Landeshauptstadt: Potsdams Zauberlehrlinge
Jonas Wolbert und Felix Wohlfahrth treten als Zauberer auf. Ihre Tricks lernen sie im Austausch mit Gleichgesinnten
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Verschlungene Gummibänder, die sich auf unerklärliche Weise voneinander lösen, Schaumstoffbälle, die unbemerkt ihren Aufenthaltsort wechseln, Spielkarten, die ein wundersames Eigenleben entwickeln. Da liegt ganz klar Magie in der Luft. Oder sind es doch nur gekonnte Illusionen, die die Sinne durcheinanderbringen und nicht mehr zwischen Schein und Sein unterscheiden lassen?
So ganz sicher ist man sich nicht, wenn man die Potsdamer Zauberkünstler Felix Wohlfarth und Jonas Wolbert in Aktion erlebt – und das, obwohl sich das scheinbar Unmögliche nur wenige Zentimeter vor den eigenen Augen abspielt. Die beiden sind Mitglieder im Magischen Zirkel von Deutschland e.V. (MZvD) und haben sich auf die sogenannte Close-Up-Zauberei spezialisiert. Dabei steht der Zauberer nicht auf einer Bühne, sondern ist mitten im Publikum und vollführt magische Kunststücke mit alltäglichen Gegenständen wie Münzen, Streichhölzern, Gummibändern oder auch Karten. „Diese Art der Zauberei ist einfach viel intimer“, sagt Wohlfarth: „Man merkt dabei auch schneller, ob die Leute an dem, was du da machst, interessiert sind oder nicht.“
Der 22-Jährige kommt eigentlich eher aus der Theaterrichtung. „Ich habe gespielt, seit ich 6 Jahre alt war“, erzählt er: „Mein erster Zauberkasten lag hingegen schnell wieder in der Ecke.“ Die Liebe zur Zauberei erwachte irgendwann zwischen Jonglieren und Spielen. „Als ich zehn oder elf Jahre alt war, war ich das erste Mal in einem Zauberladen und einfach nur völlig fasziniert“, so Wohlfarth. Er kaufte sich die ersten Zauber-Utensilien und übte viel. „Nach einem Jahr hatte ich dann ein zweistündiges Programm aufgebaut“, erinnert er sich.
Da die Kunststücke gut ankamen, verfeinerte er seine Fertigkeiten und zauberte auf verschiedenen Kindergeburtstagen. Außerdem nahm er an regelmäßigen Treffen im Berliner Zauberladen „Magic Factory“ teil. „Die hatten eine Jugendgruppe, in der man sich austauschen konnte“, berichtet der junge Zauberer.
Darüber erfuhrt er dann auch vom Magischen Zirkel e.V., der nach eigenen Angaben größten Zauberervereinigung Deutschlands. Eingetreten ist er aber nicht sofort, die Aufnahmeprüfung, die aus einem theoretischen und einem praktischen Teil besteht, hat ihn abgeschreckt. „Da hatte ich schon Muffensausen, so gut war ich schließlich auch nicht“, erzählt er.
Überredet hat ihn dann Jonas Wolbert, den er damals nur flüchtig über Schulfreunde kannte. Inzwischen sind die beiden Potsdamer Zauberkollegen, die sich regelmäßig einmal im Monat bei den Zirkeltreffen austauschen.
Jonas Wolbert hat schon mit acht Jahren seine Liebe zur Zauberei entdeckt. Mit „Merlins Zauberschule“ lernte der heute 21-Jährige die ersten Tricks und Kniffe, die er nach und nach immer weiter ausbaute. „Mein erstes Publikum waren meine Schulkameraden“, erzählt er. Als leidenschaftlicher Kartenspieler hat sich Wolbert, der unter dem Künstlernamen „Cast Away“ auftritt, auf Kunststücke mit Spielkarten spezialisiert. „Sie bieten einfach unendlich viele Möglichkeiten“, erklärt er: „Ich finde die Vorstellung dabei unglaublich faszinierend, dass man sich das ganze Leben damit beschäftigen kann und trotzdem noch nicht alles weiß.“
Auf den MZvD stieß er, als er im Internet nach Zauberervereinen suchte. „Ich habe dann den Vorstand angeschrieben und irgendwann die Prüfung absolviert“, erzählt Wolbert. Eine wichtige Entdeckung, wie er sagt: „Der Zirkel ist wie eine große, verrückte, durchgeknallte Familie, da muss man sich einfach wohlfühlen.“ Genauso wie Wohlfarth ist ihm der Kontakt zu den Kollegen sehr wichtig. „Seitdem ich in dem Zirkel bin, wachse ich immer mehr“, sagt er: „Wir funktionieren alle wie ein Uhrwerk zusammen und ergänzen uns.“
Hauptberuflich möchte er der Zauberei trotzdem nicht nachgehen. Der 21-Jährige strebt eine Karriere als Moderator oder Nachrichtensprecher an. „Da kann ich meinen Drang, viel zu reden, auch ausleben“, sagt er und lacht: „Aber die Zauberei behält dann ihre geheimnisvolle Gestalt.“
Für den Potsdamer ist das Geheimnisvolle ein wesentlicher Bestandteil der Zauberei. Dafür verbindet er jedes Kunststück mit einer Geschichte, die durchaus auch mal in Reimen daherkommt. „Das Schönste für mich ist, wenn ich mein Publikum für einen Moment aus dieser Welt entführe und in ein anderes Universum schicken kann“, beschreibt Wolbert seinen Zauberer-Job. „Aber das schaffe ich eben nur mit der richtigen Atmosphäre – und mit guten Kunststücken.“ Anders als sein Potsdamer Kollege hat sich Wolbert auf Erwachsenenzauberei spezialisiert. „Das Feld der Magie, das man wählt, hängt immer stark vom Menschen ab“, erklärt er.
Felix Wohlfarth hingegen zaubert sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Genauso wie für Wolbert ist die Sprache ein elementarer Bestandteil seiner Auftritte, allerdings setzt er dabei vor allem auf Schlagfertigkeit und Humor. „Gerade bei Kindern ist es unglaublich wichtig, dass man spontan auf Einwände und Zwischenrufe reagieren kann“, sagt er: „Und am schönsten ist es, wenn man ein Lachen als Reaktion bekommt.“ Neben der Close-Up-Zauberei betätigt er sich auch im Stand-Up-Bereich, also dem Zaubern auf der Bühne. Derzeit absolviert er eine Ausbildung zum Erzieher, kann sich aber auch vorstellen, die Zauberei zum Beruf zu machen. „Letztendlich lässt sich ja beides wunderbar verbinden“, sagt er: „Mal schauen, wo mich das Leben hinführt.“ Einen Künstlernamen hat der junge Zauberer nicht. „Mein Name Felix bedeutet ja schon der Glückliche, von daher passt das perfekt zu meinem Konzept“, meint er.
Und so unterschiedlich die beiden Zauberer in vielerlei Hinsicht auch sind, in einem Motto sind sie sich dann doch einig: „Das Glück des Lebens schwindet nie – mit Lächeln, Anstand und Magie.“
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