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Landeshauptstadt: „Pötzi“ im Museum

Archäologen versuchen ältesten Kriminalfall auf Potsdamer Boden aufzuklären / Schau bis Sonntag

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Wenige Monate nach seiner Entdeckung wird der 4200 Jahre alte Potsdamer Grabfund öffentlich ausgestellt. Im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte am Neuen Markt können Besucher von heute an bis zum Sonntag das Skelett der vermutlich männlichen Leiche sowie die Grabbeigaben aus nächster Nähe betrachten. Dazu verlängerte das Museum seine Öffnungszeiten. Bei einem Gespräch am heutigen Abend (19 Uhr) informieren die beteiligten Wissenschaftler über ihren Fund. Das Grab stammt etwa aus dem Jahr 2200 vor Christus. Es war im vergangenen November bei Bauarbeiten nahe der Havel entdeckt worden.

Die Ausstellung des „Pötzi“ aus der Bronzezeit sei als „Schaufenster“ gedacht, sagte der brandenburgische Landesarchäologe Franz Schopper am Dienstag in Potsdam. Anschließend werden das Skelett sowie die Gefäße und Pfeilspitzen, die gemeinsam mit dem Leichnam begraben wurden, im Archäologischen Landesmuseum in Wünsdorf (Teltow-Fläming) weiter untersucht. Später soll es im geplanten Landesmuseum in Brandenburg an der Havel eine Ausstellung mehrerer Grabfunde geben.

Schopper betonte, es sei sehr selten, dass ein so altes Skelett im sauren märkischen Sandboden so gut erhalten bleibt. Für etwa 10 000 Euro könne am Computer das Gesicht des Toten rekonstruiert werden.

Wahrscheinlich stamme das Skelett von einem etwa 1,70 Meter (laut der Forscher plus/minus 3,3 Zentimeter) großen Mann, Anfang zwanzig, sagte die Anthropologin Bettina Jungklaus vom Landesamt für Denkmalpflege. „Er war noch nicht ausgewachsen.“ Aus dem Gebiss gehe hervor, dass der Mann zwar Zahnstein, aber kein Karies hatte und sich überwiegend von Fleisch ernährt hat. Womöglich habe es sich um einen Bogenschützen gehandelt. Er wurde in hockender Stellung begraben.

Noch ungeklärt sind auch Herkunft des Mannes und der Grund für seinen frühen Tod. Jungklaus bemerkte dazu, der Mann sei womöglich erschlagen worden – sie habe am Schädel eine Delle gefunden. Schopper: „In ein bis zwei Jahren wissen wir mehr.“ Die Wissenschaftler gruben das bräunlich-gelb gefärbte Skelett samt der Erde aus, in der es gefunden wurde. Das komplett konservierte Grab wird den Besuchern der ständigen Ausstellung „Land und Leute“ am Neuen Markt unter einer Plexiglashaube präsentiert. Außerdem können sich die Gäste einen Dokumentationsfilm über die Grabungen ansehen. Seit 1995 ist bekannt, dass in der Potsdamer Türkstraße Spuren der Besiedlung am Havelufer von der Jungsteinzeit bis in das Mittelalter in außergewöhnlicher Qualität erhalten sind. dpa

Die Ausstellung hat bis Sonntag täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet.

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