
© Andreas Klaer
Sport: Premiere im Transvaal
Elina und Diana Sujew trainieren in Südafrika für die EM – oder gar Olympia
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Mit sommerlicher Bekleidung im Gepäck, jeder Menge Zuversicht und ein paar Bedenken wegen eventueller Schlangen stiegen Elina und Diana Sujew vom SC Potsdam gestern Abend in Berlin-Tegel in den Flieger nach Paris und flogen von dort weiter nach Südafrika, wo sie am heutigen Samstagvormittag in Johannesburg landen werden. Die 1500-Meter-Läuferinnen und ihre Trainerin Beate Conrad gehören zur Mittelstrecken-Kadergruppe des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, die bis Ende des Monats im in 2000 Metern Höhe gelegenen Dullstroom für die Freiluftsaison trainieren und deshalb auch bei den Deutschen HallenmeisterschaftenEnde Februar in Karlsruhe fehlen wird. „Unser Start in dieses Jahr verlief viel besser, als wir es selbst erwartete hatten, daher fliegen wir hochmotiviert nach Dullstroom“, erklärte Diana Sujew am Freitag unmittelbar vor dem Reisebeginn.
Beate Conrads Trainingsgruppe, zu der auch ihr für den LAC Quelle Fürth laufender Sohn Martin Conrad (800 Meter) und die in der Winterpause vom SC Potsdam zum LC Cottbus gewechselte Antje Möldner (3000 Meter Hindernis) gehören, wird erstmals unter afrikanischer Sonne üben. Ihr dortiges Trainingscamp in den Mpumalanga Highlands liegt auf gleicher Höhe wie Flagstaff im US-Bundesstaat Arizona, wo Conrads Läuferinnen im Dezember trainiert hatten. „Dort liegt jetzt aber Schnee, und um nun wirklich viel für Kraft-Ausdauer und Grundlagen-Ausdauer tun zu können, haben wir uns für Dullstrom entschieden“, erklärte die Trainerin, die geradezu euphorisch auf den Jahresbeginn der Sujew-Zwillinge blickt. Die waren bei den Berlin-Brandenburgischen Hallenmeisterschaften am 22. Januar in Potsdam mit 4:07,72 (Diana) und 4:07,99 Minuten (Elina) „gigantische Zeiten“ gelaufen, so Beate Conrad. „Nach dem letzten Trainingslager Anfang Januar in Monte Gordo hatte ich gehofft, dass sie an die 4:10 Minuten ranlaufen. Nun ist für die beiden sogar die Olympia-Norm nicht mehr unerreichbar weit weg!“ Für das Ticket zu den Olympischen Spielen im August in London fordert der Deutsche Leichtathletik-Verband über 1500 Meter eine Zeit von 4:05,50 min, für die Europameisterschaften Ende Juni in Helsinki von 4:08,00 Minuten. „Die EM sind ein realistisches Ziel der Zwillinge, und Olympia ist unser Traum“, sagt die Trainerin.
Was Elina Sujew bestätigt. „Unser Hauptaugenmerk liegt auf den EM, die wären schon ein tolles Ziel. Und was London betrifft – wir schließen nichts aus“, so die 21-Jährige. Bei einer Leistungsdiagnostik am Dienstag dieser Woche in Leipzig hatten sie und ihre fünf Minuten jüngere Schwester „unsere bisher besten Werte überhaupt“, so Diana Sujew. „Wir hätten nicht gedacht, dass wir uns gegenüber der letzten Diagnostik vor sechs Wochen nochmal so verbessern können. Das zeigt aber, dass wir bisher alles richtig gemacht haben. Wir haben bisher viele Grundlagen für die neue Saison gelegt und noch gar nicht wirklich spezifisch trainiert.“ Trotzdem wurde Diana Sujew am vergangenen Wochenende beim Hallen-Fünfländerkampf in Glasgow über 800 Meter in 2:06,93 Minuten Dritte. „Dabei hatte ich für die 800 Meter gar nicht trainiert.“ Als Freiluft-Bestzeiten über 1500 Meter haben Diana 4:09,13 und Elina Sujew 4:10,80 Minuten auf ihrem Konto.
Im Transvaal nordöstlich Johannesburgs soll nun weiter für das Projekt Helsinki oder sogar London gearbeitet werden. Mit Enthusiasmus, aber auch ein wenig Bammel vor den dortigen Schlangen. „Ein bisschen Angst haben wir schon, aber wir sind ja nicht allein“, meinte Diana Sujew. „Damit müssen wir leben“, sagte ihre Trainerin, die sich daheim in Potsdam bereits Rat bei Melanie Seeger holte; die Geherin übte in der Vergangenheit mehrmals dort unten. „Uns kann eigentlich nichts passieren. Man sollte allerdings nicht wie Rotkäppchen vom Weg abkommen“, erklärte Beate Conrad, die durch den Flug in den Süden übernächste Woche erstmals ihren Geburtstag bei sommerlichen Temperaturen feiern kann.
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