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PIK-Studie: In der Ökobilanz übertreffen ältere Konservative bisweilen junge Umweltbewegte

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Bewusstsein und Sein, das ist nicht unbedingt eins. Das weiß auch Jochen Flasbarth. „Da klafft eine Lücke“, sagte der Präsident des Umweltbundesamts (UBA). Denn Umwelt- und Naturschutz sind zwar für die Deutschen weiter ein Topthema. Das eigene Engagement dafür scheint aber manchmal weniger wichtig als das der anderen – vor allem, wenn es um den eigenen Geldbeutel oder die eigene Bequemlichkeit geht.

Das belegt die jüngste Auflage der Studie „Umweltbewusstsein in Deutschland“, die das Umweltbundesamt alle zwei Jahre mit erheblichem Aufwand erstellen lässt. Die Autoren vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und vom Sinus-Institut und haben rund 2000 Teilnehmer dafür nicht nur mit Dutzenden Fragen bombardiert. Sie haben die Befragten auch nach Einkommen und politischen Überzeugungen in diverse „Milieus“ unterteilt. Und auch dabei zeigte sich: Gut gemeint und gut gemacht sind manchmal zweierlei.

So ordneten die Wissenschaftler rund sieben Prozent der Deutschen einem „sozialökologischen Milieu“ zu, das sie verkürzt auch als die Gruppe „kritischer Konsumenten“ beschreiben. Vertreter der Gruppe nehmen Umwelt- und Klimaschutz besonders wichtig und legen auch Wert auf bewusstes Handeln, wie es in der Studie heißt. Sie kaufen häufig Bio-Lebensmittel, Naturkosmetik und richten sich nach Umweltsiegeln, die „Geiz-ist-geil-Mentalität lehnen sie entschieden ab“, resümieren die Forscher.

Dennoch sei ihre Ökobilanz oft nicht makellos. „Als naturverbundene Menschen der oberen Mittelschicht wohnen Sozialökologische gerne in Einfamilienhäusern mit Garten“, heißt es in der Studie. „Damit ist meistens auch ein höherer Energiebedarf für Heizung verbunden.“ Auch Fernreisen – bei Menschen mit hohem Bildungsstand und hohem Einkommen oft Teil der Alltagskultur – verhageln den Umweltbewussten trotz bester Intentionen die Bilanz. Ganz anders im sogenannten „traditionellen Milieu“, dem die Wissenschaftler etwa 15 Prozent der Bevölkerung zuordnen. Beschrieben werden diese Menschen als Anhänger „preußischer Tugenden“ wie Pflichterfüllung, Ordnung und Sauberkeit. Die Gruppe ist mehrheitlich über 75 Jahre alt, eher nicht so gebildet und auch wenig begütert. Und sie sieht sich selbst als nicht sonderlich umweltbewusst. Trotzdem falle ihr Lebensstil besonders umweltfreundlich aus, konstatieren die Autoren der Studie. Sie hielten sich beim Konsum zurück. „Wenn Konsumgüter gekauft werden, spielen Langlebigkeit, Qualität und Effizienz eine wichtige Rolle – aus Umweltschutzgesichtspunkten eine vorbildliche Haltung“, loben die Wissenschaftler. dapd

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