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Eine Tram wiege mehr als 20 Tonnen, könne im Ernstfall nicht ausweichen und habe zudem einen längeren Bremsweg als ein Auto, heißt es vom Verkehrsbetrieb Potsdam.

© J. Bergmann

Wenige Unfälle mit Straßenbahnen: Potsdams Trams vergleichsweise sicher

In Potsdam passieren weniger Unfälle mit Straßenbahnen als an vielen anderen Orten in Deutschland. Allerdings gibt es da noch den Faktor Mensch.

Von Katharina Wiechers

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Potsdams Straßenbahnen sind im bundesweiten Vergleich relativ sicher. Das geht aus einer Studie vor, für die die Unfallforschung der Versicherer (UDV) die Tram-Unfälle in 59 deutschen Städten untersucht hat. Demnach liegt Potsdam bezogen auf die Einwohnerzahl auf Platz 29, bezogen auf die Streckenlänge des Straßenbahnnetzes sogar auf Platz 32. Die drei ersten und damit „gefährlichsten“ Plätze belegten Karlsruhe, Freiburg und Köln.

Unfallursachen untersucht

Der Untersuchungszeitraum liegt allerdings schon etwas zurück: Betrachtet wurden die Straßenbahnunfälle mit Toten oder Schwerverletzten, die sich zwischen dem 1. Januar 2009 und dem 31. Dezember 2011 ereignet haben. Es habe bis jetzt gedauert, um die Daten wissenschaftlich aufzubereiten, hieß es vom UDV auf PNN-Nachfrage. So seien alle Unfälle einzeln unter die Lupe genommen und nach Ursachen und Folgen geprüft worden.

Dabei stellten die Forscher unter anderem fest, dass drei Viertel der in Deutschland bei Tram-Unfällen getöteten Verkehrsteilnehmer Fußgänger sind, 16 Prozent sind Radfahrer. Bei den Schwerverletzten sind 27 Prozent Fußgänger, 28 Pkw-Insassen und 15 Prozent Radfahrer. Bei nur 16 Prozent der schweren Unfälle ist der Straßenbahnfahrer Hauptverursacher, die meisten werden durch Pkw-Lenker verursacht (45 Prozent), gefolgt von Fußgängern (22 Prozent). Schon wegen des hohen Gewichts der Fahrzeuge und des „anderen Bremsverhaltens“ seien Kollisionen mit Straßenbahnen insgesamt deutlich schwerer als mit Autos oder Bussen, so die Forscher.

Empfehlung: Straßenbahngleise sollten an den Fahrbahnrand gelegt werden

Als Folgerungen aus den Ergebnissen der Studie empfehlen die Wissenschaftler, Straßenbahngleise bei Neu- und Umbauten an den Fahrbahnrand zu legen, und nicht in die Mitte. Sinnvoll seien außerdem sichere Abbiege- und Überquerungsmöglichkeiten für andere Verkehrsteilnehmer an Kreuzungen sowie Extra-Ampelphasen für Straßenbahnen, um Konflikte mit Autofahrern zu vermeiden. Auch eine Verbesserung der Sicherheit von Straßenbahnen selbst empfehlen die Verfasser der Studie. Denkbar sei zum Beispiel eine automatische Warnung an den Tram-Fahrer, wenn die Gleise gekreuzt werden. Auch sogenannte energieabsorbierende Materialien an den Straßenbahn-Fronten könnten nützlich sein, um die Wucht des Aufpralls im Falle eines Unfalls zu vermeiden.

Vom Verkehrsbetrieb Potsdam (ViP) hieß es dazu auf Anfrage, die Empfehlungen seien allesamt bekannt und würden größtenteils heute schon umgesetzt. Es bleibe aber der „Faktor Mensch“. Unachtsamkeit oder Ablenkungen durch Kopfhörer oder Handys könnten auch „durch noch so ausgefeilte Technik“ nicht kompensiert werden.

Das Wichtigste im Straßenverkehr sei die gegenseitige Rücksichtnahme. Eine Tram wiege mehr als 20 Tonnen, könne im Ernstfall nicht ausweichen und habe zudem einen längeren Bremsweg als ein Auto. „Somit konnten leider selbst bei vorausschauender Fahrweise unseres Fahrpersonals Unfälle, die durch das Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer verursacht wurden, nicht immer vermieden werden.“ 

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