Landeshauptstadt: Problemschule als Kompetenzzentrum
Vertrag zur Suchtprävention verlängert: Arbeit mit Schulen intensivieren
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Schulen, die ihre Probleme benennen, sind gute Schulen. Um so mehr bedauert die Sozialbeigeordnete Elona Müller, dass noch zu wenige schulische Einrichtungen in Potsdam die ambulante Suchtprävention nutzten. Allerdings werde diese Ehrlichkeit auch nicht belohnt, sagte die Beigeordnete bei der gestrigen Unterzeichnung des Kooperationsvertrages zur Suchtarbeit zwischen der Stadt, dem Verein Chill out und der Arbeiterwohlfahrt. Statt Anerkennung hätten die Schulen einen schlechten Ruf. Sinkende Anwahlzahlen seien die Folge, so Müller. Darüber klage jetzt auch Elvira Eichelbaum, Leiterin der Drewitzer Grundschule „Am Priesterweg“. Dabei sei gerade dort durch Problembenennung viel erreicht worden. Inzwischen gebe es einen Schulsozialarbeiter und eine kostenlose warme Mahlzeit für Schüler, die sich das Schulessen nicht leisten können. „Die Priesterweg-Grundschule ist für uns ein Vorzeigebeispiel“, sagte Müller. Die Schule solle jetzt als eine Art Kompetenzzentrum noch mehr in den Mittelpunkt des Stadtteils Drewitz gerückt werden. Dazu liefen Verhandlungen mit dem Bildungsministerium, das dafür Projektmittel zur Verfügung stellen will.
„Wir haben zu einigen Schulleitern ein Superverhältnis“, erklärte Rüdiger Schmolke, Leiter der Chill out-Suchtpräventionsfachstelle. Er halte aber auch nichts vom Gießkannenprinzip. „Wir können mit unserem Angebot nicht alle beglücken“, so Schmolke. Stattdessen strebe die Beratungsstelle im kommenden Jahr eine enge Zusammenarbeit mit ausgesuchten Schulen an. „Darin sind dann aber alle eingebunden: vom Hausmeister bis zum Schuldirektor“, sagte der Stellenleiter.
Chill out und Arbeiterwohlfahrt teilen sich seit fast vier Jahren die ambulante Suchtpräventionsarbeit in der Stadt. Das war nötig geworden, nachdem die Stadtverwaltung 2003 mit der Kürzung der Landesmittel allen Suchtbetreuungseinrichtungen gekündigt hatte. Was als eine Art „Zwangsehe“ begann, sei inzwischen Kooperation im besten Sinne, erklärte Rolf Müller, Leiter der ambulanten Beratungs- und Behandlungsstelle der AWO. Während Chill out vor allem den Bereich Suchtkrankenhilfe abdecke, sei die AWO-Einrichtung auch Therapiestätte. Die städtischen Gelder für die beiden Träger blieben mit insgesamt 285000 Euro im kommenden Jahr unverändert, so die Beigeordnete.Nicola Klusemann
Nicola Klusemann
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