Landeshauptstadt: „Potsmoderne“ gefordert
Architektur-Debatte: Mitteschön ruft Jakobs zur Suche nach „einer typisch Potsdamer Moderne“ auf
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Innenstadt - „Mitteschön“ kämpft wieder: In einem offenen Brief an Potsdams Oberbürgermeister kritisiert die Bürgerinitiative drei Neubauprojekte in der Potsdamer Mitte – den geplanten Ersatzbau für das „Haus des Reisens“, den Verbindungsbau zwischen Altem Rathaus und Knobelsdorffhaus im Zuge des Umbaus zum Potsdam-Museum und den Siegerentwurf für die neue Synagoge an der Schlossstraße 1. Gleichzeitig fordert der Verein eine moderne Architektur, der „die Handschrift Potsdams“ trage: „Wir wollen Einmaliges und nicht Allerweltsarchitektur!“ Der Brief an Jann Jakobs (SPD) gipfelt in dem Satz: „Lassen Sie uns gemeinsam nach einer typisch Potsdamer Moderne – nach einer ,Potsmoderne’ suchen.“
Der von Pro Potsdam geplante Neubau anstelle des „Hauses des Reisens“ an der Yorkstraße/Ecke Friedrich-Ebert-Straße und der Verbindungsbau des Architekten Reiner Becker am künftigen Potsdam-Museum stoßen Mitteschön zufolge „bei den meisten Potsdamern auf großes Unverständnis, ja Ablehnung“. Weiter heißt es in dem Brief: „Diese zwei Neubauprojekte beachten in keinster Weise die bauliche Besonderheit der Potsdamer Mitte. Ja, man muss sagen, sie sind unsensibel, langweilig und beliebig, ohne eigene Handschrift, nicht dazu geeignet, dieser Stadt mit ihren großartigen Bauten und diesem besonderen Standort gerecht zu werden.“
Wie Mitteschön-Protagonistin Barbara Kuster den PNN gestern sagte, bestehen die Mitglieder der Bürgerinitiative beim Pro Potsdam-Neubau nicht ausschließlich auf eine Rekonstruktion des 1945 zerstörten historischen Vorgängerbaus. 1783 war er als Postgebäude nach den Entwürfen des Architekten Georg Christian Unger errichtet worden. Das neungeschossige DDR-Reisebüro entstand 1969 und soll in Kürze abgerissen werden. Mitteschön fordert einen Architektur-Wettbewerb für die Neubebauung; laut Barbara Kuster könnte durchaus auch ein moderner Entwurf gewinnen. Jedoch müsse er den Rhythmus der barocken Häuserzeile aufnehmen und „etwas Besonderes sein“. In dem Brief an Jakobs heißt es, der Standort sei eine „der hochwertigsten Ecken der Stadt“.
Für das Verbindungsgebäude am Alten Markt schlägt Mitteschön die Weiternutzung des bestehenden, aus DDR-Zeit stammenden leicht historisierenden Gebäudes vor. Das Material Glas, das Architekt Reiner Becker für seine neue Fassade verwenden will, könne dem offenen Brief zufolge „auch kalt, hart und schneidend sein“, es sei „ein Material, das besonders bei hoher Sonneneinstrahlung massiv dominant wirkt“.
Weil Mitteschön sich vorgenommen hat, „zu sagen, was gesagt werden muss“, kritisiert die Initiative auch den Siegerentwurf für den Potsdamer Synagogen-Neubau: „Der jetzt abgesegnete Entwurf für unsere neue Synagoge macht uns nicht glücklich!“ – so sehr sich Mitteschön auch mit der jüdischen Gemeinde über ein neues Gotteshaus freue. Die Verwendung von Glindower Ziegeln sei im ländlichen Raum üblich, nicht aber in der Potsdamer Mitte. Dem Entwurf Jost Haberlands fehle es an „Schmuck“; er sei „minimalistisch, archaisch“, so Barbara Kuster. Potsdam brauche „eine Architektur der Details“. Guido Berg
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