Landeshauptstadt: Pro Potsdam: Ansprüche an Azubis sinken Podiumsdiskussion bei Ausbildungskongress
Wolfgang Lauterbach von der Universität Potsdam wollte eigentlich nie Professor sein. Nach dem Abitur wollte er zunächst Architekt werden, scheiterte jedoch an der Eingangsprüfung.
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Wolfgang Lauterbach von der Universität Potsdam wollte eigentlich nie Professor sein. Nach dem Abitur wollte er zunächst Architekt werden, scheiterte jedoch an der Eingangsprüfung. Anschließend studierte er Volkswirtschaftslehre. Erst hier entdeckte er seine Leidenschaft für Soziologie und promovierte in dem Fach.
Lauterbachs Vita war klassisches Beispiel für eine Podiumsdiskussion, die am Samstag beim 11. Ausbildungskongress der Potsdamer Wirtschaftsjunioren im Johanna-Just-Oberstufenzentrum in der Berliner Straße stattfand. Schnell wurde während der Diskussion unter dem Titel „Jenseits der Schulzeit – Studium, Ausbildung oder Hartz IV?“ klar: Das klassische Schema Abitur, Ausbildung und Ausübung eines einzigen Berufs bis zum 65. Lebensjahr existiert kaum noch. „Mehrfachausbildungen nehmen statistisch gesehen immer weiter zu“, so Lauterbach.
Dazu käme noch ein wesentlich gravierenderes Problem. „Schon jetzt brechen rund 35 Prozent aller jungen Menschen ihre erste Ausbildung ab, um eine neue zu beginnen“, so Lauterbach. Der Grund dafür liege seiner Meinung nach in der schlechten Vorbereitung der Schüler auf das Berufsleben. Viele wüssten vor Antritt einer Ausbildung gar nicht, wo genau ihre Qualitäten eigentlich lägen. Zudem gäbe es vor allen Dingen in Brandenburg zu viele Schüler, welche die Schule abbrechen. Auch Jörn-Michael Westphal, Geschäftsführer der Pro Potsdam, hat mit immer schlechteren Bewerbungen zu kämpfen. „Schon in der ersten Bewerbungsphase scheitern viele an einer vernünftigen Rechtschreibung“, sagte Westphal. „Während wir ursprünglich nur Einser- und Zweier-Kandidaten ausbilden wollten, haben wir unsere Ansprüche jetzt herunter gefahren und nehmen auch Dreier- und Vierer-Kandidaten.“
Doch wie kann ein solches Defizit wieder ausgleichen werden? Professor Lauterbach kennt dafür nur eine Antwort: „Die Eltern müssen ihre Kinder früh genug fördern, aber nicht überfordern. Dass Kindheit ein Schonraum sein sollte, ist ein Irrglaube. Außerdem haben die Schulen eine große Aufgabe: Sie dürfen vor allem schwache Schüler nicht verlieren und müssen die Schüler besser auf ihr späteres Berufsleben vorbereiten.“ Insofern lobte Lauterbach auch den Ausbildungskongress an sich, bei dem sich viele kleine und große Unternehmen aus der Region vorstellten, ihre Fragen von Schülern beantworteten und ihnen Tipps für eine erfolgreiche Bewerbung gaben. M. Gätke
M. Gätke
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