MEINE Woche: „Prinzessin“

Manchmal habe ich das Gefühl, hier wird ein Reisebus ausgekippt. Dann kommen die ganzen Touristen zu uns ins Restaurant. Man fragt sie: „Can you speak English?“, aber sie verstehen nur Spanisch. Bleiben Hände und Füße zur Verständigung. So ist das oft im „Maximilians“, wo ich arbeite. Doch meistens ist die Arbeit als Restaurantfachfrau lustig und wir lassen uns von negativen Sachen nicht runterziehen: So haben wir gestern zu den Verständigungsproblemen gewitzelt: „Your English is under all pig“, die Wort- wörtliche Übersetzung von: „Dein Englisch ist unter aller Sau“.

Zuhause dreht sich alles um Zoé, meine vierjährige Tochter. Sie selbst besteht darauf: „Ich bin nicht Zoé, ich bin die Prinzessin.“ Ich versuche viel Zeit mit ihr zu verbringen, morgens bringe ich sie in die Kita und an freien Tagen darf sie oft bestimmen was wir machen. Wir gehen dann auf den Spielplatz oder plantschen in dem kleinen Becken auf unserem Balkon. Seit ich mein „Mäuschen“ habe, gehe ich kaum noch feiern, wobei ich früher sehr auf Party eingestellt war. Aber wenn man in die Augen von so einem kleinen „Fratz“ schaut, kann man das nur entschuldigen. So läuft dann mein Tag ab: Arbeiten, Schlafen, für meinen Freund und die „Kleine“ da sein und am nächsten Tag dasselbe von vorne. Da ich öfters Spätschicht habe und abends häufig erst gegen elf nach Hause komme, muss sich mein Freund viel um das „Würmchen“ kümmern. Dafür bin ich ihm unendlich dankbar. Für ihn ist Zoé wie eine Tochter, obwohl sie nicht seine leibliche ist.

Bald zieht mein Freund bei uns ein. Und die Hochzeit ist auch schon geplant: Mitte August im kommenden Jahr, passend zu unserem Vierjährigen. Und wer weiß, vielleicht kommt dann zu der „Prinzessin“ auch noch ein kleiner „Prinz“...

Nicole Mickel ist 27 Jahre alt und arbeitet als Restaurantfachfrau bei „Maximilians“ in der Brandenburger Straße.