
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Private Schulträger investieren
Anerkannte Schulgesellschaft baut drei Schulen aus / Erzbistum kritisiert Verhalten der Stadt
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Jeder fünfte Schüler in Potsdam besucht bereits eine Privatschule – und die freien Träger investieren in den nächsten Jahren mehr als 30 Millionen Euro in das eigene Schulnetz. Wie Elmar Süß von der Anerkannten Schulgesellschaft ASG aus Annaberg Buchholz gestern sagte, werde allein sein Unternehmen an drei Standorten in die Substanz und Lehrinhalte investieren. Ebenso die evangelische Hoffbauer-Stiftung, das Oberlinhaus, die Waldorfschule sowie auch das Erzbistum Berlin als Träger der katholischen Marienschule. Vertreter des Bistums kritisierten gestern massiv die Stadtverwaltung und warfen Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) vor, Investitionen in die freien Schulen zu behindern.
Hintergrund ist der vereinbarte Kauf eines Schulgrundstückes in Babelsberg. Seit sechs Monaten wartet das Erzbistum auf den Kaufvertragsentwurf. Seit sechs Monaten machen Förderverein und Freunde der Schule, an der auch viele Prominente ihre Kinder haben, im Hintergrund Druck. Doch nichts geschah. „Ursprünglich war der Baubeginn für Donnerstag geplant“, sagte Matthias Nowak. Der Vorsitzende des Fördervereins Marienschule erklärte gestern, „das Verhalten der Stadt ist ungebührlich“. Seit Jahren bemühen sich Marienschul-Förderer um eine katholische Grundschule und ein Gymnasium in Potsdam – das Erzbistum unterstütze das Vorhaben allerdings erst offiziell als Schulträger, nachdem Anhänger der erzkonservativen Opus-Dei-Vereinigung eine katholische Knabenschule in Potsdam eröffnen wollten. Das Vorhaben der Knabenschule scheiterte bislang.
Das katholische Gymnasium und die Grundschule in Babelsberg unter dem Label der Marienschule existieren dagegen heute genau ein Schuljahr lang – doch die Sanierung wird sich verzögern. Denn der städtische Immobilienservice habe den Kaufvertrag noch nicht vorgelegt. Und wird es wohl auch in dieser Woche nur unvollständig: „Das Verkehrswertgutachten ist noch in Arbeit“, sagte Rita Haack von der Verwaltung. Erst dann stehe der Kaufpreis fest. Warum ein Gutachten sechs Monate dauert, konnte in der Verwaltung gestern niemand beantworten.
In den nächsten Jahren sollen dann auf dem Gelände das Schulgebäude erweitert werden und die alte Turnhalle durch einen größeren Neubau ersetzt werden. Die Kosten dafür bezifferte Nowak auf „eine mittlere siebenstellige Summe“. Etwas mehr, genau 7,5 Millionen Euro, investiert die ASG in den Neubau einer Sporthalle, Speisesaals sowie neue Hort- und Schulräume. Danach werde die Kapazität der Schule auf 600 Schüler steigen, im benachbarten Kindergarten würde Platz für 60 zusätzliche Krippenplätze geschaffen. Es ist nicht die einzige Einrichtung in die die ASG investieren will. Das Babelsberger Film-Gymnasium mit dem regulären Unterrichtsfach Film soll einen kompletten Neubau am Bahnhof Medienstadt bekommen. Die letzten Unterlagen des Bauantrages seien am Freitag eingereicht worden, sagte Elmar Süß von der ASG. Und auch die Grundschule in Marquardt soll demnächst erweitert werden. Für einen Erweiterungsbau der Oberlinschule in Babelsberg ist vergangene Woche der Grundstein gelegt worden. Knapp neun Millionen Euro werden dort verbaut.
In Potsdam existieren derzeit 15 private Schulen von der Grundschule bis zum Gymnasium. Die Stadt selbst betreibt 30 Schulen. Ein Ausbau des Netzes ist geplant. Die Schulverwaltung hat kürzlich resümiert, „Perspektivisch wird der prozentuale Anteil der Schulplätze der freien Träger durch die stark steigenden Schülerzahlen sinken, die Anzahl der Schulplätze eher steigen“. Dazu will auch die katholische Marienschule beitragen, die ihre Zahl der Schüler im September verdoppeln wird. Zudem will die Internationale Schule Potsdam in den Ravensbergen ab Sommer 2010 die erste private Gesamtschule in Potsdam eröffnen – sie hat das Haus, eine ehemalige Realschule, bereits von der Stadt erhalten. J. Brunzlow
Video zum Thema von Potsdam-TV:
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