
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Pro Potsdam zahlt Familien-Bonus
50 Euro pro Kind Mietabschlag für sozial Schwache / Zahl der Belegungsrechte soll verdreifacht werden
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Verdreifachung der Zahl der belegungsgebundenen Wohnungen auf 900, energetische Sanierung des kompletten Bestandes bis 2025 und der Neubau von 1000 Wohnungen bis 2019 – dafür will die kommunale Pro Potsdam ihre jährlichen Überschüsse in den kommenden neun Jahren ausgeben. Die Vereinbarungen sind der Kerninhalt einer „strategischen Neuausrichtung“ des städtischen Unternehmens, das 2006 aus der Gewoba hervorgegangen war. Zum 20. Geburtstag der Gewoba stellte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) die Pläne gestern vor.
Ursprünglich war das Ziel, so Jakobs, die zu erwartenden Gewinne des Dachverbandes Pro Potsdam, zu dem neben der Gewoba unter anderem noch der Sanierungsträger, der Entwicklungsträger Bornstedter Feld und die Luftschiffhafen GmbH gehören, in den Stadtetat einzuspeisen. Wegen der anhaltenden Wohnungsnot habe man nun anders entschieden. Zwei Millionen Euro Gewinn hat das Unternehmen 2009 nach Angaben von Pro-Potsdam-Geschäftsführer Jörn-Michael Westphal gemacht. Die Kalkulation für die Pläne sei auf der Basis erfolgt, dass in etwa dieselbe Summe jährlich bis 2019 erwirtschaftet werde.
Um der weiteren Verdrängung sozial schwacher Mieter vorzubeugen, sollen künftig Belegungsrechte flexibler gehandhabt werden. Bislang gilt der Grundsatz: Wird ein Gebäude mit Landesfördermitteln saniert, muss mindestens ein Viertel der Wohnungen mietpreisgebunden vermietet werden. Die künftige Praxis sieht vor, auch Belegungsrechte verschiedener Gebäude untereinander zu tauschen. Kommt beispielsweise eine Familie in Babelsberg in finanziell schwieriges Fahrwasser, weil jemand seinen Job verliert, könnte man deren Miete so für einen Zeitraum von zwei oder drei Jahren stützen, bis es ihr wieder besser geht. Der Sozialmix könne so in allen Stadtteilen besser aufrecht erhalten werden, eine Ghettoisierung sozial Schwacher in Plattenbaugebieten würde vorgebeugt, sagte Pro-Potsdam-Chef Horst Müller-Zinsius.
Außerdem soll ein Familien-Bonus eingeführt werden. Familien mit geringem Einkommen oder Alleinerziehende können bei Neuvermietung 50 Euro pro Kind von der Miete sparen. Das Angebot gilt zwei Jahre und für Kinder bis 17 Jahre. Darüber hinaus sollen Anreize geschaffen werden, um Mieter aus für sie überdimensionierten Wohnungen in kleinere zu bewegen, die oft gleich viel kosten oder sogar teurer sind. Auch hier besteht der Köder in einer Subventionierung: Wer wechselt, zahlt zwei Jahre lang zehn Prozent weniger Miete, als die Wohnung laut Mietspiegel kosten würde. Ein Pilotprojekt startet die Pro Potsdam in Drewitz. Wer dort eine Ein-Raum-Wohnung mietet, bekommt eine Jahreskarte für den ViP-Nahverkehr dazu.
Mit dem Bau der 1000 Wohnungen startet das Unternehmen 2011 zunächst im Bornstedter Feld – 180 Geschosswohnungen sollen dort errichtet werden. Auch die Projekte in der Friedhofsgasse (48 Wohnungen) und auf dem alten Tramdepot in der Heinrich-Mann-Allee (400 Wohnungen) gehören zum Programm.
Rund 30 Prozent ihrer 17 000 Wohnungen muss die Pro Potsdam noch sanieren. Seit 1990 floss insgesamt eine gute Milliarde Euro in Neubau, Erhaltung und Modernisierung des Bestandes. Das Unternehmen hat 234 Mitarbeiter, das Bilanzvolumen lag im vergangenen Jahr bei gut 711 Millionen Euro. Peer Straube
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