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Landeshauptstadt: Potsdams Wirtschaft erwartet gute Zeiten

72 Prozent der Unternehmer sind mit Stadt und Standort zufrieden. Kritik gibt es wegen fehlender Gewerbeflächen und vielen Staus

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Hohe Immobilienpreise, fehlende Fachkräfte, zu wenig Parkplätze und zu viele Staus: Trotz solcher Widrigkeiten sind 72 Prozent der Potsdamer Unternehmen mit ihrem Standort in der Landeshauptstadt überdurchschnittlich zufrieden und verbunden. Dem stehen acht Prozent gegenüber, die unzufrieden sind und sich nach einem neuen Standort umsehen. Das sind Ergebnisse des sogenannten Gewerbemonitorings 2014, einer alle zwei Jahre durchgeführten Umfrage unter den Potsdamer Unternehmern. Der von der Stadtverwaltung bei dem „Institut LQM Marktforschung Mainz“ in Auftrag gegebene Bericht wurde am Montag veröffentlicht.

WENIGER EXPANSIONSPLÄNE

Die Zahl der Unternehmen, die in Potsdam expandieren wollen, sinkt. Laut der Daten aus dem LQM-Bericht aus dem Jahr 2012 wollten sich damals noch 37 Prozent der befragten Firmen in den nächsten fünf Jahren vergrößern – nun sind es 26 Prozent. „Es kann sein, dass dies mit auslaufenden Förderprogrammen zu tun hat“, sagte der Chef der städtischen Wirtschaftsförderung, Stefan Frerichs, am Montag vor Journalisten.

Von sinkenden Beschäftigtenzahlen gehen neun Prozent der Unternehmen aus, vor zwei Jahren waren es noch fünf. Solchen Werten stehe entgegen, dass immer noch rund 40 Prozent der Firmen an Neueinstellungen und Investitionen denken und rund 50 Prozent zumindest den Status halten wollen, sagte Frerichs. Zudem wies er auf die verbesserte Grundstimmung bei den Firmen hin. Demnach stieg der Anteil der Unternehmen, die künftig bessere Geschäfte erwarten, von 59 auf 69 Prozent. Zudem verzeichne man deutlich mehr Gewerbeanmeldungen als -abmeldungen. Für die Studie wurden Fragebögen an alle 388 Potsdamer Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern gesendet. 202 davon antworteten. Daher sei das Ergebnis repräsentativ.

STÄRKEN UND SCHWÄCHEN

Deutliche Zufriedenheitswerte um die 80 Prozent erreichen die Potsdamer Standortfaktoren Nähe zur Wissenschaft und Image des Standorts. „Potsdam wird einfach als schöne Stadt empfunden“, sagte Frerichs. Hervorgehoben würden die Lebensqualität, das Einkaufs- sowie das Kulturangebot. Damit liege Potsdam auch vor anderen Großstädten wie Heilbronn, Mainz oder Mannheim, für die LQM ähnliche Gewerbeberichte anfertige. Besser als anderswo werde auch der Zugang zu Business-Netzwerken, die Breitbandinfrastruktur und die Arbeit der Wirtschaftsförderung empfunden, erklärte Frerichs. Gleichwohl hatten auch 67 Prozent der Unternehmen keinen aktuellen Kontakt zur Rathaus-Servicestelle. Bei dem restlichen Drittel habe sich nach dem Kontakt mit dem Service-Büro die Zufriedenheit aber erhöht, sagte Frerichs unter Verweis auf die Studie.

Unterdurchschnittlich schnitt Potsdam dagegen beim generellen Angebot an Gewerbeflächen ab – und bei den Immobilienpreisen, über die sich 53 Prozent der Befragten unzufrieden äußerten. Auch das Angebot an Parkraum sowie das städtische Straßennetz werden von 45 beziehungsweise 37 Prozent der Unternehmen kritisiert – lobende Worte finden nur 16 beziehungsweise 28 Prozent. Mit Blick auf die Zukunft sind nur noch 46 Prozent mit der Verfügbarkeit von Fachkräften zufrieden – vor zwei Jahren waren das noch 52 Prozent. Im Vergleich mit anderen Städten liegt Potsdam bei diesem Punkt im Mittelfeld.

ZUFRIEDEN MIT DER STADT

Nach deutlicher Kritik von Wirtschaftsverbänden an der Stadtpolitik in den vergangenen Monaten legte Frerichs am Montag viel Wert auf einen Punkt: Die Zufriedenheit mit den Leistungen der Kommune sei bei den Unternehmen gestiegen – auf einen Durchschnitt von 61 Prozent. 2012 habe dieser Wert noch bei 57 Prozent gelegen, 2008 bei 51 Prozent.

Allerdings: Die Umfrage wurde bereits im Sommer durchgeführt. Da hatte es zwar bereits Kritik an der neu eingeführten Bettensteuer für Touristen gegeben. Allerdings waren da eine neue Abgabe für die Tourismuswirtschaft – zur Finanzierung des städtischen Marketings – oder die geplante Erhöhung von Straßennutzungsgebühren für Händler und Gastronomen noch nicht im Gespräch. Ebenso hatten Wirtschaftsverbände erst im Herbst ein unabhängiges Dezernat im Rathaus gefordert, um Wirtschaftsthemen besser zu begleiten.

Frerichs sagte, trotz eines turbulenten Jahres sei der Gesprächsfaden zwischen Stadt und Wirtschaft nicht abgerissen – im Gegenteil, das Verhältnis sei ausgeprägt gut. Die Kritik an Planungen der Stadt gehöre zur nachvollziehbaren Lobbyarbeit bestimmter Interessenverbände. Frerichs betonte, in der Umfrage zeige sich, dass die Stadtverwaltung besser sei als ihr Ruf: Im Schnitt seien 60 bis 65 Prozent der Befragten mit der Kompetenz der Ansprechpartner und ihrer Erreichbarkeit zufrieden. Auch die Bearbeitungszeit von Anfragen werde von 55 Prozent positiv bewertet. In der Umfrage bemängeln aber auch 41 Prozent der Unternehmen die Höhe der kommunalen Abgaben als negativ – damit zufrieden sind nur 22 Prozent. Zugleich überwiegt mit 31 Prozent der Anteil jener Unternehmer, die die Transparenz von Genehmigungsverfahren kritisieren – damit zufrieden sind lediglich 26 Prozent. Dies ist auch im Vergleich mit den anderen Kommunen der niedrigste Wert. Frerichs: „Daran müssen wir arbeiten.“

nbsp;Henri Kramer

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