Landeshauptstadt: Potsdams Silvesterbaby
Seine Eltern haben das Elterngeld um eine halbe Stunde verpasst: Doch mit seiner Geburt machte Bennet-Lorenz sie trotzdem überglücklich
Stand:
Bennet-Lorenz Heinrich ist Potsdams letztes Baby im Jahr 2006. Punkt 23.23 Uhr erblickte der Sohn von Drogistin Christine Heinrich am 31. Dezember im Ernst von Bergmann-Klinikum das Licht der Welt. Eine gute halbe Stunde zu früh für das neue Elterngeld. 500 Euro weniger haben seine Eltern nun nach eigenen Angaben zur Verfügung, weil die neue staatliche Hilfe nur Eltern erhalten, deren Kinder ab 1. Jannuar 2007 geboren werden. Doch der Freude der jungen Eltern tat das vorgestern kein en Abbruch.
Im gesamten Land ist das Hoffen und Bangen in den Kreißsäle vorbei. Zum Jahreswechsel entschied sich, ob die Eltern noch das alte Erziehungsgeld oder das neue Elterngeld bekommen. Manche Mutter hatte sich aus finanziellen Erwägungen einen anderen Geburtstermin gewünscht. Unter dem Strich seien in den letzten Tagen im alten Jahr aber alle froh gewesen, wenn das Kind gesund auf der Welt war, sagte Oberarzt Bernd Köhler vom Ernst von Bergmann Klinikum am Montag in Potsdam den PNN.
Das Elterngeld löst das bisherige Erziehungsgeld ab. Statt zwei Jahre lang maximal 300 Euro pro Monat erhalten Eltern künftig einen Betrag, der sich am Einkommen orientiert und 12 oder 14 Monate lang ausgezahlt wird. Das Elterngeld beträgt 67 Prozent des letzten Nettolohns, maximal 1800 Euro monatlich. Alleinerziehende, Geringverdiener und die Bezieher von Arbeitslosengeld II erhalten einen monatlichen Sockelbetrag von 300 Euro und fahren damit teilweise schlechter als mit dem bisherigen Erziehungsgeld: „Wenn es etwa um Kaiserschnitte ging, hieß es oft: Bitte lieber vor dem Jahreswechsel“, so der Leitende Arzt Bernd Cristensen von den Ruppiner Kliniken.
Christine Heinrich aus Potsdam Nuthetal jedenfalls lachte gestern auch ohne Elterngeld, als sie ihr Kind der Presse zeigte. „Sie findet es nicht so schlimm. Schließlich ist ihr Sohn ein hübscher Junge.“, sagte Oberarzt Köhler. 4400 Gramm wiegt der kleine Wonneproppen, 54 Zentimeter war er zur Geburt lang.
Übereinstimmend hieß es in Brandenburgs Geburtsstationen, dass sich in den vergangenen Wochen viele werdende Eltern mit Wünschen zum Geburtstermin an die Ärzte gewandt hätten. Nach den Gesprächen habe es aber keine ernsthaften Versuche gegeben, den Termin massiv zu beeinflussen oder medizinische Gründe zu ignorieren. Jede Einflussnahme auf den Geburtstermin sei problematisch, sagte Oberarzt Marc Langenbuch vom St.-Josefs-Krankenhaus in Potsdam. Bei medizinischen Gründen sei eine Verzögerung der Geburt unverantwortlich. „Wenn es nur um eine Minute gegangen wäre, hätten wir uns vielleicht darauf eingelassen, wenn es medizinisch verantwortbar gewesen wäre.“ Auch Schummeln sei schwierig, sagte Langenbuch. Ein Kind gelte als geboren, wenn es komplett den Körper der Mutter verlassen habe. „Bei uns schauen Arzt und Hebamme dann auf die Funkuhr des Kreissaals.“ Zudem laufe die Aufzeichnung der Herztöne des Kindes, das CTG, bis zur Geburt. Unmittelbar nach der Geburt erfolge die Analyse des Nabelschnurblutes. Hier wären Unstimmigkeiten bei den Zeitangaben leicht erkennbar. Bei Wehen sei ohnehin kaum eine Beeinflussung möglich, sagte eine Hebamme. „Wenn das Baby kommen will, dann kommt es. Da kann man nichts machen.“ So war es auch beim kleinen Damian im Klinikum Frankfurt (Oder). Er war um 1.54 Uhr eines der ersten Brandenburger Neujahrsbabys.
Das erste Potsdamer Baby, das 2007 auf die Welt kam, wurde ebenfalls im Bergmann-Klinikum geboren. Die kleine Marie mussten die Ärzte dort gestern um 8.37 Uhr per Kaiserschnitt holen – zehn Wochen vor dem eigentlichen Geburtstermin, so Köhler. Das Baby bedürfe jetzt einer intensiven Pflege. just/dpa
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