt Markus Cyranek. Zum Frühstück schmierte er sich nur noch Knäckebrot, am Abend war Pizza tabu. „In einem Jahr hatte ich 20 Kilo abgenommen“, sagt Markus Cyranek. Und weil er das Gewicht halten wollte, fing er mit dem Laufen an.

Das blieb auch nach der Schule so, als er für vier Jahre als Zeitsoldat zur Bundeswehr ging. Die Kaserne, in der er stationiert war, lag in bester Läufergegend: in Geltow. „Zweimal in der Woche bin ich mit einer Gruppe laufen gewesen, schön um den Schwielowsee rum“, sagt Cyranek. 2009 fing er sich dann einen Virus ein: „Da bin ich beim Schlösserlauf meinen ersten Halbmarathon gelaufen und war sofort infiziert“, berichtet Cyranek. Seitdem liebe es, bei Wettkämpfen dabei zu sein, das Lampenfieber davor und an seine Grenzen zu gehen – oder ein Stück darüber hinaus: Beim Otto-Lilienthal-Lauf hat er bei 25 Grad jede Getränkestation ausgelassen, „weil ich vorne dranbleiben wollte“. 20 Meter vor dem Ziel war er so dehydriert, dass nichts mehr ging. Der Läufer vor ihm, der Drittplatzierte, habe ihn dann ins Ziel getragen. Da habe er gemerkt, dass Ehrgeiz gut ist, Vernunft aber besser.

Ohnehin weiß er zu schätzen, was ihm das Laufen gibt. „Ich merke, dass ich ausgeglichener bin, wenn ich draußen war und meine Runde gemacht habe. Mir fehlt was, wenn ich zwei Tage nichts gemacht habe.“

Bewegung wird Markus Cyranek in der Zukunft genug haben, wenn seine Ausbildung beendet ist und er sich offiziell Fachkraft für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen nennen darf. „Also Postbote“, wie er es selbst verkürzt. Mit dem Rad unterwegs sein, Briefe austragen, sich bewegen – für Markus Cyranek der ideale Job. Und für seinen künftigen Arbeitgeber sicherlich von Vorteil, wenn die Post noch etwas schneller unterwegs ist.

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