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Landeshauptstadt: Potsdams Star für Baku

Insel statt Satellit: Eine Potsdamer Studentin bewirbt sich um die Nachfolge von Lena

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Als Lena Meyer-Landrut vor zwei Jahren den Eurovision Song Contest (ESC) gewann, hat sich Tina Markmann geärgert, nicht von dem Vorentscheid „Unser Star für Oslo“ gewusst zu haben. Mit der Casting-Show hatte Moderator Stefan Raab damals vor allem Jugendliche für den bis dahin eher als verstaubt geltenden Grand Prix begeistert. So eben auch Tina Markmann.

In diesem Jahr hat sich die Potsdamer Studentin selbst beworben. Ob sie weiterkommt, darüber versucht sie derzeit nicht allzu oft nachzudenken. Mit Musik beschäftigt sich die 20-Jährige aber auch ohne Wettbewerb jeden Tag. „Ich singe schon, solange ich denken kann“, erzählt sie, heute studiert sie Musik und Deutsch auf Lehramt. Und weil sie in der Grundschule, damals noch in ihrer Heimatstadt Rostock, so viel Lob für ihren Gesang bekam, probierte sie es später in verschiedenen Schulbands. Einer ihrer größten Auftritte bisher: Der Abiball, auf dem sie vor etwa 2000 Leuten sang. „So eine Masse an Menschen lässt einen natürlich nicht völlig gelassen da oben stehen“, sagt sie. Doch einen Vorteil habe ein großes Publikum schon: „Man kann nicht allen gleichzeitig in die Augen sehen.“ Wenn es da ein paar Leuten nicht gefalle, sei das nicht so schlimm. Überhaupt sei es ihr lieber, vor Unbekannten aufzutreten als vor den eigenen Klassenkameraden. Denen musste man auch am nächsten Tag wieder gegenübertreten und geredet werde an Schulen natürlich immer.

Mittlerweile schreibt Tina Markmann auch eigene Songs. Einen davon, „The Island“ hat sie beim ersten Casting für den ESC vorgetragen. Eine zarte Ballade, bei der sich Tina Markmann selbst auf der Gitarre begleitet. Etwa sechzig Konkurrenten warteten vor einigen Wochen mit ihr im Fritz-Club am Berliner Postbahnhof auf ihren Auftritt. „Die Stimmung war eher angespannt, jeder war mit sich selbst beschäftigt“, erinnert sie sich. Der Radio-Sender Fritz übernimmt für Berlin und Brandenburg die Suche nach der „neuen Lena“. Jury-Präsident ist allerdings nicht länger Stefan Raab, sondern Thomas D., bekannt durch die Rap-Band „Die Fantastischen Vier“. Doch erst, wer es durch eine dieser Vorrunden schafft, kann an den bundesweiten Auswahlshows teilnehmen.

Der Sieger reist dann im Mai in die aserbaidschanische Hauptstadt Baku. Lena Meyer-Landrut gewann 2010 mit „Satellite“ den Song-Contest in Oslo und holte die Veranstaltung damit zum zweiten Mal in der 55-jährigen Geschichte des ESC nach Deutschland. Denn das Siegerland, so sind die Regeln, wird im Folgejahr Gastgeber des ESC. Als Vorbild würde Tina Markmann Lena aber nicht bezeichnen. „Es gibt Musiker, die mich inspirieren, aber nachmachen will ich niemanden.“ Solche Ideengeber sind etwa der deutsche Songwriter Bodo Wartke. „Er ist ein normaler, ungekünstelter Typ, der sich selbst nicht ins Rampenlicht rückt.“ Wichtig sind ihr außerdem die US-Folkband „Beirut“ oder die Briten von „Mumford and Sons“. Beide sind nicht unbedingt für Mainstream-Pop bekannt, sondern machen eher melancholischen, manchmal etwas schrummeligen Gitarrenrock. Davon versteht auch Tina Markmann etwas, als angehende Musiklehrerin spielt sie neben Klavier natürlich auch Gitarre. „Damit habe ich sogar früher angefangen.“ Der Grund: Mit sieben Jahren wollte sie unbedingt Erzieherin werden, und die spielten nun mal alle Gitarre. Bisweilen vertont sie Texte von Freunden, Gedichte vor allem.

Trotzdem habe sie bisher nie ernsthaft über eine Karriere als Musikerin nachgedacht. „Um davon zu leben, ist das eine ziemlich riskante Sache“, sagt die 20-Jährige. Nach dem Abitur habe sie deshalb erstmal ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Berliner Seniorenheim gemacht, sich dann für das Lehramtsstudium entschieden. „Andererseits“, überlegt sie, „bin ich ja noch jung“. Lehrer könne sie später noch werden – nur für den Fall, dass die Teilnahme an „Unser Star für Baku“ ihr plötzlich doch die Möglichkeit auf ein Musikerleben biete, lacht sie.

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