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Landeshauptstadt: PPP-Modell für sechs Stunden

Perspektivwechsel: Sabine Kunst als Stadtwerkechefin und das PeterPaffhausenPräsidenten-Modell

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Um 14 Uhr schaut Peter Paffhausen auf die Uhr. „Nun neigt sich meine Präsidentschaft dem Ende entgegen“, sagt er in die Runde und steigt in den Dienstwagen, der ihn zurück in sein Büro am Neuen Palais bringt. Seit sechs Stunden trägt er den Titel Präsident der Universität Potsdam, hat sich mit der Kanzlerin getroffen, Professoren besucht sowie sich über Studium und Lehre an den Unistandorten informiert. Dabei hat er Dozenten und Forscher getroffen, die Unternehmen wie den Stadtwerken, den Paffhausen vorsteht, das benötigte KnowHow und die Grundlage des Erfolges bereitstellen. Dass er gestern dennoch nicht als Stadtwerkechef, sondern als Uni-Präsident in den Hörsälen und Laboren unterwegs war, ist dem Projekt Perspektivwechsel der Industrie- und Handelskammer geschuldet. Für einen Tag tauschen Führungspersonal von Unternehmen den Platz: Gestern war Paffhausen Uni-Präsident und Frau Prof. Dr. Sabine Kunst Stadtwerke-Chefin.

In einem schwarzen Phaeton, dem Luxus-Modell der Volkswagen-Palette, kam Sabine Kunst vorgefahren. Mit dem Wagen des Potsdamer Stadtwerke-Geschäftsführers – ein Symbol seiner selbst. Paffhausen gibt sich immer als einer aus dem Volk, spielt vor tausenden Leuten auf dem Firmenfest Stadtwerkfestival Bass, und feiert sich auf seiner privaten Homepage im Internet als Wegbereiter einer „relativ unabhängigen Versorgung vom privaten Strommarkt“.

Zumindest eine Gemeinsamkeit haben Sabine Kunst und Peter Paffhausen auf den ersten Blick betrachtet: Die Uni-Präsidenten ist Ingenieurin für Wasserwirtschaft, kommt vom Fach und hat bei den Diskussionen der männlichen Stadtwerke-Fachwelt schon einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Zustimmung und Anerkennung kamen von Wilfried Böhme und Dirk Buchholz, den beiden „Hauptmatadoren“, wie Paffhausen sie bezeichnet, wenn sie nach Sabine Kunst befragt worden sind. Sie habe die Zusammenhänge schnell nachvollziehen können. Auf der Tagesordnung standen die Energiepreise und ihre Abhängigkeit vom Weltmarkt, die Erweiterung des Potsdamer Heizkraftwerkes um einen Block, die Schwimmhallen sowie eine Erweiterung der Kläranlage in Satzkorn.

„Die Aufgabenfelder der Stadtwerke sind ungewöhnlich reichhaltig“, sagte Sabine Kunst, sie fand diesen Tag sehr interessant. Und wenn sie nochmal für einen Tag tauschen könnte, hat sie keine weiteren Wünsche. Das, was sie gestern erlebt habe, hat ihren Vorstellungen entsprochen.

Entscheidungen konnten beide an diesem Tag nicht fällen. Zumindest nicht in den Sesseln des jeweils anderen Repräsentanten. Paffhausen hat die Uni und Lehre nicht beeinflusst, Sabine Kunst nicht die Strom- und Gaspreise. Und dennoch haben sie miteinander entschieden, künftig Synergien zwischen der Hochschule und dem örtlichen Versorger zu nutzen.

Die Uni hat einen jährlichen Etat von 86 Millionen Euro, dazu kommen etwa 30 Millionen Euro eingeworbene Mittel für die Forschung. Und auch die Stadtwerke könnten künftig zu den Auftraggebern gehören, wie Paffhausen gestern sagte, nachdem er wieder Stadtwerkechef und nicht mehr Uni-Präsident war. Es gebe ein derartig hohes Fachwissen innerhalb der Universität, wie sie in der Wirtschaft der Region nicht zu finden sein. Daher wolle er künftig Aufträge an die Uni vergeben. Damit würde der Hochschule sowie den Studenten und Doktoranden geholfen, sagte Paffhausen, der auch Geschäftsführer des Energieunternehmens Energie und Wasser Potsdam ist. Noch vor der Sommerpause soll es zudem einen ersten Termin geben, bei dem sich eine Arbeitsgruppe mit einem Energiemanagement für die Uni beschäftigt. Dann soll angeschaut werden, was man alles verbessern kann. Und ob die Uni effizienter Energie und Wärme erzeugen und nutzen kann, als sie es derzeit tut. Für Paffhausen ist dabei aber wichtig, dass die Uni auch dem örtlichen Versorger die Treue hält.

Es ist nicht das einzige Ergebnis, dass dieser Tag für die Uni und das Unternehmen gebracht hat. Paffhausen will künftig mehr auf das KnowHow der Uni zurückgreifen. In weißem Kittel und als Präsident hat er die Forschungseinrichtungen besucht und sie auch über Forschungen zur Energieerzeugung informiert. Ein Fachgebiet des Managers, wenn auch eines, das sein Unternehmen in Schwierigkeiten bringen könnte. Denn ihm wurde die Zukunft einer dezentralen Energieversorgung vorgestellt, von Häusern mit Plastiksolarzellen überspannt, die keinen Energieversorger wie die Stadtwerke mehr bräuchten. Und was macht Paffhausen dann. Vielleicht wird er irgendwo Präsident, für länger als sechs Stunden.

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