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Links und rechts der Langen Brücke: Preußisch überzeugend

Links und rechts der Langen Brücke Dirk Becker über Potsdams reichlich unspektakuläre Bewerbungspräsentation für die Kulturhauptstadt 2010 Regensburg ließ einen Knaben der berühmten Domspatzen trällern. Für Bremen präsentierte sich eine Schauspielerin augenzwinkernd falsch singend als „Sexbomb“, Braunschweig fuhr einen ausgestopften Löwen auf.

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Links und rechts der Langen Brücke Dirk Becker über Potsdams reichlich unspektakuläre Bewerbungspräsentation für die Kulturhauptstadt 2010 Regensburg ließ einen Knaben der berühmten Domspatzen trällern. Für Bremen präsentierte sich eine Schauspielerin augenzwinkernd falsch singend als „Sexbomb“, Braunschweig fuhr einen ausgestopften Löwen auf. Und Karlsruhe übergab statt einer gedruckten Bewerbungsschrift gleich einen teuren Laptop mit Multimediapräsentation. Es wurde also einiges geboten bei der gestrigen offiziellen Übergabe der Bewerbungsunterlagen um die Kulturhauptstadt 2010 im Auswärtigen Amt in Berlin. Potsdam fiel hier aus der Reihe. Kein verkleideter Preußenkönig oder strammstehende lange Kerls, Potsdam glänzte ohne derartigen Pomp. Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) und Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) führten zwar nur die Gründe an, die für Potsdam als Kulturhauptstadt sprechen. Das aber taten sie derart überzeugend, wie kaum ein anderer Vertreter der Mitbewerber, ausgenommen der ehemalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher, der als Ehrenbürger für seine Heimatstadt Halle/Saale das Wort ergriff. Überzeugend kurz, überzeugend schnörkellos, überzeugend preußisch, so trat Potsdam in Berlin auf, ohne dabei jedoch Humor vermissen zu lassen. Und als einziger Bewerber stellte Potsdam die Menschen der Stadt und der Region deutlich in den Mittelpunkt der Präsentation, war hier von einem „Wir“ die Rede, ohne das es eine Kulturhauptstadt nicht geben kann. Während andere Bewerber mit ihren nett gemeinten „kulturellen“ Beigaben manchmal doch arg provinziell wirkten. Wo einige der Redner ihr politisches Naturell einfach nicht ablegen konnten, fast schon in Wahlkampfstimmung verfielen und so nicht selten für leicht genervte Gesichter bei den Zuhörern sorgten, da hat Potsdam ganz unspektakulär aber überzeugend gezeigt: Nicht auf die Verpackung, sondern auf den Inhalt kommt es an.

Dirk Becker

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